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Du bist das Unsterbliche Selbst

Und so seid ihr hoffentlich mehr und mehr davon überzeugt, „Ich bin das unsterbliche Selbst.“, aber ihr habt noch nicht die volle Verwirklichung. Aber ihr seid auf der Reise dort hin. Und ihr wisst, niemand kann euch diesen Reichtum des unsterblichen Selbst wegnehmen, egal, was passiert. Auch wenn unser Junge, zwischendurch hat er etwas Geld verdient, er geht weiter, fällt unter die Räuber, die klauen ihm alles. Muss er halt wieder sich niederlassen und ein paar Schuhe reparieren oder andere Gelegenheitsarbeiten machen, neues Geld verdienen und weiter nach oben gehen. Und so ähnlich auch, auf unserem Weg zur Verwirklichung, manchmal wird uns unser spirituelles Erreichen vielleicht noch mal weggenommen und wir verheddern uns in der Maya irgendwo und vergessen den Weg und denken manchmal, „Ist es nicht schön hier? Ich bleibe doch lieber da. Was will ich mit dem unsterblichen Selbst?“ Aber irgendwo im Hinterkopf wissen wir, „Ich bin das unsterbliche Selbst. Es gilt, es zu verwirklichen. Und dann erst sind all meine Sorgen vorbei.“ Und beim unsterblichen Selbst sind dann auch alle Sorgen vorbei. Denn angenommen, man ist reich, sind ja nicht alle Sorgen vorbei. Da mögen die finanziellen Sorgen vorbei sein, aber man merkt, man hat noch so viele andere. Das ist manchmal der Vorteil, wenn man finanzielle Sorgen hat, dann ist das Leben irgendwie überschaubar. Nachher überlegt man, „Warum bin ich trotzdem unglücklich?“ Daher, „Erkenne mit beherrschtem Denken und reinem Herzen klar jenes Selbst, die Seele der Seele, als Das, was du wirklich bist. Überquere den uferlosen Ozean der Seelenwanderung mit seinen Wellen von Geburt und Tod. Sei vollkommen. Verankert im Wesen des Absoluten.“.

Ich will beim nächsten Mal auf Fragen eingehen, die ihr vielleicht habt zu Vedanta und Jnana Yoga, spiritueller Weg, Verwirklichung, philosophisch, praktisch und danach ein paar Tipps noch geben für die Praxis. Was heißt letztlich praktischer Jnana Yoga als Sadhana, als spirituelle Praxis? Und dann vielleicht noch ein paar Verse aus dem Viveka-Chudamani lesen.

121. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Das Bewusstsein, die Seele, das Selbst ist jenseits allen Wandels

„Verschieden von der Natur und ihrem ständigen Wandel, dem Wesen nach reines Bewusstsein, die ganze sichtbare und unsichtbare Welt erhellend, unwandelbar stahlt die höchste Seele in den Zuständen des Wachens, des Träumens und des Tiefschlafs, das Ich des Ichs, der unmittelbare Zeuge des Gemüts oder der unmittelbare Beobachter des Gemüts. Erkenne mit beherrschtem Denken und reinem Herzen klar jenes Selbst, die Seele der Seele, als Das, was du wirklich bist.“ (Viveka Chudamani, Vers 135, geschrieben von Sankaracharya)
Auch noch mal wichtig, „Erkenne das Selbst, die Seele der Seele, als Das, was du wirklich bist.“ Ist auch ein Paradox. Ich erkenne jetzt die Seele. Ich erkenne das Selbst. Ich will das Selbst verwirklichen. Eigentlich ist das ein unkorrekter Ausdruck. So ähnlich, wie ich sagen würde, „Ja, jetzt setze ich mich auf die Bühne hin.“ Was muss ich machen, um jetzt auf der Bühne zu sitzen? Nichts, ich sitze auf der Bühne. Jetzt zu sagen, „Ich werde jetzt das Selbst erkennen.“ oder „Ich nehme es mir jetzt vor als großes Projekt, ich werde das Selbst erkennen. Ich werde das Selbst verwirklichen.“ Das macht eigentlich genauso viel Sinn, wie wenn ich jetzt sage, „Ich nehme jetzt das große Projekt auf mich, ich setze mich auf die Bühne hin.“ und noch mehr, „Und ich stelle zwei Mikrofone vor mich hin. Und ich fange an zu sprechen, einen Vortrag zu geben. Das nehme ich mir jetzt vor.“ Was muss ich machen, um jetzt zwei Mikrofone vor mir zu haben? Nichts, sie sind vor mir. Was muss ich machen, um einen Vortrag zu halten? Einfach weiterreden. Was muss ich machen, um mein Selbst zu verwirklichen? Nichts. Einfach das sein, was ich jetzt schon bin. Daher, zu sagen, „Ich muss jetzt mein Selbst erkennen.“, das ist irgendwo inkorrekt und dennoch ist es eine nützliche Arbeitshypothese. Auf eine gewisse Weise ist das auch so wie das Beispiel von dem Schusterjungen. Manche kennen die Geschichte, ich werde sie jetzt sehr verkürzt darstellen. Ihr könnt die auch ausführlicher nachlesen in dem Buch „Yogageschichten“. Ein sehr reicher Mann hatte ein Kind. Das Kind ist entführt worden. Ein Lösegeld ist zwar bezahlt worden, aber dennoch, das Kind ist nicht zurückgegeben worden und stattdessen von Nordindien nach Südindien geschleppt worden. Dort ist das Kind aufgewachsen und es dachte, es wäre ein Schusterjunge. Es hatte aber ein Medaillon dabeigehabt und dann kommt  irgendwann ein Reisender und sagt, „Du bist kein Schusterjunge, sondern du bist der Sohn des reichsten Menschen von Nordindien. Du bist damit – weil Nordindien damals reicher war als Südindien – der reichste Mensch deiner Zeit.“ Was nutzt ihm das in diesem Moment? Und angenommen, der kann den auch davon überzeugen. Nehmen wir jetzt an, es war vor der Erfindung von Wire Transfer, also Onlineüberweisung, nehmen wir an, es war vor zweitausend Jahren, wo das Ganze passiert ist und wo es noch nicht mal so gute Straßen zwischen Nord- und Südindien gab. Aber angenommen, er kann ihn überzeugen, da ist das Medaillon, da sind die Muttermale. Nehmen wir an, er hat sogar ein Gemälde von ihm als Baby, weil der war reich und nehmen wir an – es war zwar in Indien nicht so, aber nehmen wir an, es wäre so gewesen – die reichen Inder lassen ihre Babys auch malen. Er zeigt ihm also ein Bild. Er sieht genau die Muttermale an genau der gleichen Stelle. Er sieht, dass irgendwie die Schädelform doch irgendwo damit einhergeht. Er zeigt ihm ein Bild von seinem Vater, der auch gemalt wurde und er ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten und außerdem, noch dazu, zeigt er ihm Geburtsurkunde und Medaillon stimmt auch. Jetzt weiß er, „Ich bin reich.“ Was hat er davon? Nichts und doch alles. Er weiß, „Ich muss jetzt nicht als armer Schuster weiter mein Dasein fristen. Ich bin reich, andererseits kann ich mir davon noch nichts kaufen.“ Denn es nutzt nichts, wenn er selbst davon überzeugt ist und selbst wenn er andere davon überzeugt, nutzt es nichts. Die werden ihm trotzdem nichts geben, weil die wissen ja nicht, ob jetzt dieser Mann, dessen Vater dreitausend Kilometer nördlich lebt, ob der jetzt irgendwie was dafür bezahlt. Außerdem, wer weiß, ob ein Bote ankommen würde. Also, selbst wenn er das seinen Freunden sagt und vielleicht feiern die es sogar, die werden ihm deshalb keinen Kredit einräumen und der örtliche Kaufmann auch nicht. Er kann nichts sich davon kaufen. Dennoch, in dem Moment, wo er weiß, „Ich bin es.“, weiß er auch, „Und jetzt muss ich es nur umsetzen, ich muss es verwirklichen.“ Wie verwirklicht er es? Er muss dort hin gehen. Er muss sich auf den Weg machen. Und dummerweise, auf dem Weg dorthin, muss er auch essen und er muss trinken und er muss irgendwo seinen Körper hinlegen. Also, er kann auch nicht schnurstracks nach oben gehen. Als armer Schusterjunge muss er zwischendurch Gelegenheitsarbeiten annehmen, muss sein Geld verdienen, weiter gehen und er muss irgendwo betteln und das dauert dann seine Zeit. Aber er weiß, irgendwann wird er ankommen und dann braucht er sich keine finanziellen Sorgen mehr zu machen. Deshalb wird er vielleicht die ganzen Mühen auch gerne auf sich nehmen. Es ist was anderes, als wenn er irgendwo nicht weiß, wie er sein Geld verdienen soll und deshalb bettelt oder ob er weiß, „Ich bin sehr reich und ich muss nur hinkommen.“ und bettelt deshalb. Es ist etwas Unterschiedliches.

120. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Das Selbst ist ewig, unveränderlich, allumfassend

Das Selbst ist ewig, unveränderlich, allumfassend

„Er wird nicht geboren, er stirbt nicht, er wächst nicht, er schwindet nicht, er ändert sich nicht, er ist ewig. Auch wenn sich der Körper auflöst, löst er sich nicht auf. Genauso wenig, wie sich der Raum auflöst, wenn der Topf zerbricht.“ (Viveka Chudamani von Sankaracharya)
Das ist auch so eine Analogie. Analogie zwischen Raum und Gefäß. Jetzt könnt ihr mal gucken. Hier habt ihr ein Glas. Innerhalb des Glases ist Raum und außerhalb des Glases ist Raum. Jetzt könnt ihr mal gucken. Was passiert jetzt mit dem Raum? Was ist mit dem Raum passiert innerhalb vom Glas? Nichts. Mal tut man in den Raum Wasser rein, mal tut man das Wasser raus, an dem Raum ändert sich nichts. Jetzt passt mal auf. Jetzt ist da Raum drin. Beobachtet den Raum genau! I got him. Jetzt habe ich den Raum da drin und jetzt bewege ich den Raum von hier nach dort. Richtig? Und jetzt stelle ich den Raum auf den Kopf. Jetzt stelle ich ihn seitlich. Habe ich wirklich den Raum bewegt? Was habe ich bewegt? Das Glas. Das Glas bewege ich im Raum. Der Raum ist überall. Ich stelle den Raum nicht auf den Kopf, sondern Raum ist überall. Der Raum innerhalb des Glases und der Raum außerhalb des Glases ist alles identisch. Oder jetzt seht ihr einen Körper hier. Ich bin jetzt hier. Und jetzt bin ich da. Und jetzt passt noch mal auf. Jetzt bin ich wieder hier. Richtig? Nein. Ich bin überall. Nur dieser Körper hat sich von hier nach dort bewegt. Das eigentliche Ich hat sich nirgendwo hinbewegt. Heißt, nichts passiert. Das ist so ähnlich auch, manche können vielleicht sehen, da reflektiert sich etwas. Seht ihr das? Könnt ihr hier die Reflexion wahrnehmen? Und jetzt mache ich so. Ändert sich bei der Reflexion nichts. Ich muss jetzt so rum machen. Merkt ihr etwas? Die Reflexion ändert sich. Aber ändert sich dieses Licht? Und angenommen, jetzt nehme ich statt dem hier, nehme ich jetzt diesen Hammer. Da gibt es auch eine Reflexion. Sehr ihr die? Ist die anders oder gleich wie hier? Irgendwie sieht sie anders aus. Und jetzt wandert die Reflexion auch. Irgendwo vor kurzem hatten wir so ein interessantes Phänomen. Dort hatten wir den Swami MuktAnanda drüben im Saraswati raum und da gab es so eine Stehlampe und in der hat sich irgendwie die Abendsonne so reflektiert, dass um ihn herum ein Heiligenschein entstanden ist. Auf manchen Fotos sieht das dann ganz lustig aus. Es ist eine Reflexion und die manifestiert sich dann als Heiligenschein von einer bestimmten Perspektive aus. Daran könnt ihr sehen, gleiche Lampe, unterschiedliche Reflexion, kann sogar von hier nach dort hinwandern. Genauso auch wie der Mond, ist ein anderes Beispiel. Der Mond ist mal voller und mal leerer, mal ist er halb, mal ist er mondsichelförmig, er scheint sogar manchmal größer und manchmal kleiner, das hängt irgendwie mit der Luftfeuchtigkeit in der Atmosphäre zusammen, vielleicht auch von der Entfernung des Mondes zur Erde. Weder wird der Mond größer, noch kleiner, noch verändert sich das Licht der Sonne, es ist nur die Reflexion, die sich ändert. Und mal ist der Mond hier, mal sieht es aus, als ob er dort ist. Gut, der Mond bewegt sich jetzt auch, aber eigentlich, dass der Mond auf der einen Seite aufgeht und auf der anderen untergeht und vermutlich auch im Osten aufgeht und im Westen untergeht, das hängt mit der Bewegung der Erde zusammen. Und so ähnlich auch, die Reflexion des Bewusstseins hängt von den Upadhis ab. Das Bewusstsein selbst bewegt sich nicht, es ändert sich nicht. Dieser Körper hier mag sich verändern. Dieser Körper hier wächst und – was hat er dort gesagt – wird irgendwann geboren und irgendwann stirbt er. Dieser Körper wächst irgendwann, er schwindet irgendwann. Also hier „schwinden“, ist jetzt nicht gemeint, dass er stirbt oder sich auflöst, sondern irgendwo, er schwindet im Sinne von, Zähne schwinden, Augenlicht schwindet, Hörkraft schwindet, Hirnfähigkeiten schwinden, Hautfett schwindet, eine Weile, Bauchfett steigt, irgendwann schwindet es. Vor kurzem war ich in der Kirche gewesen, da war die so genannte Jubelkonfirmation. Das heißt, da ist die eiserne, die diamantene und noch eine andere Konfirmation. Also 60ste, 65ste und 70ste Konfirmation. 60ste Konfirmation, da waren eine ganze Menge. Die 65ste, das waren nur halb so viel. Und bei der 70sten Konfirmation war dort nur ein Ehepaar. Die 60ste Konfirmation, da hatten relativ viele Übergewicht. Bei der 65sten hatten kaum noch Leute Übergewicht. Und bei der 70ste Konfirmation waren alle sehr schlank. Vielleicht sterben die Dickeren früher oder im Alter nimmt man doch wieder an Gewicht ab. Das fand ich ganz interessant, zu sehen. Also, Körper ändern sich. Körper schwinden irgendwann. Auch die Anzahl von Körpern schwindet. Oder als wir hier ins Haus eingezogen sind, gab es 16 Senioren, die hier noch gewohnt haben, weil sie irgendwie 1998 bis 2000 hier eingezogen sind, um ihren Lebensabend zu verbringen. Jetzt haben wir noch zwei Senioren. Sie sind nicht ausgezogen, weil es ihnen nicht gefallen hat, sondern sie sind alle gestorben.

118. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Das Selbst der Atman, erhellt mit seinem Glanz die ganze Welt

