Ist es erstrebenswert, nicht wiedergeboren zu werden?

Frage: „In China wird Kuan Yin verehrt, manchmal als Göttin, manchmal als Meisterin. Von ihr heißt es, dass sie sich immer wieder inkarnieren will, bis alle Wesen die Befreiung erreicht haben. So wie das Bodhisattwa-Gelübde vieler Buddhisten oder auch wie es das bei den sogenannten Siddhas gibt: sie verzichten zur letzten Befreiung zu kommen, solange die letzten Aspiranten mich noch brauchen können. Ist es nicht besser, auf die eigene Befreiung zu verzichten um anderen zu helfen?“

Ich kann euch dazu jetzt auch nicht alles sagen. Aber letztlich sind es alles relative Sachen, denn vom Höchsten her ist diese Welt eine Illusion. Aber man kann auch sagen, dann bleibe ich eben ein bisschen länger in der Illusion. Ein Jivanmukta kann auch ein Doppelbewusstsein haben: Auf der einen Seite weiß er, ich bin das unsterbliche Brahman, das höchste Selbst, auf der anderen Seite nehme ich die Welt so wahr wie die anderen und – vom Vedanta her würde man jetzt sagen – ich halte noch eine Spur von Unwissenheit dort, ich gehe nicht ganz in die volle Verwirklichung. Und da heißt es, das kann man tatsächlich irgendwo entscheiden, auch den letzten Schritt zu gehen oder noch nicht ganz den letzten Schritt zu gehen.

In Patanjalis Yoga Sutra gibt es auch den Videamukta, den Jivanmukta, es gibt die Verschmelzung mit Prakriti. Es gibt die Wiedergeburt als Deva, als Engelswesen oder nohc verschiedene andere Möglichkeiten. Vom strengen, reinen Vedanta bleibt das in einer relativen Welt. Solange man nicht voller Jivanmukta ist, kann man auch immer wieder fallen. Mal angenommen man sagt, ich verzichte auf die höchste Verwirklichung, 99% reicht aus. Ihr wisst von euch selbst: es gibt auch wieder Rückschläge. Swami Vishnu-devananda hat immer gerne gesagt: Angenommen man hat die erste Stufe erklommen und dann ist man gezwungen wieder eine Stufe runterzugehen. Das ist nicht weiter tragisch. Angenommen, man ist jetzt auf dem Eiffelturm ganz oben, aber es fehlen noch fünf Schritte und dann muss man wieder ganz runter, da fällt man ganz schön auf die Nase. Deshalb sollte man sich mit nichts zufrieden geben außer dem Höchsten. Aber andererseits kann man auch sagen, wenn wir mal so weit sind, können wir das noch in Ruhe überlegen.

Teil 46 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Karma und Demenz

Frage: Kann ein Demenzkranker neues Karma schaffen?
Grundsätzlich gilt beim Gesetz des Karmas: jetzt neues Karma zu schaffen, tut man dann, wenn man selbstbestimmt handelt. Also mal angenommen, ein dreijähriges Kind kommt in eine kleine Prügelei und dabei stößt es jemand anders vielleicht vom Balkon runter oder es stolpert jemand anderes. Er schafft sich dadurch kein neues Karma. Auch ein Dreijähriger hat schon ein Schuldgefühl. Er muss damit leben, dass er vielleicht seinem Spielkameraden dauerhaften Schaden zugefügt hat. Aber das ist mehr sein Karma, durch das er wachsen muss, aber er schafft sich dadurch kein neues Karma. Genauso angenommen, jemand ist durch eine Krankheit nicht mehr im Besitz seiner geistigen Fähigkeiten. Was er dann in diesem Zustand macht, schafft kein neues Karma, sondern das, was er jetzt erlebt mit einem irgendwo eingeschränkt funktionierenden Geist, ist auch eine wertvolle menschliche Erfahrung, durch die er oder sie wachsen kann.

Es ist ja nicht so, dass nur ein Leben mit einer normalen Intelligenz zwischen 90 und 120 oder 130 und im Vollbesitz der durchschnittlichen geistigen Fähigkeiten ein lebenswertes Leben ist. Wer schon mal mit Behinderten gearbeitet hat oder ich weiß nicht, ob vielleicht jemand ein behindertes Kind hat, die machen sehr wertvolle zwischenmenschliche und menschliche Erfahrungen. Manchmal vielleicht nicht so sehr zwischenmenschlich sondern mehr menschlich, zumindest bei manchen Formen. Das ist ein wertvolles Leben und da können Menschen sehr viele wichtige Erfahrungen machen. Oder ich hatte mal eine Hörsendung gehört über sogenannte „Locked-in Patienten“. Das sind Menschen, die nichts mehr bewegen können und da gibt es noch mal verschiedene Grade. Es gibt dann sogar solche, deren Sinne funktionieren nicht mehr, die kriegen praktisch nichts mehr von der Außenwelt mit und sie können sich nicht mitteilen, sind aber dennoch bei vollem Bewusstsein. Manche Koma-Patienten sind nicht im Koma, sondern sie sind im sogenannten Wachkoma, d.h. sie sind voll wach und es kann sein, dass die Sinne funktionieren. Sie können aber nicht kommunizieren. Es kann auch sein, dass die Sinne nicht funktionieren. Das ist irgendwo ein Bewusstsein, das nicht in Kontakt treten kann mit der äußeren Welt, aber auch nicht befreit ist und auch nicht in der Astralwelt. Irgendjemand hat ein Buch geschrieben, der  in irgendeinem dieser Zustände war, der schon etwas mitgekriegt hat von der Außenwelt, aber auch nur beschränkt. Dem ist es irgendwo gelungen über ein Computer-Interface ein Buch zu schreiben. Irgendjemand hat sich intensiv mit ihm beschäftigt und hat ihm beigebracht, wie er seine Hirnwellen so verändern kann, dass das einen Computer-Bildschirm bedient. Er konnte sehen und deshalb konnte er dann irgendwie schreiben. Es hat lange gedauert, wie es beschrieben wird. Er hat sehr wertvolle menschliche Erfahrungen gemacht, nur mit sich selbst zu sein. Auch das ist eine wichtige karmische Situation. Es wurde dann auch darüber gesprochen, dass heutzutage die meisten Menschen sagen, die eine Krankheit haben, die langsam fortschreitet, zum Beispiel Muskeln kaputtmacht: Wenn ich nicht mehr atmen kann, dann will ich nicht künstlich beatmet werden, dann will ich sterben. Ein paar, die künstlich beatmet werden und die über so ein Computer-Interface mit anderen Menschen kommunizieren können, sagen: Auch einfach dazuliegen, künstlich beatmet zu werden, ist eine wertvolle menschliche Erfahrung. Und wenn sie dann noch ein bisschen menschliche Zuwendung parallel haben, sind sie genauso glücklich wie der durchschnittliche Mensch, der im Vollbesitz seiner Kräfte ist. Ich will damit nur sagen, es gibt viele verschiedene Weisen, auf die wir die Maya-Erfahrungen sammeln können.

Teil 45 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Selbstverwirklichung, Yoga, Erleuchtung und Demenz

Frage: „Was passiert mit einem selbstverwirklichten Weisen, der dement wird?“
Das ist eine interessante Frage. Dazu muss ich euch sagen, ich habe noch keinen großen Yogi gesehen, der dement geworden ist. Das halte ich übrigens für ein interessantes Phänomen, denn ich kenne sehr wohl Weise, die 80, 90 oder sogar über 90 waren und auch solche, die dauerhaft bettlägerig und weitestgehend zum Pflegefall geworden sind. Ein dementer Yogi ist mir aber nicht bekannt. Aber vom Standpunkt des Vedanta würde selbst das keine Rolle spielen. Bei Swami Vishnu zum Beispiel: er war zwar in keiner Weise dement, aber er hatte einen Schlaganfall gehabt und hatte dann durchaus Phasen, wo er Halluzinationen hatte. Trotzdem hat er weiter dieses Prana gehabt und diese Energie gehabt. Letztlich ist ja die ganze Welt eh eine Halluzination. Ich hoffe, ihr seid euch dessen inzwischen ein bisschen bewusst. Und ob man jetzt diese Halluzination hat oder eine andere Halluzination hat – von so erheblicher Bedeutung ist das jetzt nicht. Ihr braucht jetzt keine Angst zu haben, dass ihr, wenn ihr Yoga macht, halluziniert. Das ist jetzt nicht durch Yogapraxis gekommen, sondern es war in seinem Karma, dass er irgendwann um die sechzig oder etwas über fünfzig einen Autounfall hatte, innere Blutungen, die Bauchspeicheldrüse war kaputt und dann in der Folge hatte er eine unfallbedingte Diabetes entwickelt und die ist dann nur notdürftig mit Insulin unter Kontrolle gebracht worden. Jeder der sich mit Diabetes beschäftigt hat, so genau ist das nicht dosierbar. Dann hat er irgendwann einen diabetesbedingten Schlaganfall gehabt. Das war letztlich sein Karma und das hat verschiedene Auswirkungen gehabt. Eine Weile konnte er kaum sprechen und nach dem Schlaganfall gab es nur noch ein halbes Dutzend Menschen, die ihn wirklich verstanden haben, wenn er gesprochen hat. Und manchmal war ich mir nicht sicher, ob sie ihn wirklich verstehen oder uns nur irgendetwas erzählen. Aber er war voll da, das konnte man wirklich merken und manchmal, wenn jemand etwas gesagt hat, was er nicht gemeint hat, hat er den Kopf gedreht. Aber er was sich des Selbst weiter bewusst und er hatte weiter Hingabe an Gott und er hat weiter gedient, auch damit. Also selbst wenn es einen dementen Selbstverwirklichten gäbe, selbst wenn er sich an nichts mehr erinnern könnte und selbst wenn er viele Fähigkeiten verlieren würde: sein Bewusstsein würde immer noch in Brahman ruhen. Aber wie gesagt, mir ist kein großer Yogi bekannt, der dement geworden ist und Swami Vishnu-devananda hatte nach dem Schlaganfall nach einer Weile auch wieder mehr geistige Fähigkeiten zurück bekommen und er war sehr klar bis zum Ende.