„In diesem Körper, in der Reinheit des Gemüts, in der Tiefe der Erkenntnis, im unoffenbarten Raum, leuchtet das strahlende Licht wie die Sonne hoch am Himmel, mit seinem Glanz die ganze Welt erhellend.“ (Viveka Chudamani, Vers 132)
Also, dieses höchste Bewusstsein manifestiert sich auch im Vergänglichen. Also in diesem Körper, was da als Bewusstsein ist, das ist das höchste Selbst. Besonders manifestieren, wenn das Gemüt rein ist. So wie Patanjali auch ausdrückt, „Yogas Chitta Vritti Nirodha. Tada Drastuh Svarupe Vasthanam. – Ist unser Geist zur Ruhe gebracht, dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen.“ Oder an einer anderen Stelle vergleicht Patanjali den Geist, im Sinne von Chitta, was hier in der Übersetzung vom Viveka-Chudamani oft als „Gemüt“ übersetzt wird, er vergleicht das wie ein Kristall. Ein Kristall reflektiert etwas. Also, in unserem Denken und Fühlen wird etwas reflektiert. Und was reflektiert wird, ist letztlich unsere Seele, unser höchstes Bewusstsein. Und je nachdem, wie der Kristall beschaffen ist, wird diese Seele reiner reflektiert oder auch unreiner oder auch farbenprächtiger. Es gibt Kristalle, die brechen alles, diese Prismas, dann wird alles kunterbunt. Es gibt Kristalle, die sind orange oder rot, so wie Rosenquarz und dann kommt das Ganze etwas rötlich gefärbt raus. Oder es gibt andere, die machen alles ein bisschen milchig und ein bisschen bleicher. Aber was gespiegelt wird, das ist unser Selbst. Und damit ist auch jeder Gemütszustand, den wir erfahren, letztlich eine Spiegelung des Selbst. Er wird geprägt durch das Instrument, durch das es gespiegelt wird, aber was gespiegelt wird, ist weiter das Selbst. Und ist das Gemüt rein, sattvig, dann stahlt dieses Selbst in reiner Form durch. „In der Tiefe der Erkenntnis“, also das bezieht sich jetzt auf die Vijnanamaya Kosha. Auch in der Erkenntnis können wir etwas wahrnehmen. Und die höchste Erkenntnis, da wird nicht mehr gesagt „Ich erkenne etwas.“, sondern es ist nur Chid, Bewusstheit, und damit auch reines Wissen. „Das im unoffenbarten Raum leuchtet, wie das strahlende Licht der Sonne hoch am Himmel.“ Also, im unoffenbarten Raum. Jetzt geht er noch ein Stück weiter, es entspricht auch so der Anandamaya Kosha, Karana Sharira, Wonnehülle, Kausalkörper. Es ist jenseits von den Manifestationen, jenseits von Zeit und Raum. Wenn es uns gelingt, in der Meditation einen Zustand zu erfahren, jenseits von Denken und Fühlen, dort sind wir im unoffenbarten Raum, also noch nicht manifesten. Wir sind aber noch nicht verschmolzen. Aber in diesem Bewusstseinszustand, der auch als Sarvikalpa Samadhi oder Samprajnata Samadhi bezeichnet wird, in diesem Zustand, dort erleben wir wie ein Licht, eine Freude, wir erfahren das Selbst. „Mit diesem Glanz die ganze Welt erhellend.“ Also, aus dem Unoffenbarten geht es auch in diese Welt und ohne dieses Bewusstsein können wir uns der Welt gar nicht bewusst werden, genauso wenig wie der Emotionen. Also, ich hatte gestern Abend so das Beispiel gebraucht, stellt euch mal vor, ihr habt Emotionen und ihr seid euch dessen nicht bewusst. Ist so was denkbar? Angenommen, ihr seid furchtbar wütend, aber ihr bemerkt, ihr seid irgendwo in einem anderen Bewusstsein. Ist das möglich, auf der einen Seite wirklich furchtbar wütend zu sein und ohnmächtig zur gleichen Zeit? Entweder man ist wütend oder man ist ohnmächtig. Beides zugleich geht nicht. Man kann zwar unbewusst sein, aber ein Ärger, ohne dass es jemanden gibt, der ihn fühlt, macht keinen Sinn. Und selbst wenn man sagt, „Es schmort auf dem Unterbewusstsein usw.“, gut, aber dann ist es nicht in dem Moment Ärger. Wir merken dieses Schmoren erst dann, wenn wir schmoren. Also, es muss jemand da sein, um es zu erfahren. Angenommen, ihr habt die Augen offen und alles Licht kommt rein, aber euer Bewusstsein ist ganz woanders. Man kann auch mit offenen Augen eingeschlafen sein. Seht ihr dann die Blumen und alles? Oder anders ausgedrückt, kann man im Tiefschlaf sein und sich furchtbar über etwas freuen? Kann man im Tiefschlaf sein und gerade die höchsten philosophischen Gedanken haben? Nein. Alles, was existiert, bedingt das Bewusstsein. Ohne Atman ist keine Erfahrung möglich. Und ohne Atman können wir auch die Welt nicht erleben. Letztlich sogar, ohne Atman gibt es keine Welt.

116. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Meditiere über das Höchste Selbst, den Atman, die Seele

Ich möchte heute Morgen einige Verse aus dem Viveka-Chudamani lesen und ihr könnt diese Verse in ihrer starken Kraft auf euch wirken lassen. Es sind Verse, geschrieben von einem Meister, der in diesem Bewusstsein der Unendlichkeit tatsächlich gelebt hat. Für den das nicht eine Philosophie war, sondern lebendige Erfahrung. Das ist immer wichtig, dass wir uns das auch vergegenwärtigen. Wenn wir über den unendlichen Brahman sprechen, das ist nicht irgendein Konzept der Philosophie, sondern es ist lebendige Erfahrung. Wenn wir über Atman sprechen und das höchste Selbst und die wahre Natur, ist das nicht irgendetwas, was sich mal jemand ausgedacht hat und was in der Tradition überliefert wird und wir überlegen, „Was sagt uns das heute?“, sondern es ist etwas, das große Meister jederzeit, also auch in unserem Zeitalter, erfahren haben und uns sagen, das zu erfahren und dort hinzukommen, das ist das Erstrebenswerteste, was es gibt. Im Grunde genommen, alle Bestrebungen des Menschen sind nur Wege dorthin oder es sind Pervertierungen dieses höchsten Ziels oder es sind Umwege, um zu diesem höchsten Ziel zu kommen. Bewusst oder unbewusst strebt jeder Mensch danach. Und deshalb auch, wenn man diese hohen Aussagen auf sich wirken lässt, auf der einen Seite könnte man sagen, sie sprechen aus einem Bewusstseinszustand heraus, den wir noch nie erfahren haben. Das ist so auch eine gewisse Schwierigkeit. Angenommen, man spricht zu einem Acht- oder Neunjährigem über Verliebtheitsgefühl, der kann damit nichts anfangen, er hat so was noch nicht gehabt. Deshalb kann man auch sagen, angenommen, ein Meister spricht zu uns über die höchste Verwirklichung, dann können wir auch sagen, sagt uns auch nichts, wir haben so etwas noch nicht gehabt. Aber das ist nur eine Seite. Denn auf der anderen Seite haben wir es doch gehabt und auf der anderen Seite ist das das Bewusstsein, was in uns angelegt ist. Es ist das, was tatsächlich wichtig ist.
Und ich lese jetzt einige dieser Verse.
Vers 129, auch wenn es zunächst noch mal eine Wiederholung von gestern ist.
„Durch dessen bloße Gegenwart der grobstoffliche Körper, die Sinne, das Denken und die Intuition in ihren Bereichen wie gelenkt arbeiten. Der ewig Erleuchtete, durch den alle Dinge, vom Ichgefühl bis zum grobstofflichen Körper, die Sinnesobjekte und die Gefühle, wie Wohlbefinden, wie ein Gegenstand, z.B. ein Krug, klar wahrgenommen werden.“
Vers 131
„Das ist das innerste Selbst, die höchste Seele, der uranfängliche Geist, der immerwährende, ungeteilte Freude genießt, der Ewige, Unveränderliche, das reine Bewusstsein, wodurch die Sprache und die Lebenskräfte belebt werden und tätig sind.“

115. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Vom Selbst, dem Atman, der Höchsten Seele

„Vom dem das Universum durchdrungen wird, den aber nichts durchdringt. Der Leuchtende, dessen Wesen Licht ist, den das Universum widerspiegelt, das ist Dieser. Durch dessen bloße Gegenwart der grobstoffliche Körper, die Sinne, das Denken und die Intuition in ihren Bereichen wie gelenkt arbeiten. Der ewig Erleuchtete, durch den alle Dinge, vom Ichgefühl bis zum grobstofflichen Körper, die Sinnesobjekte und die Gefühle, wie Wohlbefinden, wie ein Gegenstand, z.B. ein Krug, klar wahrgenommen werden. Das ist das innerste Selbst, die höchste Seele, der Uranfängliche, der immerwährende, ungeteilte Freude genießt, der Ewige, der Unveränderliche, das reine Bewusstsein, wodurch die Sprache und die Lebenskräfte belebt werden und tätig sind.“ (Viveka Chudamani von Sankara)