Teil 44 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Ist Selbverwirklichung egoistisch?

Frage: „Ist es nicht egoistisch, aus dem Kreislauf von Geburt und Tod austreten zu wollen und die anderen im Leid schmoren zu lassen?“
Nicht wirklich. Denn sie könnten sich wieder inkarnieren, wenn sie das wollten zum Wohl anderer. Das ist so eine Frage. Mal angenommen, du bist aus deinem Traum aufgewacht. Könntest du dich jetzt wieder in den Traum inkarnieren, um den anderen im Traum zu helfen? Du könntest dich natürlich hinein versetzen, dich hinlegen und genau die Traumbilder von der Nacht vorher dir vergegenwärtigen. Dann würdest du vielleicht in den gleichen Traum hineinschlafen, triffst vielleicht die gleichen Leute und könntest ihnen helfen. Aber wäre das sinnvoll? Wenn du weißt, alle Menschen im Traum sind nur Traumgestalten des einen Bewusstseins und wenn ich aufgewacht bin, dann sind die anderen damit eigentlich auch aufgewacht.

Frage… Ich weiß nicht, ob ihr es bis hinten gehört habt. Wir hier freuen uns ja, wenn hier selbstverwirklichte Weise kommen und uns lehren. Genauso freuen die sich vielleicht auch, wenn da im Traum jemand ist, der ihnen hilft im Traum. Das sind jetzt alles Argumente aus dieser relativen Welt. Es gibt zwar im Buddhismus das Konzept von Bodhisattwa, es gibt auch das Konzept von den Siddhas, denjenigen, die auf einer subtileren Ebene weiter existieren und immer weiter da sind und Menschen erscheinen, wann immer sie Hilfe brauchen. Aber es ist letztlich im Relativen und es heißt auch, die großen Meister hinterlassen Gedankenformen, durch die Ishvara hindurch wirkt, um uns führen zu können. Es ist auch immer die große Frage: Einerseits heißt es, Swami Sivananda war selbstverwirklicht, er hat also nach dem physischen Tod jede Persönlichkeit aufgegeben und ist deshalb eins mit dem Unendlichen. Dennoch haben viele Menschen regelmäßig Visionen von Swami Sivananda. Ich spüre also seine Gegenwart. Es gibt kaum eine Stunde, in der ich nicht spüre, dass er irgendwo da ist. Und er ist irgendwo hinter allem und führt mich. Wenn es Schwierigkeiten gibt, ist er da und wenn es besonders schön ist, ist er auch besonders da. Er ist dann einfach da und manchmal merke ich, er sagt das und das und dann sollte ich das auch tun. Das ist zu machen. Wie ist das jetzt aber unter einen Hut zu bringen? Die ehrlichste Antwort ist: Das kann man nicht erklären. Dieses Universum ist letztlich multidimensional. Aber die logische Erklärung, die die Meister geben ist, wenn ein Meister stirbt, dann hinterlässt er eine Gedankenform und durch diese Gedankenform wirkt dann Ishwara. Und da jeder Mensch letztlich auch nur eine Manifestation von Brahman ist, existiert der Meister auf eine subtile Weise weiter und erscheint den Menschen. Aber er existiert nicht als jemand, der dem Karma unterworfen ist, der dem Leiden unterworfen ist und der Wünschen unterworfen ist. Er wird in seiner Form zur Manifestation Gottes und Gott führt einen in der Gestalt des Meisters weiter. Dazu ist es nicht nötig, dass sich ein konkreter Meister immer wieder inkarniert.

Teil 43 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Was ist Moksha? Was ist Selbstverwirklichung?

An einer späteren Stelle wird Sankara auch sprechen über die höchste Befreiung. Aber Selbstverwirklichung, Gottverwirklichung heißt wirklich Moksha und Selbstverwirklichung. Dann ist die Frage, was heißt Moksha? Was heißt Selbstverwirklichung? Ist dort wirklich jeder Anschein einer eigenartigen Gewohnheit vorbei? So kann man es nicht sehen. Der Körper hat seine Grenzen, das Hirn hat seine Grenzen, die Psyche hat ihre Grenzen. Wir dürfen nicht denken, dass Vollkommenheit heißt, dass man auf irgendeiner physischen, emotionalen und geistigen Ebene eine wie auch immer geartete Vollkommenheit erreicht hat. Es heißt, wir sind aufgewacht. Es heißt, wir wissen: Ich bin das unsterbliche Selbst. Ich bin der Atman. Man ist so weit aufgewacht, dass man sich nicht mehr inkarnieren muss. Es ist die Befreiung oder Nirvikalpa Samadhi oder Selbstverwirklichung. Gottverwirklichung heißt: Ich weiß, ich bin Satchidananda. Ich bin Sein, Wissen und Glückseligkeit. Aham Brahmasmi, ich bin Brahman. Ayam Atma Brahman, dieses Selbst ist Brahman. Wir wissen das und es ist ein dauerhaftes Wissen, es verlässt uns auch niemals mehr. Egal, was passiert, Harahalame Almasta Sat Chid Ananda Hum. Was auch immer passiert, ich weiß das.

Ich bin deshalb auch nicht gebunden von irgendwelchen Problemen oder Neurosen, einem Trauma und so weiter. Das löst sich damit auf. Deshalb heißt es in Nirvikalpa Samadhi werden eine Menge von Samskaras verbrannt. Es wird deshalb auch als Nirbija Samadhi bezeichnet, es werden also Bijas verbrannt. Und alles Karma, das nicht begonnen hat, Früchte zu tragen, wird auch verbrannt. Also Sanchita Karma, Agami Karma wird verbrannt. Wir brauchen nicht noch mal wiedergeboren zu werden. Wir sind auch nicht mehr in der Lage, egoistische Handlungen zu führen. Das klingt jetzt so ein bisschen negativ: Aber wir sind nicht mehr in der Lage, egoistische Handlungen auszuführen, die dann zu neuem Karma führen würden. Sondern wir fühlen: Ich bin das Bewusstsein hinter allem, auch wenn ich noch durch diesen Körper hindurch wirke, auch wenn ich dort weiter Karma habe.

Was weiter bleibt, ist das Temperament. Selbstverwirklichte Heilige, auch die, die volles Nirvikalpa Samadhi erreicht haben, sind keine wandelnden Statuen. Sie haben ein Temperament, sie haben eine Persönlichkeit, sie haben Gewohnheiten, sie haben sogar Lieblingsgerichte. Es gab bestimmte Dinge, die hat Swami Sivananda lieber gegessen als andere. Es wird auch irgendwo geschrieben über Sankara, in der Dhyana Shloka, dass er irgendeine Frucht auch besonders gemocht zu haben scheint. Aber natürlich hat es Swami Sivananda oder auch Sankara auch nichts ausgemacht, wenn sie das nicht bekommen haben, was sie gerne hätten. Sie würden deshalb also nicht wild werden oder böse werden.