Das Selbst, der Atman, ist der Wissende

„Der alles weiß, was im Wach-, Taum- und Tiefschlaf-Zustand geschieht. Der das Gemüt sowie dessen vorhandene oder fehlende Regungen und das Ego kennt. Das ist Dieser. Der selber alles sieht, den aber niemand sieht. Der das Gemüt erleuchtet, den das Gemüt aber nicht erleuchtet. Das ist Dieser.“ (Viveka Chudamani von Sankaracharya).
Das sind jetzt so Verse, die immer einen Refrain haben. Ich will gerade noch mal gucken, wie der auf Sanskrit heißt. „Iti Ayam. Das ist Dieser.“ „Iti – das“ Jedenfalls, dieses „Iti Ayam.“ muss da sein, „Das ist Dieser.“ So wie „Ayam Atman Brahman. – Dieses Selbst ist Brahman.“ Also der, der all das beobachtet, sich dessen bewusst ist, das ist Dieser. Der alles sieht, den aber niemand sieht. Der das Gemüt erleuchtet, den das Gemüt aber nicht erleuchtet, das ist Dieser. Also, wir nehmen hier alles wahr und wer das wahrnimmt, das ist Dieser, dieses Selbst. Aber das Selbst kann nicht gesehen werden. Wir können das Selbst nicht sehen, wir können es nicht hören, wir können es nicht riechen, wir können es nicht schmecken, wir können es noch nicht mal fühlen, noch nicht mal in unserem Herzen. Wir können die Reflexion fühlen, dann sind wir in Anandamaya Kosha. Aber wir können das Selbst nur sein. In dem Moment, wo wir uns nichts anderem bewusst sind, sondern nur sind, in dem Moment ist das Selbst. Aber wir können nicht sagen, dass das Selbst sich selbst wahrnimmt. So ähnlich, wie wir jetzt unseren Hinterkopf nicht sehen können. Können wir mal probieren. Schaut mal euren Hinterkopf an. Geht nicht. Oder schaut mal eure Augen an. Die von eurem Nachbarn, das geht, aber schaut mal eure eigenen Augen an. Geht nicht. Ihr könnt einen Spiegel nehmen, dann sehen wir die Reflexion der Augen im Spiegel. Oder manche schauen gerade in ihre Brille rein, also ich kann da meine Augen nicht sehen, ich weiß nicht, ob du das siehst? Auch nicht. Aber wir können ins Fenster gucken und da kann man die Augen sehen. Wir sehen die Augen in der Reflexion und vielleicht an diesem Fenster könnt ihr sie sehen, aber nicht sehr deutlich. Man kann sagen, wenn das Upadhi reiner ist, dann kann man die Reflexion klarer sehen. Ist das Upadhi unreiner, dann kann man die Reflexion weniger sehen. So wie, eine der Fensterscheiben ist etwas getrübt, dann sieht man es noch weniger. „Das, was das Gemüt erleuchtet, den das Gemüt aber nicht erleuchtet, das ist Dieser.“ Also Gemüt, im Sinne von Manas und auch im Sinne unseres Geistes. Also, ohne Bewusstsein macht unser Gemüt gar nichts. Angenommen, euer Bewusstsein ist weg, wie sind eure Emotionen in dem Moment? Nehmen wir an, ihr seid in Ohnmacht gefallen, Bewusstsein ist weg, welche emotionalen Zustände habt ihr dort, wie viele Gedanken sind in dem Moment da? Oder ist euch schon mal passiert, euer Bewusstsein war woanders und als ihr zurückgekommen seid mit eurem Bewusstsein, habt ihr erlebt, was für ein unglaubliches emotionales Chaos dort ist, während ihr mit eurem Bewusstsein wo anders wart? Ist euch das schon mal passiert? Nein. In dem Moment, wo das Bewusstsein weg ist, in dem Moment gibt es auch kein emotionales Chaos. Darauf beruht ja auch das Prinzip der Ablenkung. Wenn wir unser Bewusstsein mit etwas anderem beschäftigen, dann ist erstmal Ruhe. Natürlich, mag sein, dass da im Unterbewusstsein noch irgendetwas arbeitet und schmort und wenn man sich nicht damit beschäftigt, dann kommt es nachher doppelt und dreifach. Manchmal, aber auch nicht immer. Tatsächlich hat sich für viele Situationen die Ablenkung als ein gutes Manöver dort gezeigt. Angenommen, man hat eine schlechte Angewohnheit, man hat irgendwo vielleicht verstanden, warum man sie sich angewöhnt hat, man ist darauf irgendwie eingegangen, man hat sie mit etwas Klügerem ersetzt. Man hat sich etwas vorgenommen, dann kommt wieder der Wunsch, was macht man dann? Ablenkungsmanöver. Nicht darüber nachdenken, nicht schon wieder sagen, nicht eine Begründung geben, sich nicht über sich selbst ärgern, warum das wieder da ist, nicht wieder Für und Wider abwägen, sondern sagen, „Ich habe mich entschieden. Danke, liebes Unterbewusstsein, dass du mir treu bist und den gleichen Wunsch und die gleiche Handlungstendenz wieder vorschlägst. Ich danke dir, ich habe mich anders entschieden und jetzt beschäftige ich mich mit etwas anderem.“ Also, die ganzen Emotionen, alles ist da, solange Bewusstsein da ist. Deshalb, Bewusstsein erleuchtet das Gemüt, aber das Gemüt kann nicht das Bewusstsein erleuchten. Es ist nicht möglich, wirklich das Bewusstsein irgendwo zu erspüren und zu erfühlen. „Ich erfühle jetzt das Bewusstsein.“ Mit wem identifizieren wir uns jetzt? Mit den Gefühlen. So wie manche sagen, „Ich habe eine Seele.“ und „Ich habe ein Bewusstsein.“, genauso, „Ich habe ein gelbes Hemd an.“ Erstens habe ich ein Bewusstsein, zweitens habe ich eine Seele und drittens habe ich ein Hemd an. Ich habe also drei Attribute. Und viertens habe ich noch eine Brille. Das könnte ich noch endlos fortsetzen. Aber die ersten beiden Aussagen sind unsinnig. Nicht, „Ich habe eine Seele.“, nicht, „Ich habe ein Bewusstsein.“, sondern Bewusstsein manifestiert sich als ich. Und dann, wenn dieses Ich, Ahamkara, dann da ist, dann identifiziert es sich mit allem Möglichen anderen und denkt, es hat alles Mögliche. Aber ich habe kein Bewusstsein, ich bin Bewusstsein. Nicht ich habe eine Seele, sondern das wahre Ich ist die Seele. Und diese Seele kann nicht wahrgenommen, nicht gesehen, nicht erspürt, ertastet und sonst was werden. Nur dann, wenn die Seele sich mit nichts anderem beschäftigt, in dem Moment ist sie selbst strahlend und in dem Moment ist sie da. Aber sie kann reflektiert werden und deshalb kann man doch sagen, wir können Gott erspüren und wir können uns selbst erfahren und erfühlen im Herzen. Aber in Wahrheit fühlen wir nicht uns, sondern die Reflexion und das ist dann Anandamaya Kosha.

Teil 114 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Vedanta im Alltag

Wir kommen zum letzten Teil dieses Seminars, dieser Weiterbildung, der Beschäftigung mit dem Viveka-Chudamani und da ist es noch mal besonders wichtig, dass ihr euch vergegenwärtigt, dass das Studium dieser Schrift und die Behandlung mit diesen großartigen Weisheiten etwas Wichtiges ist. Es mag zwischendurch etwas theoretisch klingen und man mag überlegen manchmal, „Was hat das mit meinem praktischen Leben zu tun?“, aber es hat sehr viel mit dem praktischen Leben zu tun, es hat sehr viel mit dem Alltag zu tun, es hilft uns nämlich, das zu erkennen, was tatsächlich wichtig ist. Auf gewisse Weise ist Jnana Yoga nicht der Aufregendste alle Wege. Es gibt keine Farben der Chakras, es gibt nicht ständig irgendwas Neues und angenommen, ich hätte euch jetzt während dieser Woche mit Sanskrit-Worten bombardiert und euch alles über Jahad Lakshana, Jahad-Ajahad Lakshana und Bhagatyaga Lakshana und die 22 Nyayas und noch mal alle Wiederholungen aller 5 Koshas, wäre sehr theoretisch gewesen. Obgleich ich das vielleicht auch irgendwann mal mache. Aber nicht umsonst habe ich am Anfang relativ viel interpretiert über dieses Mumukshutwa und das gilt es sich wieder bewusst zu machen. Mumukshutwa, der intensive Wunsch nach Befreiung. Manchmal kommen dann natürlich auch verschiedene Prüfungen auf dem Weg. Am Anfang sagt man, „Ja, ich will die Befreiung erreichen.“, aber wehe, es gab nicht genügend Kartoffeln. „Ich bin eins mit dem Unendlichen. Ich bin nicht dieser Körper, nicht diese Gedanken.“ aber wehe, jemand hat mich schräg angeschaut. Man kann ruhig sich ärgern, man kann ruhig schlechter Laune sein, alles o.k. Vom Jnana-Yoga-Standpunkt aus ist das letztlich unerheblich. Auch – erinnert euch – es gibt die Shatsampat 1. Grades und 2. Grades. 1. Grades wäre diese Gleichmut, man wird gar nicht mehr berührt davon. Shatsampat höheren Grades oder einfacheren Grades, könnte man auch sagen, ist, man hat ruhig auch Emotionen, aber man identifiziert sich nicht damit. Denn letztlich sind auch die Emotionen nicht unsere eigenen Emotionen, die laufen irgendwo ab. Geärgert haben sich schon so viele andere Menschen. Glaubt ihr das? Oder glaubt ihr, dass euer persönlicher Ärger der einzige ist in diesem Universum? Mindestens ist er der schlimmste oder der besonderste, oder? Oder, dass euer Wunsch nach irgend etwas so besonders ist? Letztlich laufen kosmische Geschehen in jedem einzelnen ab. Das ist so ähnlich, angenommen, ihr fahrt mit dem Zug von hier nach Kassel-Wilhelmshöhe und dann schaut man dort raus und man sieht, wie wunderschön die Landschaft ist und aus jedem Fenster guckt jemand anderes raus und sieht die gleiche Landschaft. Ist das jetzt meine persönliche Erfahrung? Wie viel Millionen Fahrgäste haben schon die schöne Landschaft dort gesehen. Letztlich läuft Erfahrung ab, aber wir sind nicht diese Erfahrung. Und wenn ihr jetzt die Intensität von Mumukshutwa und die Intensität des Wunsches, die Wahrheit zu erfahren, weiter steigert, dann kann es noch die nächsten Tage besonders tief werden und kann besonders viel bedeuten.

105. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Die Zeit ist subjektiv

Auch die Zeit ist nicht gleich, wie ihr wisst. Es gibt keine gleichmäßig fließende Zeit. Angenommen, ihr wartet eine Stunde am Flughafen und ihr trefft dort euere beste Freundin aus der Jugendzeit. Ihr habt euch lange nicht gesehen und ihr versteht euch weiter besonders gut. Ihr habt jetzt 60 Minuten, um miteinander zu sprechen. Wie lange dauern die 60 Minuten? Sie gehen sehr schnell vorbei. Und angenommen, ihr seid dort am Flughafen und ihr trefft dort jemanden, die Nervensäge von früher, die euch schon damals gelangweilt hat und ihr könnt dem aber nicht entgehen, mindestens meint ihr das. Wie lange dauern diese 60 Minuten? Ewig, subjektiv. Aber es geht auch noch weiter, wer sich mit Einsteinscher Relativitätstheorie mal beschäftigt hat. Ereignisse, die der eine… Nehmen wir an, es gibt zwei Ereignisse, A und B und A ist die Vergangenheit, B ist die Zukunft. Der eine sieht, dass erst A passiert und dann B und ein anderer sieht erst B und dann A. Das gibt es tatsächlich als Gedankenexperiment von Einstein. Irgendwo mehrere gehen in nahe Lichtgeschwindigkeit aneinander vorbei und dann sieht der eine das eine Ereignis zuerst und dann das andere und der andere umgekehrt. Oder es gibt auch die subatomaren Teilchen, die Antimaterie, die verhält sich so, als ob sie in der Zeit rückwärts fließt. Also angenommen, wir würden mal einen Moment lang innehalten und uns mit einem subatomaren Teilchen unterhalten und vielleicht bilden ja die subatomaren Teilchen auch Körper und die könnten vielleicht sogar sprechen und dann könnten die uns erzählen, was als nächstes passiert und wir könnten denen erzählen, was als nächstes bei ihnen passiert. Und dann ist sogar denkbar, die subatomaren Teilchen kommen vom Tod, sind erst sehr groß, schrumpfen immer weiter und irgendwann verschwinden sie im Mutterleib, muss ja nicht nur andersherum gehen. Wenn wir darüber nachdenken, was ist jetzt wirklich?

Teil 101 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Jeder Mensch lebt in seiner eigenen Welt