42. Teil der Niederschrift von Vorträgen im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Befreiung, Erlösung und Selbstverwirklichung

Frage: Der Wunsch nach Befreiung und der Wunsch nach Selbstverwirklichung, ist das das gleich oder etwas Unterschiedliches?
Vom vedantischen Standpunkt ist der Wunsch nach Selbstverwirklichung und Befreiung das Gleiche. Letztlich, der Wege sind viele, der Wahrheit ist eins. Worte sind viele, aber Wahrheit ist eins. Selbstverwirklichung, Erlösung, Moksha, Nirvikalpa Samadhi, höchste Erkenntnis, Unio Mystica, Nirwana – all das bedeutet das Gleiche. Also, Wunsch nach Befreiung, Wunsch nach Gottverwirklichung, Wunsch nach Selbstverwirklichung, Wunsch nach Nirvikalpa Samadhi – im Grunde ist alles das Selbe, es ist nur Frage der Worte. Manche Menschen wollen nicht den Ausdruck Befreiung, aber Selbstverwirklichung finden sie gut. Manche finden den Ausdruck Selbstverwirklichung nicht so gut, weil er ja auch zwei Hauptbedeutungen hat: Im Kontext der humanistischen Psychologie heißt Selbstverwirklichung irgendwo sich selbst kennenlernen, sich selbst anzunehmen, seine Talente zum Vorschein zu bringen und dem zu folgen, was irgendwo tief im Inneren angelegt ist, ein authentisches, selbstbestimmtes Leben zu führen. Das ist der humanistische Begriff der Selbstverwirklichung. Im Yoga meint man ja damit etwas anderes. Wir wollen unser wahres Selbst verwirklichen und das ist jenseits von allen Talenten und Möglichkeiten und so weiter. In diesem höheren Sinn, im spirituellen Sinn das Wort „Selbstverwirklichung“ verstanden, ist es gleichbedeutend mit dem anderen. Dann ist es eine Frage, wie man es nimmt.

Teil 41 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Frage zum Karma

„Hat die Art, wie man etwas erledigt, einen Einfluss auf das Karma? Wenn man sich durch etwas durchquält, ist das besser oder schlechter, als wenn es einem irgendwo leicht fällt?“
Die Art, wie wir etwas erledigen, hat natürlich einen Einfluss auf unser Karma. Denn mal angenommen, wir haben eine bestimmte Aufgabe und wir erledigen sie halbherzig, dann haben wir unsere Aufgabe nicht erfüllt. Dann kommt sie nachher noch mal wieder und zwar mit Zinseszins. Deshalb sollte man nichts halbherzig machen. Was man macht, sollte man so gut machen, wie man es kann und natürlich, wie es in der Situation angemessen ist. Was wir nicht erledigen, das kommt dann später.

Gut, manches Mal kann man auch sagen: ich hudele es jetzt halt hin und ich weiß, es kommt später noch mal. Aber das ist eben, was ich jetzt machen kann und dann mache ich es das nächste Mal richtig. Das ist ja auch OK. Nur insgesamt gilt es, es richtig zu machen. Zum zweiten, das was wir machen aber auch unter Beachtung der Menschen zu tun, mit denen wir es zu tun haben und der Erde. Wenn wir jetzt etwas erledigen und andere dabei kränken, schaffen wir auch neues Karma. Wenn wir es mit einem dicken Ego erledigen: Ah, ich bin der große Hecht, der das besser macht als alle anderen, dann hat das auch wieder einen Einfluss auf das Karma. Man sagt ja auch: Hochmut kommt vor dem Fall. Glücklicherweise hilft uns das Karma, wenn unser Ego zu dick wird, indem es irgendwann eine Nadel da rein pickst und dann geht die Luft raus.

Ansonsten aber kann man jetzt nicht sagen, mal angenommen, man hat eine unangenehme Arbeit zu tun. Dann macht man sie halt. Das ist dann halt unangenehm. Und ein anderes Mal hat man eine Arbeit zu tun, eine Aufgabe und die macht man sehr gerne. Wenn man beides macht, so gut wie man es kann als seine Pflicht und seine Aufgabe, die man Gott darbringt, wenn es einem irgendwo vielleicht nicht ganz so erheblich ist, ob man es mag oder nicht mag, dann ist beides eine gute Einstellung. Zumindest vom Jnana-Yoga Standpunkt aus. Da ist es ja egal. Man macht Erfahrungen, aber ob da jetzt schöne oder negative Erfahrungen dabei sind, ist jetzt nicht weiter erheblich. Manchmal kann man sogar sagen, es gehört zum Karma dazu, dass man mal positive und mal negative Erfahrungen macht. Und dann ist es ja gut, wenn man jetzt die negativen Erfahrungen hinter sich hat. Also schön, dass sie jetzt da sind. Außerdem lernt man dabei Tapas, Askese-Übungen. Das macht auch den Geist stark. Auf einer anderen Ebene, und das ist dann mehr vom Raja-Yoga her, ist es durchaus auch gut, das zu mögen, was man zu machen hat. Wenn man also eine Aufgabe hat, dann ist es gut, wenn man lernt, es zu mögen. Und es ist jetzt nicht so, dass bestimmte Aufgaben, die man hat, die mag man und die anderen kann man nicht mögen. Sondern man kann sich auch fragen: Wie kann ich die Aufgabe so machen, dass ich sie mag. Wenn man also jemand ist, der gerne freudig im Leben ist, dann kann man überlegen: wie kann ich die Aufgabe machen, dass ich sie mag? Aber nicht jeder Mensch will freudig im Leben sein. Ich habe euch gestern erzählt von dem melancholischen Menschen. Da gehört es irgendwo zum Vairagya dazu, dass man immer wieder erkennt: alles Leben ist Leiden und das durchaus etwas wörtlicher nimmt. Man arbeitet also eben sein Karma ab: das ist zu erledigen und ich mache es so gut, wie ich kann, und das ist zu erledigen und auch das mache ich so gut wie ich es kann. Freude habe ich in der Meditation. Freude habe ich, wenn ich hinter die Dinge schaue. Freude ist auch ein Ansatz und er ist legitim. Für die Mehrheit der Menschen ist es durchaus gut zu lernen, das zu mögen, was man macht, ohne verhaftet zu sein.

 

41. Teil der Niederschrift von Vorträgen im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Wünsche, Leben nach dem Tod, nächstes Leben und Reinkarnation

Frage: „Wenn man sich wünscht, im nächsten Leben einen Porsche zu haben?“
Wenn das ein sehr großer Wunsch ist, würde ich ihn nicht aufs nächste Leben vertagen, sondern ihn in diesem Leben vielleicht mal zwei Stunden mieten oder so ähnlich, dann habt ihr vielleicht den Wunsch hinter euch gelassen, zumindest als spiritueller Aspirant. Außerdem weiß man ja gar nicht, ob es dann noch Porsches gibt. Die Wahrscheinlichkeit ist mit einem guten Lebensstil, dass man noch 40 bis 50 Jahre lebt, dann braucht man noch ein paar Jahre, bis man wiedergeboren ist. Dann noch mal 20 Jahre, bis man den Führerschein hat, oder 18. Und dann vielleicht noch mal 20 Jahre, bis man es sich leisten könnte. Ob es aber in hundert Jahren noch Porsches gibt… Deshalb muss man gut aufpassen auf seine Wünsche.

Wir bekommen das, was wir brauchen. Wir bekommen nicht unbedingt genau das in dem Moment, in dem wir es gerne haben. Wenn dem so wäre, würde sich ja jetzt niemand wünschen, in Afghanistan oder im östlichen Kongo geboren zu werden. Trotzdem werden dort mehr Menschen geboren als hier. Es ist also nicht so wie ein Internet-Webshop, wo man sich das dann aussucht. Sondern wir werden da geboren, wo wir zum einen unsere Wünsche erfüllen können und zum anderen, wo unser Karma kommt, wo wir unsere Lernlektion bekommen, die wir brauchen, um zu wachsen. Auf der einen Ebene haben wir es uns also ausgesucht, aber nicht wie in einem Internetshop und auch nicht wie im Quelle-Katalog.

Teil 40 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Spirituelle Praxis ohne Wunsch nach Befreiung?

Frage: „Was ist, wenn man gerne zurückkommt, also nicht vom Kreislauf von Geburt und Tod befreit sein will“?
Zunächst mal ein Trost: es gibt keine Befreiung wider Willen. Solange man weiter auf die Erde zurückkommen will, solange braucht man keine Angst haben, dass man vorzeitig die Verwirklichung erreicht. Das also zum Trost.

Sankara gibt darauf auch in einer Hymne eine Antwort, die ich euch auch schon mal genannt habe: Wieder wirst du geboren, wieder wirst du aufwachsen, wieder wirst du alt, wieder wirst du sterben, wieder wirst du Kinder in die Welt setzen, wieder wirst du sie verlassen. Jeder, den du siehst, war schon mal dein Vater. Jeder, den du siehst, war schon mal deine Mutter. Jeder, den du siehst, war schon mal dein Kind, dein Bruder, deine Schwester. Wann hast du genug davon?

Wenn man wieder auf die Welt kommt, gibt es erstens keine Garantie, dass man seine Enkel erlebt. Man kann ja auch irgendwo in Afrika geboren werden oder in Australien. Und es gibt keine Garantie, dass die Enkel dann leben. Wenn man dann wiedergeboren wird, wird man nicht unbedingt als deren Großmutter geboren, vielleicht wird man dann als deren Angestellter geboren und wird dann von denen tyrannisiert. All das ist möglich. Das wäre jetzt so eine Antwort.

Man sagt manchmal, wir suchen es uns aus, wo wir wiedergeboren werden. Auf der einen Seite stimmt das, auf der anderen Seite stimmt das nicht. Es stimmt in der Hinsicht: wir suchen es uns aus von einem höheren Standpunkt, so dass wir die Erfahrungen machen können, die wir brauchen, um spirituell zu wachsen. Es heißt auch, dass alle Wünsche, die wir haben, werden irgendwann erfüllt werden. Wenn man also noch mal Enkel haben will, wird man noch mal geboren oder man kann ja so lange leben, bis die Enkel da sind. Man muss ja nicht noch mal wiedergeboren werden für die Enkel, denn wenn man dann wiedergeboren wird, ist man vielleicht jünger als die Enkel. Dann hat man auch keine Freude an den Enkeln. Wenn man mal überlegen würde, ich weiß nicht, ob jemand von euch Enkel hat, stellt euch vor, eure Enkel wären eure Tanten. Ob das dann so toll wäre? Das wäre sicher wieder eine andere Sache. Oder es wäre euer Vermieter oder euer Betriebsratsvorsitzender oder euer Bürgerinitiativengegner. Wir können uns also bemühen, etwas länger zu leben.

Es heißt also tatsächlich, dass wir alle Wünsche, die wir haben, irgendwann auch erfüllt bekommen. Es heißt aber glücklicherweise, nicht alle muss man im physischen Körper erleben. Von manchen Wünschen träumen wir irgendwie und das reicht schon aus. Aber es kann sein, dass wir wegen intensiver Wünsche noch einmal wiedergeboren werden. Umso wichtiger ist es, keine intensiven Wünsche zu haben. Natürlich gibt es Menschen, die sagen, das Leben ist so toll und ich will immer wieder geboren werden. Aber man kann gucken, ob man das so auch noch in 20, 30, 40 oder 50 Jahren denkt.

Teil 39 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Vairagya, innere Entsagung, ist besonders wichtig für Vedanta

„Wo Losgelöstheit und die Sehnsucht nach Befreiung schwach sind, dort sind die sechs Tugenden, wie Stille der Gedanken, Zügelung der Sinne, nichts anderes als eine Sinnestäuschung, wie Wasser in der Wüste.“ (Sankara im Viveka Chudamani)
Wobei Wasser in der Wüste ja auch nicht schlecht wäre. Aber es ist eben die Fata Morgana in der Wüste. Es gibt nicht wirklich Wasser. Und dann, gelingt es, Gleichmut zu haben und so eine unerträgliche Welt zu ertragen und nicht nach Befreiung zu streben, das ist nicht Ziel der spirituellen Praxis.

Teil 38 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Vairagya führt zur Erleuchtung

„Denn nur wo Losgelöstheit, Vairagya, und die Sehnsucht nach Befreiung, Mumukshutva, in hohem Maß vorhanden sind, erfüllen die sechs Tugenden, Shatsampat, ihren Sinn und tragen Früchte.“ (Sankara im Viveka Chudamani 29. Vers)
Das ist auch noch mal etwas Wichtiges. Es ist manchmal ja auch die Frage, „Reicht es nicht aus…“ – ich erweitere jetzt diese sechs Tugenden auf andere – „Reicht es nicht aus, ein ethisches Leben zu führen?“ Und Sankaras Antwort wäre, nein. Ein ethisches Leben ist gut, selbstverständlich und jetzt widerspreche ich dem Papst. Der Papst sagt, „Ein ethisches Leben ohne Gott ist kaum möglich.“ Vor ein oder zwei Jahren hat er so gesagt, „Ein Grund, weshalb Religiosität wichtig ist, damit Menschen ethisch sind. Denn es braucht einen religiösen Glauben, um ethisch zu sein.“ Meine Behauptung ist, stimmt nicht. Es gibt Menschen, die sind vollkommen atheistisch und führen ein sehr ethisches Leben. Vermutlich kennt ihr auch den ein oder anderen. Und es gibt Menschen, die sind sehr religiös und haben einen großen Glauben und führen ein sehr unethisches Leben. Sogar in vielen Fällen werden Menschen egoistisch, wenn sie anfangen, spirituell zu werden. Vielleicht auch das, was du unter Weltflucht dort verstanden hast. Oder vorgestern war der 11. September. Ihr erinnert euch noch, wozu Menschen in der Lage sind aus einem religiösen Fanatismus. Und ich hatte irgendwann mal diesen Brief, den letzten Brief gesehen, den dieser Mohammed Atta an seine Co-Attentäter geschickt hat. Habt ihr den mal gelesen? Spirituell hoch ergreifend. Wunderschön geschrieben. Sehnsucht nach Gott. Es gab ein paar furchtbare Sätze auch drin, aber der größte Teil hat mich fast inspiriert. Gegen meinen Willen. Nicht dass ihr denkt, ich werde jetzt zum Terroristen dadurch. Aber ich konnte das nachvollziehen, was der Geist ist, aus dem sie dort hingehen. Oder irgendwann mal habe ich eines dieser Videos gesehen von Osama bin Laden. Der wirkt überzeugend. Der ist nicht einfach nur ein Schreihals wie Hitler gewesen. Und selbst der hat auf Leute überzeugend gewirkt und hat religiöse Gefühle in ihnen angesprochen. Also, wir müssen dort aufpassen, bevor wir dort sagen, Religion macht Menschen ethisch und Atheisten sind alle unethisch. Das stimmt einfach nicht. Aber um zur Befreiung zu kommen, reicht jetzt ethisches Verhalten allein nicht aus. Um zur Befreiung zu kommen, ist ethisches Verhalten wichtig und das dann gekoppelt mit Wunsch nach Befreiung und das gekoppelt mit Vairagya. Jetzt habe ich diese Shatsampat noch ergänzt eben durch die eigentliche Ethik. Aber man kann auch noch sagen, Shatsampat ist ja jetzt auch nicht Ethik an sich. Shatsampat können auch Menschen machen, die gar nichts, noch nicht mal mit ethischem Leben zu tun haben. Ruhe, Gleichmut bewahren. Es gibt ja diesen Stoizismus als Philosophie der Antike. Die Shatsampat, könnte man sagen, die Stoiker haben ein solches Leben geführt. Wobei die Stoiker jetzt durchaus auch eine Philosophie dort hatten, aber es war jetzt keine religiöse Philosophie. Es war im Altertum zum Teil auch als Schimpfwort gebraucht. Jemand, der sich nur äußerlich beherrscht und nirgendwo engagiert ist. Das sind die Shatsampat in der ersten Interpretation, von nichts berührt zu sein. In der zweiten Interpretation heißt es, man kann Emotionen und alles haben, aber weiß, „Das bin ich nicht.“ und ist in der Lage, auch mal jenseits dessen zu gehen. Also, Shatsampat allein ist noch keine Spiritualität. An Shatsampat zu arbeiten, das zu koppeln mit Vairagya, Viveka und Mumukshutva, dann können wir zur Befreiung hingehen.

Teil 37 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Vairagya, Verhaftungslosigkeit, wichtig für den Yoga Aspiranten

„Auch wenn der Wunsch nach Befreiung, Mumukshutva, nur schwach oder mäßig ist, wird er durch Losgelassenheit, Vairagya, die sechs Tugenden, wie Stille der Gedanken und Selbstbeherrschung und die Gnade des Meisters größer und stärker und trägt Früchte.“ (Sankara im Viveka Chudamani Vers 28)
Also, jetzt sagt er noch, auch wenn der Wunsch noch nicht so stark ist und selbst Sankara muss also Schüler gehabt haben, bei denen der Wunsch nicht so stark gewesen ist, sagt er, Vairagya. Und Vairagya heißt, das kann man eben auch üben. Also Nachdenken über Probleme hier. Oder auch indem wir an den sechs Tugenden arbeiten. Wir probieren also Gelassenheit usw. Und das hilft durchaus, dass man sich ein bisschen lösen kann. Und auch durch die Gnade des Meisters und die Gnade des Meisters empfängt man natürlich besonders, wenn man einem Meister dient, bei einem Meister ist, über einen Meister nachdenkt und damit ist das auch Satsang und Nachdenken über Brahman.

Teil 36 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.