Jeder Mensch lebt in seiner eigenen Welt. Jeder lebt in seinem eigenen Universum. Und vielleicht haben die Universen, die wir haben, gewisse Gemeinsamkeiten und so können wir miteinander kommunizieren. Sie haben sicherlich vieles Getrenntes voneinander und das macht es letztlich faszinierend. Es ist einer der faszinierenden Beschäftigungen, meine ich mindestens, Menschen zu verstehen in ihrem eigenen Universum. Wobei die Behauptung, Menschen zu verstehen, ist eine Anmaßung. Meint ihr, man kann einen anderen Menschen Hundertprozent verstehen? Preisfrage. Wer von euch versteht sich selbst Hundertprozent? Ich versuche seit 35 Jahren, mich zu verstehen. Ich bin mir bis heute immer wieder für eine Überraschung gut. Immer dann, wenn ich glaube, jetzt habe ich wieder einen essentiellen Bestandteil meines Denk-, Reaktions- und Fühlschemata verstanden und kann das künftig besser voraussagen, läuft es wieder anders. Wenn man sich selbst nicht verstehen kann – und es ist auch nicht nötig, sich vollständig zu verstehen. Es ist hilfreich, sich in groben Zügen zu verstehen und seine eigenen Reaktionen irgendwie einschätzen zu können, wertschätzen zu können, vielleicht nicht Sklave davon zu werden, aber letztlich auch wissen, so ganz hundertprozentige Herrschaft über unseren eigenen Geist ist weder möglich noch notwendig. Und das macht es vielleicht faszinierend. Ähnlich auch mit anderen Menschen. Es ist faszinierend mal so ein bisschen das andere Universum kennen zu lernen und da möchte ich euch durchaus ermutigen. Das hilft dem Jnana-Yoga-Verständnis, wenn man sieht, verschiedene Menschen, gleiche Situation, unterschiedliches Erleben. Angenommen z.B., ich würde euch jetzt den Nachmittag sagen, ihr habt zwar frei, aber jetzt schreibt mal vier Stunden genau, wie war die Erfahrung dieser Woche für euch. Was habt ihr wahrgenommen? Wie war es? Was waren eure emotionalen Reaktionen darauf? Wie findet ihr das Ganze? Was ist sonst noch gelaufen. Wir hätten dort festgestellt, so viele faszinierende Universen. Und man sollte sein eigenes Universum dort nicht so ernst nehmen. Swami Vishnu-devananda hat so zwei Sachen manchmal gesagt, „Don’t trust your mind.“ Und das zweite ist, „Don’t take yourself too seriously.“ Also, „Traue deinem eigenen Geist nicht.“ Das klingt jetzt vielleicht nicht ganz so positiv, aber das ist eben gemeint. Denke nicht, dass so, wie du die Welt wahrnimmst, dass sie so ist, sondern lächle darüber, „Aha, ich habe das jetzt so und so wahrgenommen. Ich denke, der Mensch meint das so und so.“ Im Grunde genommen, ein Zeichen für einen Schizophrenen ist, dass er fest der Überzeugung ist, „Das ist so und so und nicht anders und wenn andere etwas anderes behaupten, dann haben die Unrecht.“ Zeichen eines reifen Aspiranten ist, er nimmt die Welt so und so wahr, mag irgendwo hilfreich sein, die Welt so und so wahrzunehmen, er weiß, andere nehmen sie anders wahr und die haben auch ihren Grund. Natürlich, man muss dann auch handeln. Man kann jetzt nicht einfach nur verharren in dieser wunderbaren Faszination, dass jeder Mensch alles anders sieht, manchmal muss man auch Entscheidungen treffen. Also z.B., Vater von einem Teenager wird feststellen, „Mein Universum ist so, das Universum meines Sohnes ist so. Der mag seine Gründe haben, sein Universum so wahrzunehmen. Ich habe meine Gründe, mein Universum so wahrzunehmen. Ich bin der Erziehungsberechtigte. Ich werde jetzt bestimmen, wo es langgeht. Im vollen Bewusstsein, dass das, was ich da sage, im Universum meines Filius zu Schmerzen und Rebellion führen wird.“ Versteht ihr, was ich meine? So müssen wir dann irgendwie handeln und eben sagen, „Ich bin halt jetzt dein Vater und ich bestimme das in der Situation.“ Ob das immer geht, ist eine andere Sache. Ab Teenager-Alter vielleicht noch weniger. Aber manchmal, diejenigen die Teenager haben – die sehe ich mit einem besonders melancholischen Lächeln hier – die haben so etwas schon öfters versucht. Aber es ist ein Unterschied, ob man sagt, „Die Jugend von heute, keinen Benimm mehr. Zu meiner Zeit war es ganz anders. Die verbringen jetzt heute die ganze Zeit in „world of warcraft“ oder irgendwo jettend im Computer oder Anschauen von zweifelhaften Seiten. Zu meiner Zeit war das ganz anders.“ Nur, wer sich noch erinnern kann an seine Jugend, der weiß, was die Eltern damals gesagt haben. Und ihr könnt euch bewusst sein, was die Großeltern euren Eltern zu ihrer Jugend gesagt haben. Und mit die ältesten schriftlichen Zeugnisse der Menschheit sagen, früher war alles besser und die Jugend von heute taugt nichts. Es ist also beständig seit 3000 v. Chr. schlechter geworden, in der Wahrnehmung von denen, die über die Teenagerzeit hinausgegangen sind. Objektiv wissen wir, es ist nicht schlechter geworden. Die Zeit heute ist besser, als die vor 70 Jahren. Überlegt mal, was da war. Die Zeit heute ist besser, als vor 90 Jahren, wer ein bisschen Geschichtsverständnis hat. Und besser als vor 200 Jahren, behaupte ich jetzt hier in meinem geistigen Universum. Aber wenn andere anderes meinen, haben die ihr Universum. Wir leben also in verschiedenen Universen und wir können, wenn wir mit anderen Menschen zu tun haben, durchaus eben sagen, „Du wohnst in einem anderen Universum, ich kann es ein bisschen verstehen. Dennoch muss ich jetzt sagen, in dem Fall habe ich die Verantwortung und in diesem Kontext ist mein Universum das Entscheidende.“ Ich gebe euch ein anderes Beispiel. Ich bin ja hier Leiter des Ashrams und dort habe ich manchmal auch Aufgaben, die nicht nur angenehm sind. Früher habe ich z.B. auch 4-wöchige-Yogalehrerausbildungen geleitet und da gibt es ab und zu mal jemand, der hat gesagt, „Ich bin hier in der Natur und da sind so schöne Bäume. Ich finde es viel besser, als morgens dort zu sitzen und den ganzen Tag zu sitzen, dort morgens einen Spaziergang zu machen und dort mit den Vögeln zu kommunizieren und den Bach zu spüren und zur Quelle zu gehen und mich an einen Baum zu setzen. Ist doch viel besser.“ Jetzt könnte ich reagieren oder hätte reagieren können, „Die Yogaschüler von heute. Undisziplinierter Haufen. Zu meiner Zeit vor 28 Jahren war das anders. Als ich die Yogalehrerausbildung gemacht habe, um 4:00 Uhr waren da fünf bis sechs Leute schon aufgestanden. Ich habe Pranayama gemacht erstmal 2 Stunden vor 6:00 Uhr und der andere hat zwei Stunden Asanas gemacht. Der nächste hat zwei Sunden Harmonium gespielt und der nächste hat zwei Stunden meditiert. Die Jugend von heute oder die Schüler von heute, denen muss ich es jetzt zeigen und sagen,  undisziplinierter Mensch, der du bist. Uneinsichtig. Unreif.“ Dann wäre ich selbst unreif. Oder ich kann eben sagen, „Du magst ganz recht haben. Vielleicht ist es für dich schön, morgens spazieren zu gehen. Vielleicht ist es für dich schön, mit Bäumen und Blumen zu kommunizieren. Und vielleicht solltest du in Yogaferien überwechseln. Da kannst du das nämlich sehr gut machen. Du bist jetzt in einer Yogalehrerausbildung und damit gelten die Regeln der Yogalehrerausbildung. So wie die Richtlinien sind und die Richtlinien sind aus gutem Grunde so. Und die Yogalehrerausbildung ist ein eigenes Konzept und sie führt, wenn man sich daran hält, zu einer gewissen inneren Transformation, sie führt dazu, dass man klassisches Yoga in der Tradition von Swami Sivananda und Swami Vishnu-devanandadevAnanda versteht und erfährt.“ Aber deshalb, der andere, der das andere denkt, ist ja deshalb nicht schlecht. Und wenn er dann aussteigt, dann bin ich nicht böse. Ich bedauere es manchmal, denn ich habe es noch nie erfahren, dass jemand nach vier Wochen gesagt hat in der Abschlussrunde oder auch schriftlich, „Ich wünschte, ich wäre nach fünf Tagen ausgestiegen oder nach drei Tagen.“ Aber sehr häufig kommt es, dass sie dann sagen, „Nach einem oder zwei Tagen wollte ich fliehen und habe mir gedacht, wo bin ich hier hineingeraten, aber ich bin mir selbst dankbar, dass ich durchgehalten habe.“ Ich hoffe, ihr versteht, was ich damit meine. Das ist auch so eine Jnana-Yoga-Einstellung. Es gibt keine objektive Wirklichkeit und es gibt letztlich nicht objektiv richtig und objektiv falsch. Was in dem einen Kontext richtig ist, ist in einem anderen Kontext unrichtig. Auch wenn wir z.B. von Ahimsa sprechen, jetzt von der Ethik, ist auch eine Frage. Da gibt es auch wieder Kontexte, wo es richtig ist oder unrichtig. Einen Menschen umzubringen ist richtig oder nicht richtig? Grundsätzlich klar, unrichtig, ethisch falsch. Aber angenommen, dort gibt es jemanden, der hat eine Atombombe und ist auf einem Hochhaus und hat den Zünder und will ihn gerade rausnehmen. Gegenüber hat die Polizei einen Scharfschützen postiert. Ist es jetzt richtig, wenn die Polizei diesen, der gerade die Hand an diesen Zünder hat, erschießt oder ist es falsch? Ich glaube, hier wird fast jeder der Meinung sein, es ist richtig. Es wäre sogar falsch, wenn der Schütze zögern würde. Aber in einem anderen Weltanschauungskontext könnte man es wieder anders sehen. Nur in dem Weltanschauungskontext des Yogas und im Weltanschauungskontext des Rechtssystems der Bundesrepublik Deutschland, die glücklicherweise weitestgehend, mindestens in ihren Grundsätzen, identisch sind, dort gelten diese Prinzipien. Aber das heißt nicht, dass sie in jedem Kontext die richtigen wären. Dennoch, aus einem Kontext heraus muss man Entscheidungen treffen, ohne den anderen zu verurteilen. Das ist durchaus auch etwas, was wir ja in der heutigen Zeit nicht nur in Yogakreisen haben, sondern insgesamt. Menschen haben unterschiedliche Motive, die Motive haben ihre Begründung, Begründungen in der Grundstruktur des Menschen, Begründungen in Genen, Begründungen in ihrer Erziehung, Begründung in wie auch immer. Jeder Mensch hat irgendwelche nachvollziehbaren Gründe, warum er so handelt, wie er handelt, dennoch, im zwischenmenschlichen Zusammenleben ist halt manches angemessen und manches nicht angemessen. All das gehört zur Viveka von Satya und Mithya. Und wenn ihr darüber so ein bisschen nachdenkt, hoffe ich, dass ihr künftig noch mehr von euch selbst abstrahieren könnt. Never trust your mind, also, trau deinen eigenen Geist nicht. Also nicht im Sinne, alles was man denkt, dass man das gleich für wahr hält und jede Emotion, die geschieht, für angemessen hält, das ist der eine Aspekt. Never trust your mind and don‘t take yourself zu seriously, nimm dich selbst nicht zu ernst. Das, was man denkt und fühlt, ist eine Möglichkeit der Wahrnehmung. Durchaus in seinem Kontext auch eine gute, aber manchmal muss man auch nicht danach handeln. Und das ist eben auch wieder das, was der Jnana Yogi kann, auch in dieser Viveka Atma-AnAtma, er kriegt eine Wahrnehmung, die auch emotional sein kann und er sagt, „O.k., das sagen mir jetzt also meine Gedanken, das sagen mir meine Emotionen, aber ich bin das nicht. Ich habe eine gewisse Freiheit dem zu folgen oder nicht zu folgen und ich habe auch die Freiheit zu sagen, das glaube ich jetzt nicht, dass das so korrekt ist.“ Die Unterscheidung geht aber noch weiter. Also, Interpretation, Wahrnehmung, Reflexion im eigenen Universum.

Teil 99 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Viveka, die Unterscheidung zwischem dem Wirklichen, der Wahrheit, und dem Unwirklichen, der Täuschung

Viveka-Chudamani, Kleinod der Unterscheidung. Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst, Atma-AnAtmaViveka. Die Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen. Die Unterscheidung zwischen wahrem Glück und scheinbarem Glück. Gestern bin ich etwas unfangreicher auf die Atma-AnAtmaViveka eingegangen. Heute Morgen will ich etwas eingehen auf die Satya-Mithya-Viveka, also die Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen. Und dazu wollen wir eine kleine Analyse machen unserer Erfahrung und uns bewusst werden, worauf beruht unsere Erfahrung eigentlich. Was wissen wir von der Welt? Und ich will zunächst mal – das typische Bild, das die meisten Menschen haben, wenn sie über die Wahrnehmung sprechen. Da gibt es also zunächst mal eine objektive Welt und da gibt es einen Beobachter und der sieht oder er hört und so kommt über Sehen und Hören und durch die anderen Sinne Information aus der Welt in unseren Geist und bildet praktisch die Wirklichkeit ab. Ich glaube, dieses Konzept dürfte jedem klar sein. Da gibt es eine äußere Welt, wir nehmen sie wahr mit unseren fünf Sinnen und wir nehmen diese Wirklichkeit allerdings auch nur auszugsweise wahr, denn unsere Sinne haben gewisse Grenzen und wer sich mit Wahrnehmungspsychologie beschäftigt hat, der weiß, da gibt es ganz große Verwirrungen. Zunächst mal, wir sehen nur ein gewisses Spektrum. Irgendwo soundso viel Hz bis soundso viel Hz sehen wir und soundso viel hören wir und das und das riechen wir. Wir nehmen also die Wirklichkeit nur Ausschnittsweise wahr. So könnte man sagen, wenn wir jetzt das, was wir hier widergespiegelt finden, mit der Welt vergleichen, könnte man das erste Modell machen. Das wäre die ganze Welt und wir sind uns dieses Teiles der Welt bewusst. Also, wir sehen einen Ausschnitt der Welt. Aber immerhin sehen wir einen Ausschnitt der Welt. Aber jetzt geht es noch mal etwas weiter. Nämlich, wir sehen einen Teil der Welt und anschließend interpretieren wir diesen Teil der Welt. Wir vergleichen ihn mit unseren bisherigen Erfahrungen und zwei Menschen mögen das Gleiche sehen und etwas ganz anderes wahrnehmen. Nehmen wir mal an, zwei Menschen sehen einen Menschen, der einen starren Gesichtsausdruck hat. Der eine denkt, „Der mag mich nicht, der ist auf mich sauer, ich habe irgendwas falsch gemacht.“ und der andere denkt, „Der ist gerade in tiefen Gedanken.“, er sagt vielleicht sogar, „Er ist in tiefer Wonne, so weit, dass er in höheren Sphären ist.“ Das ist gar nicht so selten, dass Menschen den gleichen Gesichtsausdruck ganz unterschiedlich interpretieren. Wir nehmen also keine Welt so wahr, wie sie ist, sondern wir nehmen die Welt letztlich über unsere Interpretation wahr. Kommen wir zum nächsten Modell. Wir könnten sagen, Teile von dem, wie wir die Welt wahrnehmen, entsprechen der Welt, wie sie ist, und Teile entsprechen ihr wiederum nicht. Jetzt kommen wir noch weiter. Wenn wir jetzt nämlich z.B. die moderne Physik anschauen, dann wissen wir, es gibt keine Farben, es gibt keine Formen, es gibt keine Klänge, es gibt keine Gerüche, sondern was gibt es nur? Schwingungen, Energiewellen. Und all diese Energiewellen, die werden dann interpretiert. Also, wenn wir auf die moderne Physik kommen, dann können wir gar nicht sagen, es gibt eine äußere Welt mit Menschen und Tieren und Pflanzen und wir sehen einen Teil davon, von dem, was außen ist und wir nehmen einen Teil nicht wahr und zum Teil sehen wir es falsch, nehmen wir es falsch war, aber mindestens teilweise nehmen wir es richtig wahr. Letztlich, dass wir eine Welt sehen von Farben und Formen, ist eine Leistung unseres Geistes. Das wird noch klarer. Z.B. angenommen, jemand ist blind, blind geboren. Wie nimmt er oder sie die Welt wahr? Ganz anders. Gerüche sind wichtiger, Geräusche sind wichtiger, Fühleindrücke, Tastsinn wird wichtiger. Jemand, der blind ist und jemand, der taub ist, die leben in gänzlich verschiedenen Welten. Faszinierend, aber es sind letztlich für die beiden, die Erfahrung ist gänzlich unterschiedlich. Oder noch ein anderes Beispiel. Angenommen, jemand ist einfach nur rot-grün-blind, dann sieht er keinen Unterschied zwischen rot und grün. Da wird es dann keinen Unterschied geben zwischen dem Gewand von Krishna – z.B. hier gibt es rechts und links Blumen, die sind rot-grün. Die würden nicht sehen, dass das Laub eine andere Farbe hat, als die Blüten. Wer hat jetzt Recht? Der dort rot und grün sieht oder der, der das alles als eine Farbe sieht. Beide haben Recht. Man könnte sagen, der, der rot-grün sieht, der hat ein weiteres Wahrnehmungsspektrum. Er hat mehr Informationen. Aber ob mehr Informationen immer wirklicher sind, ist eine andere Frage. Nehmen wir noch ein weiteres Beispiel. Wenn wir die Wahrnehmung von Tieren sehen, z.B. für einen Hund. Ein Hund – ich weiß jetzt gar nicht, wie sieht der? Also, man behauptet, dass der Hund schwarz-weiß sieht. Woher weißt du, dass er schwarz-weiß sieht? Vielleicht sieht er rot-grün, vielleicht sieht er gelb-blau. Vielleicht ist das ein ganz anderes Bild, was er dort sieht. Vielleicht sieht er da gar nicht so wie wir. Die Sinneswahrnehmung seines Auges heißt noch lange nicht, dass er tatsächlich Bilder sieht. Vielleicht interpretiert sein Hirn das, was er sieht, ganz anders als Bilder. Wissen wir nicht. Dafür riecht ein Hund sehr viel genauer. Und er hört auch, ich weiß nicht, wie viel mal besser als ein Mensch und auch sehr viel lauter als ein Mensch. Wie ist jetzt die Wahrnehmung von jemandem, der hauptsächlich riecht. Ein Hund riecht sogar Entfernungen. Wie macht man das? Oder ich habe mich mal intensiver beschäftigt mit der Psychologie eines Pferdes. Ich hatte euch ja schon mal erzählt, dass ich mal gedacht habe, ich will mal die Welt wahrnehmen, wie mein Pferd. Wenn ich mein Pferd verstehen will, sollte ich die Welt wahrnehmen wie ein Pferd und dort habe ich eine Weile zur Übung gemacht, ohne Wortgedanken die Welt wahrzunehmen. Das hat mich in verschiedene transzendente Bewusstseinszustände, veränderte Bewusstseinszustände, Einheitsgefühle geführt als Teenager. Und dann habe ich aber mal ein Buch gekauft über die Psychologie des Pferdes und spätestens da wusste ich, dass der Versuch, die Welt wahrzunehmen wie ein Pferd, gänzlich unsinnig ist. Vielleicht nicht unsinnig, aber er kann nicht von Erfolg gekrönt werden. Dort hieß es nämlich auch, das Pferd sieht nur schwarz-weiß. Ich habe mich schon damals gefragt, woher wissen die, dass das Pferd schwarz-weiß sieht und nicht rot-grün oder in Braunschattierungen. Jedenfalls kann ein Pferd Farben nicht wirklich unterscheiden, sondern nur Helligkeit. Pferd, laut diesem Buch – ich weiß nicht, ob es noch dem heutigen Stand der Wissenschaft entspricht – laut diesem Buch, sieht es auch keine Entfernungen, sondern ein Pferd hört Entfernungen. Pferd funktioniert mit Echolot, weshalb es dann manchmal auch diesen Pfrrr-Laut ausstößt, wenn es nicht mit den Hufen Lärm macht und dann kann das Pferd hören, wie weit es weg ist. Wenn man einem Pferd die Ohren so zu macht, dass es nichts mehr hört, dann wird es auf der Weide gegen Bäume rennen und gegen die Zäune. Wenn man dagegen einem Pferd die Augen verdeckt, wird es weiter grasen und gehen, aber nirgendwo anstoßen. Außerdem riecht ein Pferd wiederum anders. Jetzt, wie ist eine solche Wahrnehmung? Man hört Entfernungen, man sieht aber keine Entfernungen und man sieht auch keine Farbunterschiede. Noch weiter. Jetzt könnte man weiter sagen, wir haben Sinne, die auf unterschiedliche Weise die Welt interpretieren und sichtbar machen. Es ist aber doch irgendwo noch objektiv, aber irgendwo machen wir die Welt sichtbar. Und jetzt geht es aber noch weiter.

Teil 96 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Das Selbst ist Satchidananda – Sein Wissen Glückseligkeit

Aber ihr kennt die drei Beschreibungen des Selbst. Wie nennen die sich? Sat, Chid und Ananda. Ich vermute, irgendwo habt ihr das schon Tausend Mal gehört. Sat, reines Sein. Chid, reine Bewusstheit. Ananda, reine Wonne. Also Sat, reines Sein. Nicht irgendein Sein, sondern reines Sein, absolutes Sein. Vom Lateinischen her, absolut heißt losgelöst. Wir identifizieren uns jetzt mit einem beschränkten Körper. Damit ist es ein begrenztes Sein. Und der Körper reflektiert unser unendliches Sein und deshalb haben wir Sehnsucht nach dem unbeschränkten Sein. Mensch ist letztlich nicht zufrieden mit dem, was er hat. Irgendwo weiß er, es muss mehr geben. Und egal, wie viel Euro man hat, und egal, wie viel Macht man hat, und egal, wie viel man weiß, man will immer mehr. Man kann diesen Wunsch nach mehr irgendwie betäuben und sich zufrieden geben, aber im Inneren des Menschen weiß man irgendwo, „Ich bin nicht so beschränkt.“ Und es ist auch in der Meditation möglich und ich vermute, die Mehrheit von euch hat solche Erfahrungen mindestens schon mal gehabt, es ist möglich, sich als reines Sein zu erfahren. Es ist möglich, mal nicht die Beschränkungen des Körpers zu spüren. Viele haben das schon andeutungsweise erfahren in der Ausdehnungsmeditation, manche vielleicht schon beim ersten Aufenthalt hier im Haus Yoga Vidya, wo ja in der ersten Woche ist ja meistens irgendwo auch die Ausdehnungsmeditation dabei oder die Ausdehnungsentspannung. Manche sind dort plötzlich in der Meditation mal hineingefallen in einen Zustand, wo man plötzlich den Körper nicht mehr spürt und irgendwo eine Weite und Verbundenheit fühlt. Und aus dieser Reflektion, „Es gibt ein Sein, aber ich bin nicht der Körper.“, weiß man, „Ich bin.“ Aus der Erfahrung in der Meditation, dass dieses Sein unendlich ist, daher können wir aus der Erfahrung schließen, „Ich bin absolutes Sein.“ Und noch etwas. Aus der Analyse von Subjekt-Objekt, kommt auch klar hervor, wir können gar nichts Beschränktes wirklich sein vom Standpunkt des Bewusstseins aus. Alles, was in Zeit und Raum ist, ist beobachtbar. Angenommen, ihr hättet eine bestimmte Ausdehnung. Ihr sagt, „Gut, ich bin nicht der Körper, aber ich bin der Astralkörper. Ich bin drei Meter breit.“ Jemand mit einer guten Aura hat drei Meter Breite. Deshalb braucht ihr euch jetzt nicht Gedanken zu machen, habt ihr fünf Zentimeter oder zwanzig mehr oder weniger. Astralkörpermäßig ragen wir weit über alle Fettdatus hinaus. Wenn wir uns jetzt wahrnehmen würden als drei Meter Durchmesser, dann könnte ich das wahrnehmen, dann könnte ich sagen, „Bis wohin rage ich?“ und dann auch, „Und wer beobachtet, bis wohin ich rage? Von wo aus merke ich, dass ich bis dahin rage?“ Versteht ihr das? Also alles, was beschränkt ist, da gibt es ein Bewusstsein, dass das beobachtet, wie weit es beschränkt ist und damit bin ich nicht das Beschränkte. Oder auch in Zeit begrenzt. Wenn wir jetzt überlegen, „Wann bin ich in die Existenz gekommen?“ Und dann würde man fragen, „Und wer beobachtet, ab wann man in die Existenz gekommen ist?“ Wenn ich beobachte, dass ich irgendwann in die Existenz gekommen bin, muss es jemanden geben, der beobachten kann, ab wann man in die Existenz gekommen ist. Damit ist Bewusstsein an sich nicht beschränkt. Es ist weder durch Raum beschränkt und es ist nicht durch Zeit beschränkt. Ist das nachvollziehbar? Also angenommen, etwas wäre beschränkt. Dann müsste es jemanden geben, der diese Beschränktheit wahrnehmen würde. Und wenn es jemanden gibt, der die Beschränktheit wahrnimmt, dann bin ich nicht der, der  beschränkt ist, sondern ich bin derjenige, der die Beschränktheit wahrnimmt. Egal, was es sein mag, alles, was beschränkt ist, wird wahrgenommen werden vom Bewusstsein. Ansonsten gäbe es diese Beschränktheit nicht. Die Beschränktheit gibt es nur in dem Maße, wie es ein Bewusstsein gibt, welches diese Beschränktheit wahrnimmt. Und das heißt, mit anderen Worten, Bewusstsein kann nicht beschränkt sein. Es kann weder beschränkt sein zeitlich, wie auch räumlich. Das wäre jetzt die intellektuelle Analyse. Und diese deckt sich mit den Meditationserfahrungen von Menschen in erweiterten Bewusstseinszuständen, in die man manchmal hineinrutscht. Und dann kommen wir noch zu einem weiteren und damit kommen wir fast schon zu dieser Aussage, „Aham Brahmasmi. Ayam Atman Brahman.“ Wenn ich dann tatsächlich unbeschränkt bin, zeitlich unbeschränkt, räumlich unbeschränkt, kann es dann andere geben, die auch zeitlich und räumlich unbeschränkt sind? Vom Logischen her – geht nicht. Es kann nicht zwei geben, die gleichzeitig ewig und unendlich sind. Das ist eine logische Unmöglichkeit. Und damit ist intellektuell auch klar, es kann nicht mehrere Bewusstseine geben. Das ist ja im Deutschen so, das ist im Sanskrit so, das ist im Englischen so, im Lateinischen so. Da gibt es kein Plural von Bewusstsein. Es gibt nicht Bewusstseine. Es gibt letztlich nur ein kosmisches Bewusstsein und dieses kosmische Bewusstsein spiegelt sich in diesem Körper, spiegelt sich in diesem Geist, in dieser Persönlichkeit, in diesen Emotionen, aber „Ich bin es nicht.“ Also, „Ich bin nicht dieser Körper, Geist, Persönlichkeit, sondern ich bin das Bewusstsein. Das wiederum bin ich.“ Und damit gibt es nur eine einzige kosmische Weltenseele, die nennt sich Brahman und das Selbst von jedem einzelnen ist nichts anderes als Brahman. Auch das können wir auf diese Weile intellektuell schließen und auch das deckt sich wieder mit der Erfahrung in Nirvikalpa Samadhi. In Nirvikalpa Samadhi nehmen wir uns selbst wahr, als das Bewusstsein hinter allem. Im Kleinen haben wir alle eine Verbindung. Wir können uns gegenseitig irgendwo erspüren. Natürlich, wie bei allem kann das auch mit Täuschung verbunden sein. Die moderne Neurobiologie postuliert dort das Konzept der Spiegelneuronen. Wir können uns in andere hineinversetzen, aber vom Standpunkt des Yogas muss das nicht unbedingt mit Spiegelneuronen zu tun haben – obgleich das eine Konzept das andere auch nicht ausschließt – sondern es ist das gleiche Bewusstsein in jedem. Und wenn Liebe besonders stark ist, dann strahlt diese Verbundenheit des Bewusstseins einen Moment lang aus. Und die großen Heiligen, Weisen und Propheten, die spüren diese Einheit auch im Alltag. So wie Jesus dann sagt, „Liebe deinen Nächsten wie dich Selbst.“ Und was dort in der griechischen Urfassung der Bibel steht, wobei Jesus natürlich Aramäisch gesprochen hat, aber es gibt keine aramäische Urschrift der Bibel. Das kann man auch übersetzen, „Liebe deinen Nächsten als dein Selbst.“ Oder, „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“, hat ja auch nicht Jesus erfunden, das steht ja auch schon im Alten Testament. Und auch was dort im Hebräischen steht, kann man auch übersetzen als, „Liebe deinen Nächsten als dein Selbst.“ Und damit sind wir schon sehr vedantisch. Also wir sind und wir sind unendlich, wir sind bewusst, wir sind nicht einfach irgendwas. Angenommen, wir wären nur irgendwie und wären uns nicht bewusst, dann würden wir nicht merken, dass es uns gibt. Wäre jetzt auch kein Sinn, hier überhaupt zu sein, Chit.
„Ich bin ein Kristallisationskern von Bewusstsein in Raum und Zeit.“ Man würde eher sagen, „Ich bin das unendliche Bewusstsein, dass sich widerspiegelt in einem Körper-Geist-Kontinuum und deshalb scheinbar in Raum und Zeit existiert.“

Teil 90 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <