Archiv der Kategorie: Jnana Yoga

Das Selbst der Atman, erhellt mit seinem Glanz die ganze Welt

„In diesem Körper, in der Reinheit des Gemüts, in der Tiefe der Erkenntnis, im unoffenbarten Raum, leuchtet das strahlende Licht wie die Sonne hoch am Himmel, mit seinem Glanz die ganze Welt erhellend.“ (Viveka Chudamani, Vers 132)
Also, dieses höchste Bewusstsein manifestiert sich auch im Vergänglichen. Also in diesem Körper, was da als Bewusstsein ist, das ist das höchste Selbst. Besonders manifestieren, wenn das Gemüt rein ist. So wie Patanjali auch ausdrückt, „Yogas Chitta Vritti Nirodha. Tada Drastuh Svarupe Vasthanam. – Ist unser Geist zur Ruhe gebracht, dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen.“ Oder an einer anderen Stelle vergleicht Patanjali den Geist, im Sinne von Chitta, was hier in der Übersetzung vom Viveka-Chudamani oft als „Gemüt“ übersetzt wird, er vergleicht das wie ein Kristall. Ein Kristall reflektiert etwas. Also, in unserem Denken und Fühlen wird etwas reflektiert. Und was reflektiert wird, ist letztlich unsere Seele, unser höchstes Bewusstsein. Und je nachdem, wie der Kristall beschaffen ist, wird diese Seele reiner reflektiert oder auch unreiner oder auch farbenprächtiger. Es gibt Kristalle, die brechen alles, diese Prismas, dann wird alles kunterbunt. Es gibt Kristalle, die sind orange oder rot, so wie Rosenquarz und dann kommt das Ganze etwas rötlich gefärbt raus. Oder es gibt andere, die machen alles ein bisschen milchig und ein bisschen bleicher. Aber was gespiegelt wird, das ist unser Selbst. Und damit ist auch jeder Gemütszustand, den wir erfahren, letztlich eine Spiegelung des Selbst. Er wird geprägt durch das Instrument, durch das es gespiegelt wird, aber was gespiegelt wird, ist weiter das Selbst. Und ist das Gemüt rein, sattvig, dann stahlt dieses Selbst in reiner Form durch. „In der Tiefe der Erkenntnis“, also das bezieht sich jetzt auf die Vijnanamaya Kosha. Auch in der Erkenntnis können wir etwas wahrnehmen. Und die höchste Erkenntnis, da wird nicht mehr gesagt „Ich erkenne etwas.“, sondern es ist nur Chid, Bewusstheit, und damit auch reines Wissen. „Das im unoffenbarten Raum leuchtet, wie das strahlende Licht der Sonne hoch am Himmel.“ Also, im unoffenbarten Raum. Jetzt geht er noch ein Stück weiter, es entspricht auch so der Anandamaya Kosha, Karana Sharira, Wonnehülle, Kausalkörper. Es ist jenseits von den Manifestationen, jenseits von Zeit und Raum. Wenn es uns gelingt, in der Meditation einen Zustand zu erfahren, jenseits von Denken und Fühlen, dort sind wir im unoffenbarten Raum, also noch nicht manifesten. Wir sind aber noch nicht verschmolzen. Aber in diesem Bewusstseinszustand, der auch als Sarvikalpa Samadhi oder Samprajnata Samadhi bezeichnet wird, in diesem Zustand, dort erleben wir wie ein Licht, eine Freude, wir erfahren das Selbst. „Mit diesem Glanz die ganze Welt erhellend.“ Also, aus dem Unoffenbarten geht es auch in diese Welt und ohne dieses Bewusstsein können wir uns der Welt gar nicht bewusst werden, genauso wenig wie der Emotionen. Also, ich hatte gestern Abend so das Beispiel gebraucht, stellt euch mal vor, ihr habt Emotionen und ihr seid euch dessen nicht bewusst. Ist so was denkbar? Angenommen, ihr seid furchtbar wütend, aber ihr bemerkt, ihr seid irgendwo in einem anderen Bewusstsein. Ist das möglich, auf der einen Seite wirklich furchtbar wütend zu sein und ohnmächtig zur gleichen Zeit? Entweder man ist wütend oder man ist ohnmächtig. Beides zugleich geht nicht. Man kann zwar unbewusst sein, aber ein Ärger, ohne dass es jemanden gibt, der ihn fühlt, macht keinen Sinn. Und selbst wenn man sagt, „Es schmort auf dem Unterbewusstsein usw.“, gut, aber dann ist es nicht in dem Moment Ärger. Wir merken dieses Schmoren erst dann, wenn wir schmoren. Also, es muss jemand da sein, um es zu erfahren. Angenommen, ihr habt die Augen offen und alles Licht kommt rein, aber euer Bewusstsein ist ganz woanders. Man kann auch mit offenen Augen eingeschlafen sein. Seht ihr dann die Blumen und alles? Oder anders ausgedrückt, kann man im Tiefschlaf sein und sich furchtbar über etwas freuen? Kann man im Tiefschlaf sein und gerade die höchsten philosophischen Gedanken haben? Nein. Alles, was existiert, bedingt das Bewusstsein. Ohne Atman ist keine Erfahrung möglich. Und ohne Atman können wir auch die Welt nicht erleben. Letztlich sogar, ohne Atman gibt es keine Welt.

116. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Meditiere über das Höchste Selbst, den Atman, die Seele

Ich möchte heute Morgen einige Verse aus dem Viveka-Chudamani lesen und ihr könnt diese Verse in ihrer starken Kraft auf euch wirken lassen. Es sind Verse, geschrieben von einem Meister, der in diesem Bewusstsein der Unendlichkeit tatsächlich gelebt hat. Für den das nicht eine Philosophie war, sondern lebendige Erfahrung. Das ist immer wichtig, dass wir uns das auch vergegenwärtigen. Wenn wir über den unendlichen Brahman sprechen, das ist nicht irgendein Konzept der Philosophie, sondern es ist lebendige Erfahrung. Wenn wir über Atman sprechen und das höchste Selbst und die wahre Natur, ist das nicht irgendetwas, was sich mal jemand ausgedacht hat und was in der Tradition überliefert wird und wir überlegen, „Was sagt uns das heute?“, sondern es ist etwas, das große Meister jederzeit, also auch in unserem Zeitalter, erfahren haben und uns sagen, das zu erfahren und dort hinzukommen, das ist das Erstrebenswerteste, was es gibt. Im Grunde genommen, alle Bestrebungen des Menschen sind nur Wege dorthin oder es sind Pervertierungen dieses höchsten Ziels oder es sind Umwege, um zu diesem höchsten Ziel zu kommen. Bewusst oder unbewusst strebt jeder Mensch danach. Und deshalb auch, wenn man diese hohen Aussagen auf sich wirken lässt, auf der einen Seite könnte man sagen, sie sprechen aus einem Bewusstseinszustand heraus, den wir noch nie erfahren haben. Das ist so auch eine gewisse Schwierigkeit. Angenommen, man spricht zu einem Acht- oder Neunjährigem über Verliebtheitsgefühl, der kann damit nichts anfangen, er hat so was noch nicht gehabt. Deshalb kann man auch sagen, angenommen, ein Meister spricht zu uns über die höchste Verwirklichung, dann können wir auch sagen, sagt uns auch nichts, wir haben so etwas noch nicht gehabt. Aber das ist nur eine Seite. Denn auf der anderen Seite haben wir es doch gehabt und auf der anderen Seite ist das das Bewusstsein, was in uns angelegt ist. Es ist das, was tatsächlich wichtig ist.
Und ich lese jetzt einige dieser Verse.
Vers 129, auch wenn es zunächst noch mal eine Wiederholung von gestern ist.
„Durch dessen bloße Gegenwart der grobstoffliche Körper, die Sinne, das Denken und die Intuition in ihren Bereichen wie gelenkt arbeiten. Der ewig Erleuchtete, durch den alle Dinge, vom Ichgefühl bis zum grobstofflichen Körper, die Sinnesobjekte und die Gefühle, wie Wohlbefinden, wie ein Gegenstand, z.B. ein Krug, klar wahrgenommen werden.“
Vers 131
„Das ist das innerste Selbst, die höchste Seele, der uranfängliche Geist, der immerwährende, ungeteilte Freude genießt, der Ewige, Unveränderliche, das reine Bewusstsein, wodurch die Sprache und die Lebenskräfte belebt werden und tätig sind.“

115. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Vom Selbst, dem Atman, der Höchsten Seele

„Vom dem das Universum durchdrungen wird, den aber nichts durchdringt. Der Leuchtende, dessen Wesen Licht ist, den das Universum widerspiegelt, das ist Dieser. Durch dessen bloße Gegenwart der grobstoffliche Körper, die Sinne, das Denken und die Intuition in ihren Bereichen wie gelenkt arbeiten. Der ewig Erleuchtete, durch den alle Dinge, vom Ichgefühl bis zum grobstofflichen Körper, die Sinnesobjekte und die Gefühle, wie Wohlbefinden, wie ein Gegenstand, z.B. ein Krug, klar wahrgenommen werden. Das ist das innerste Selbst, die höchste Seele, der Uranfängliche, der immerwährende, ungeteilte Freude genießt, der Ewige, der Unveränderliche, das reine Bewusstsein, wodurch die Sprache und die Lebenskräfte belebt werden und tätig sind.“ (Viveka Chudamani von Sankara)

Hatha Yoga und Vedanta – laut Gheranda Samhita und Hatha Yoga Pradipika

MeditationWaldManchmal schauen Vedanta Übende etwas herab auf die Hatha Yoga Übenden und denken, dass Hatha Yoga nur für die Gesundheit des Körpers sein. Und natürlich gilt: Der Körper ist sterblich und vergänglich. Selbst wenn es gelingt, den Körper etwas länger gesund zu halten, ist das eben nur „etwas länger“. Wichtiger als alt zu werden, ist die Unsterblichkeit zu erreichen. Darum ist aber Vedanta nicht besser als Hatha Yoga. Denn auch im Hatha Yoga geht es darum, die Unsterblichkeit zu erreichen. Und wie erreicht man im Hatha Yoga die Unsterblichkeit? Darüber sprechen die klassischen Yoga Texte Gheranda Samhita und Hatha Yoga Pradipika. Durch das Reinigen des Körpers, des Pranas, der Psyche und des Geistes. Hatha Yoga wirkt auf den Körper. Über den Körper wird das Prana, die Lebensenergie aktiviert, verfeinert und in die höheren Chakras gebracht. Ist das Prana in den höheren Chakras, wird der Geist ruhig. Ist der Geist ruhig, kann der Yogi seine wahre Natur erfahren – und diese ist unsterblich.

Das Selbst, der Atman, ist der Wissende

„Der alles weiß, was im Wach-, Taum- und Tiefschlaf-Zustand geschieht. Der das Gemüt sowie dessen vorhandene oder fehlende Regungen und das Ego kennt. Das ist Dieser. Der selber alles sieht, den aber niemand sieht. Der das Gemüt erleuchtet, den das Gemüt aber nicht erleuchtet. Das ist Dieser.“ (Viveka Chudamani von Sankaracharya).
Das sind jetzt so Verse, die immer einen Refrain haben. Ich will gerade noch mal gucken, wie der auf Sanskrit heißt. „Iti Ayam. Das ist Dieser.“ „Iti – das“ Jedenfalls, dieses „Iti Ayam.“ muss da sein, „Das ist Dieser.“ So wie „Ayam Atman Brahman. – Dieses Selbst ist Brahman.“ Also der, der all das beobachtet, sich dessen bewusst ist, das ist Dieser. Der alles sieht, den aber niemand sieht. Der das Gemüt erleuchtet, den das Gemüt aber nicht erleuchtet, das ist Dieser. Also, wir nehmen hier alles wahr und wer das wahrnimmt, das ist Dieser, dieses Selbst. Aber das Selbst kann nicht gesehen werden. Wir können das Selbst nicht sehen, wir können es nicht hören, wir können es nicht riechen, wir können es nicht schmecken, wir können es noch nicht mal fühlen, noch nicht mal in unserem Herzen. Wir können die Reflexion fühlen, dann sind wir in Anandamaya Kosha. Aber wir können das Selbst nur sein. In dem Moment, wo wir uns nichts anderem bewusst sind, sondern nur sind, in dem Moment ist das Selbst. Aber wir können nicht sagen, dass das Selbst sich selbst wahrnimmt. So ähnlich, wie wir jetzt unseren Hinterkopf nicht sehen können. Können wir mal probieren. Schaut mal euren Hinterkopf an. Geht nicht. Oder schaut mal eure Augen an. Die von eurem Nachbarn, das geht, aber schaut mal eure eigenen Augen an. Geht nicht. Ihr könnt einen Spiegel nehmen, dann sehen wir die Reflexion der Augen im Spiegel. Oder manche schauen gerade in ihre Brille rein, also ich kann da meine Augen nicht sehen, ich weiß nicht, ob du das siehst? Auch nicht. Aber wir können ins Fenster gucken und da kann man die Augen sehen. Wir sehen die Augen in der Reflexion und vielleicht an diesem Fenster könnt ihr sie sehen, aber nicht sehr deutlich. Man kann sagen, wenn das Upadhi reiner ist, dann kann man die Reflexion klarer sehen. Ist das Upadhi unreiner, dann kann man die Reflexion weniger sehen. So wie, eine der Fensterscheiben ist etwas getrübt, dann sieht man es noch weniger. „Das, was das Gemüt erleuchtet, den das Gemüt aber nicht erleuchtet, das ist Dieser.“ Also Gemüt, im Sinne von Manas und auch im Sinne unseres Geistes. Also, ohne Bewusstsein macht unser Gemüt gar nichts. Angenommen, euer Bewusstsein ist weg, wie sind eure Emotionen in dem Moment? Nehmen wir an, ihr seid in Ohnmacht gefallen, Bewusstsein ist weg, welche emotionalen Zustände habt ihr dort, wie viele Gedanken sind in dem Moment da? Oder ist euch schon mal passiert, euer Bewusstsein war woanders und als ihr zurückgekommen seid mit eurem Bewusstsein, habt ihr erlebt, was für ein unglaubliches emotionales Chaos dort ist, während ihr mit eurem Bewusstsein wo anders wart? Ist euch das schon mal passiert? Nein. In dem Moment, wo das Bewusstsein weg ist, in dem Moment gibt es auch kein emotionales Chaos. Darauf beruht ja auch das Prinzip der Ablenkung. Wenn wir unser Bewusstsein mit etwas anderem beschäftigen, dann ist erstmal Ruhe. Natürlich, mag sein, dass da im Unterbewusstsein noch irgendetwas arbeitet und schmort und wenn man sich nicht damit beschäftigt, dann kommt es nachher doppelt und dreifach. Manchmal, aber auch nicht immer. Tatsächlich hat sich für viele Situationen die Ablenkung als ein gutes Manöver dort gezeigt. Angenommen, man hat eine schlechte Angewohnheit, man hat irgendwo vielleicht verstanden, warum man sie sich angewöhnt hat, man ist darauf irgendwie eingegangen, man hat sie mit etwas Klügerem ersetzt. Man hat sich etwas vorgenommen, dann kommt wieder der Wunsch, was macht man dann? Ablenkungsmanöver. Nicht darüber nachdenken, nicht schon wieder sagen, nicht eine Begründung geben, sich nicht über sich selbst ärgern, warum das wieder da ist, nicht wieder Für und Wider abwägen, sondern sagen, „Ich habe mich entschieden. Danke, liebes Unterbewusstsein, dass du mir treu bist und den gleichen Wunsch und die gleiche Handlungstendenz wieder vorschlägst. Ich danke dir, ich habe mich anders entschieden und jetzt beschäftige ich mich mit etwas anderem.“ Also, die ganzen Emotionen, alles ist da, solange Bewusstsein da ist. Deshalb, Bewusstsein erleuchtet das Gemüt, aber das Gemüt kann nicht das Bewusstsein erleuchten. Es ist nicht möglich, wirklich das Bewusstsein irgendwo zu erspüren und zu erfühlen. „Ich erfühle jetzt das Bewusstsein.“ Mit wem identifizieren wir uns jetzt? Mit den Gefühlen. So wie manche sagen, „Ich habe eine Seele.“ und „Ich habe ein Bewusstsein.“, genauso, „Ich habe ein gelbes Hemd an.“ Erstens habe ich ein Bewusstsein, zweitens habe ich eine Seele und drittens habe ich ein Hemd an. Ich habe also drei Attribute. Und viertens habe ich noch eine Brille. Das könnte ich noch endlos fortsetzen. Aber die ersten beiden Aussagen sind unsinnig. Nicht, „Ich habe eine Seele.“, nicht, „Ich habe ein Bewusstsein.“, sondern Bewusstsein manifestiert sich als ich. Und dann, wenn dieses Ich, Ahamkara, dann da ist, dann identifiziert es sich mit allem Möglichen anderen und denkt, es hat alles Mögliche. Aber ich habe kein Bewusstsein, ich bin Bewusstsein. Nicht ich habe eine Seele, sondern das wahre Ich ist die Seele. Und diese Seele kann nicht wahrgenommen, nicht gesehen, nicht erspürt, ertastet und sonst was werden. Nur dann, wenn die Seele sich mit nichts anderem beschäftigt, in dem Moment ist sie selbst strahlend und in dem Moment ist sie da. Aber sie kann reflektiert werden und deshalb kann man doch sagen, wir können Gott erspüren und wir können uns selbst erfahren und erfühlen im Herzen. Aber in Wahrheit fühlen wir nicht uns, sondern die Reflexion und das ist dann Anandamaya Kosha.

Teil 114 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Was ist die Höchste Seele? Was ist Atman?

„Das Selbst, die höchste Seele.“ Hier werden es sehr schöne Verse, von denen man sich ergreifen lassen kann. „Nun verkünde ich dir das Wesen der höchsten Seele. Wenn der Mensch Das erkennt, wird er frei von Bindungen und erlangt den höchsten Zustand der Erlösung.“ (Viveka Chudamani Vers 124, von Sankara, dem großen Jnana Yoga Meister des Vedanta)
Hier sagt er nochmals, darum geht es letztlich. Das suchen wir bewusst oder unbewusst. Erst dann werden wir dauerhaft glücklich sein.
„Es existiert jemand, etwas, das unabhängig und ewig ist. Die Grundlage des Ichbewusstseins, Beobachter der drei Bewusstseinszustände, Wachen, Träumen, Schlafen, verschieden von den fünf Hüllen der Seele.“
Also, es existiert jemand. Aber jemand, wird man vielleicht sagen, ist das jetzt männlich oder weiblich? Es ist weder männlich noch weiblich, es ist Bewusstsein. Deshalb schiebt er noch hinterher, etwas. Und das ist unabhängig von allem, was passiert. Unabhängig von Wachen, Träumen, Schlafen. Unabhängig von schön und nicht schön. Unabhängig von, ob wir jetzt träumen, schlafen oder wachen. Im Wachzustand leben wir in einer Welt. Im Traumzustand leben wir in einer anderen Welt. Im Tiefschlafzustand gibt es keine Welt, derer wir uns bewusst sind. Aber jemand bleibt gleich. Wenn im Tiefschlaf nicht jemand da wäre, dann würden wir uns am nächsten Tag nicht erinnern, dass wir geschlafen haben. Verschieden von den fünf Hüllen der Seele. Erinnert euch, die Annamaya Kosha, die Nahrungshülle, Pranamaya Kosha, die Energiehülle, Manomaya Kosha, die geistig-emotionale Hülle, Vijnanamaya Kosha, die wird als intellektuelle Hülle bezeichnet, wo Ego und Buddhi, also Vernunft ist, Anandamaya Kosha, die Wonnehülle, wo wir uns identifizieren mit der ersten Avidya, die noch wonnevoll ist. Mal identifizieren wir uns mehr mit diesem Körper und spüren die Knie und den Rücken oder genießen die Schönheit der Nase. Mal identifizieren wir uns mehr mit der Pranamaya Kosha und spüren so, wie die Wirbelsäule warm wird, das Herz irgendwo vibriert, das dritte Auge leuchtet und die ganze Welt in ein Strahlen gehüllt ist. Oder umgekehrt, wenn wir uns ohne Energie fühlen und bedauern, dass es nicht so ist, wie vor zwei Wochen. Mal identifizieren wir uns mit unserer Manomaya Kosha. „Keiner mag mich.“ oder „Ich brauche das unbedingt.“ oder „Dem zeige ich es.“, Manomaya Kosha. Da habe ich jetzt rajasige und tamasige Emotionen genommen. Es gibt auch sattvige. Mal identifizieren wir uns mit unserer Vijnanamaya Kosha, unseren intellektuellen Fähigkeiten, unserer klaren Vernunft. „Die anderen sind alle so emotional. Ich dagegen, ich bin über all das hinaus.“ Identifikation Vijnanamaya Kosha. Mal identifizieren wir uns mit der Anandamaya Kosha. „Ich gehe in tiefe Meditation. Ich habe immer wieder diese überbewussten, ausgedehnten Bewusstseinszustände. Gott ist mir erschienen. Er ist aber mir erschienen, nicht jemand anderes. Ich identifiziere mich mit dieser Anandamaya Kosha, mit diesen außergewöhnlichen Körper- und Geist erstmal transzendierenden Bewusstseinszuständen, die so wonnevoll sind.“, wo wir doch so viel besser dann sind als andere. Aber Hochmut kommt vor dem Fall. Auf dieses so genannte spirituelle Ego folgt irgendwann der spirituelle Absturz. So identifizieren wir uns vielleicht mal mehr mit dem einen und mehr mit dem anderen und die meisten von euch identifizieren sich nicht nur mit einem davon, sondern eben mit allen Koshas. Und wer bleibt jetzt gleich, wenn man sich mal mit der einen, mal mit der anderen Kosha identifiziert? „Jemand bleibt gleich.“, sagt er hier. „Verschieden von den fünf Hüllen der Seele.“ Alle der fünf Hüllen der Seele sind Instrumente, Karanas, inneres Antarkarana, äußeres Bahirkarana, sind eigentlich unsere Instrumente. Wir nutzen diese Instrumente. Sie werden auch Fahrzeuge genannt. Wir sind derjenige, der das Fahrzeug fährt und nicht das Auto.

Teil 113 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Wie kann Maya überwunden werden? Wie ist die Welt entstanden?

„Maya kann durch Erkenntnis der reinen nichtdualen, absoluten Wirklichkeit überwunden werden. So wie der Irrtum, es handle sich um eine Schlange, durch das Erkennen des Seils aufgehoben wird. Die bekannten Grundeigenschaften von Maya sind Rajas, Tamas und Sattwa mit ihren entsprechenden Wirkungen.“
Es ist ja oft die Frage, „Wie ist diese Welt entstanden?“ Wenn ihr das jetzt hört, was Sankara sagt über Maya und wie ist die Welt entstanden, letztlich, wir wissen es nicht. Er sagt ja, Maya ist weder existent, noch nicht existent. Sie besteht weder aus Teilen, noch ist sie ungeteilt. Sie ist jenseits von Zeit und Raum, schafft aber letztlich Zeit und Raum. Und den Weisen ist sie an ihren Wirkungen erkennbar. Wir können also erkennen, was dort draus geworden ist. Es ist letztlich, man kann auch sagen, wenn der Träumende anfängt zu träumen, dann, in dem Moment, wird die Welt geschaffen. Wenn man jetzt aber beobachten will, „Was veranlasst den Träumenden in diesem Moment zu träumen?“
Plötzlich ist die Frage, „Was ist dieses unsterbliche Selbst?“ Alle sind von dieser Frage sehr intensiv ergriffen und wollen sich nicht mit Maya beschäftigen.
So ähnlich die Frage, ich glaube, Narayani hat irgendwann mal euch die Aufgabe gegeben, „Überlegt, ob ihr beim Einatmen oder beim Ausatmen einschlaft.“ Wer ist beim Einatmen eingeschlafen? Wer ist beim Ausatmen eingeschlafen? Wie ist dieser Prozess des Einschlafens? Habt ihr den schon mal genau beobachtet?
Es ist jetzt nicht so, dass du erst eingeschlafen bist und dann überlegst, „Habe ich gerade ein- oder ausgeatmet?“ Oder so ähnlich auch wie die Frage, „Schläft man auf der linken Seite oder auf der rechten Seite ein?“ Gut, wer die ganze Zeit auf einer Seite liegt, der weiß es, aber die meisten Menschen liegen nicht auf einer Seite und dann weiß man nicht, auf welcher Seite liegend man eingeschlafen ist. Genauso die Frage, „Wie ist diese Maya passiert?“, ist nicht in Worte fassbar. Brahma hat plötzlich geträumt. Deshalb, die Maya bleibt stets und beständig unergründbar. Gehen wir zum Vers 124. (nächstes Mal)

Teil 112 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Maya, was ist das?

„Von Maya kann man weder sagen, sie sei existent, noch, sie sei nicht existent, noch sei sie beides zugleich. Sie ist weder vielheitlich, noch einheitlich, noch beides zugleich. Sie besteht weder aus Teilen, noch ist sie ein ungeteiltes Ganzes, noch beides zugleich. Sie ist höchst wunderbar, ihr Wesen ist unbeschreiblich.“ (109. Vers des Viveka Chudamani von Sankaracharya)

Teil 111 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Was ist Maya?

Das ist ein besonders wichtiger Vers.
„Maya, die Welt des Scheins und deren Ursache ist die Macht der höchsten Gottheit mit dem Namen „die Unoffenbarte“ (Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, vom großen Jnana Yoga und Vedanta Meister Sankaracharya geschrieben um ca. 810 n.Chr, 108. Vers.).
Die Maya ist anfanglose Unwissenheit, besteht aus den drei Grundeigenschaften der Natur, Sattwa, Rajas und Tamas, ist jenseits von Raum und Zeit und nur von Weisen an ihren Wirkungen erkennbar. Durch sie wird das ganze Universum erschaffen.

Teil 1 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Sat Chid und Ananda – Atman, das Selbst im Vedanta

„Wie komme ich von Chid und Sat auf Ananda?“ Chid ist erstmal klar, ist Bewusstsein, Traum muss Bewusstsein sein. Sat ist auch klar, es muss etwas geben, sonst gäbe es nichts, was man darüberprojizieren kann. Und irgendwas muss da sein, sonst könnte auch Bewusstsein nicht sein. Auch im Bewusstsein ist ja irgendwo Sein drin. Deshalb, Sat und Chid hängen zusammen. Ananda ist jetzt das Ganze, man kann es letztlich auch wieder von seiner eigenen Bewusstheit aus nehmen. Es ist nicht einfach irgendein neutrales Universum, das einfach nur ist und bewusst ist. Es ist nicht so ein lebloses Universum. Es ist jetzt kein reines Sein mit einer Bewusstheit dabei, sondern da steckt etwas dahinter und das ist Ananda. Man kann auch verschiedene Analogien bringen. Letztlich ist es die Erfahrung eines Selbstverwirklichten. Und nicht nur eines Selbstverwirklichten. Wer von euch in der Meditation schon mal dieses Gefühl hatte von Verbundenheit, von Ausdehnung. Wer die Erfahrung gemacht hat, jenseits des physischen Körpers und jenseits der Persönlichkeit. Ist die Erfahrung einfach eine neutrale, auf einer Glückskala 0, weder minus 5, noch plus 5, sondern einfach 0? Wer schon einmal so einen Meditationszustand andeutungsweise erfahren hat, Glückszustand ist höher als alles, was man in einem physischen Universum beschreiben kann. In dem Moment, wo man sich der Verbundenheit mit allem bewusst ist, ist Ananda da. In dem Moment, wo wir uns getrennt fühlen von anderen, ist das Gegenteil da. Und wenn wir uns ganz einsam fühlen, ist es am allerschlimmsten. Wenn man sich fühlt, „Ich bin anders als alle, keiner mag mich und ich bin ganz getrennt von allem.“
Also, auf den relativen Ebenen kann man es so erklären. Natürlich, auf der absoluten Ebene gibt es kein Gefühl. Nein, die Welt ist nicht vom Herzen, die Welt ist Sein, Wissen und Glückseligkeit. Herz ist letztlich in der Täuschung.
Dann lese ich noch mal ein paar Verse. Zunächst nochmals drei Verse, die über Maya gehen.

 

110. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Liebe, Vedanta und Jnana Yoga

Frage: „Wenn Liebe die Grundemotion ist, wie können die anderen Gefühle dort entstehen?“
Wenn sich das universelle Bewusstsein spiegelt in Einzelupadhis, dann wird das, was kosmisch ist, nachher im Kleineren gespiegelt. Also, wenn wir das universelle Sein sind und das Sein spiegelt sich in diesem Körper, dann denke ich, „Ich bin der Körper und der Körper ist beschränkt. Wenn ich das universelle Ananda bin und dann spiegelt sich dieses Ananda in diesem Körper-Geist und dann habe ich kleine Freuden.“ Angenommen, ich bin das kosmische Bewusstsein, welches allwissend ist, eben, es weiß alles, es wird sich widerspiegeln in diesem Upadhi, dann habe ich ein beschränktes Wissen. Und angenommen, diese kosmische, universelle Liebe spiegelt sich wider in diesem kleinen Individuum, dann wird das zur kleinen Liebe. Und auf jeder dieser Ebenen wissen wir, das ist nicht ausreichend. Irgendwo ist man sich bewusst, „Diese Beschränkung, die mein Körper hat und mein Geist hat, das ist nicht o.k.“ Eigentlich müsste ich mehr haben. Deshalb ist der Mensch nie mit irgendwas zufrieden. Er will immer mehr haben. Er kann diesen Drang irgendwo abtöten, er kann ihn ertränken, er kann mit Vernunft sagen, „Verhalte dich doch vernünftig und strebe nicht nach immer mehr.“ und es kann sich dann irgendwo auf bestimmten Ebenen manifestieren, dann will man immer mehr Geld oder immer mehr Anerkennung oder immer mehr Spielzeuglokomotiven. Menschen haben verschiedenste Weisen irgendwo diesem Gefühl, „Es reicht nicht aus.“ zu entgehen, weil sie wissen, „Eigentlich bin ich universell kosmisch.“ Genauso auch, wir haben ein bisschen Wissen. Was wir wissen, reicht nie aus. Deshalb ist der Mensch immer wieder neugierig, will etwas Neues wissen. Aber egal, wie viel Äußeres wir wissen, es wird uns nicht ausreichen. Genauso auch, wir haben so kleine Freuden, gutes Kharoupdessert. Vielleicht habt ihr einen schönen Nachmittag gehabt. Vielleicht diese und jene kleine Vergnügen – es reicht nicht aus, wir wollen mehr haben. Genauso auch, kleine Liebe. Wir mögen diesen Menschen und wir mögen jenen Menschen – es reicht nicht aus. Wir wollen kosmische, universelle Liebe haben und dann ist da ein Mensch. Und ein Mensch ist auch nur beschränkte Liebe. Kein Mensch kann uns die Liebe geben und wiedergeben, die wir eigentlich wollen. Folglich ärgern wir uns, denn wir wollen immer mehr haben. Das ist eine Interpretation. Natürlich kann man das auch noch ergänzen mit der Evolutionsbiologie und der Traum ist ja auch so aufgebaut, dass er irgendwo sich selbst erhält und fortpflanzt. Es wäre ja schlimm, wenn Brahma jede Einzelheit sich ausdenken müsste. In unserem Traum muss man ja auch nicht jede Sache bewusst ausdenken, da gibt es Gesetzmäßigkeiten und die laufen und da haben dann natürlich auf einer beschränkten Ebene auch Ärger und Angst und all das andere auch ihren evolutionsmäßigen Sinn. Aber von einem höheren Philosophischen ist das einfach ein Ausdruck dessen, dass wir wissen, diese Beschränktheit ist nicht ausreichend und ist nicht o.k. Jetzt können wir uns mit allen Menschen streiten, die unserem Anspruch von kosmischer, bedingungsloser Liebe nicht entsprechen oder wir können aufhören, im Beschränkten nach so etwas zu suchen und geben uns im Beschränkten mit beschränkten Manifestationen der Liebe zufrieden und erkennen letztlich, dass auch scheinbar grausame Handlungen oft aus einem Bedürfnis nach Liebe entspringen. Narayani hat irgendwann mal so gesagt, man sollte mal davon ausgehen, von der Arbeitshypothese, dass alle Handlungen, die ein Mensch macht, entweder aus dem Wunsch, Liebe zu geben oder Liebe zu erfahren oder zu erhalten, gemacht werden. Diese beiden Grundmotivationen. Wenn man da so ein bisschen guckt, wird man das tatsächlich sehen können. Da machen die Leute die verquersten Sachen, aber wenn man ehrlich ist, man macht ja manchmal auch verquere Sachen. Oder habt ihr noch nie eine verquere Sache gemacht? Andere machen verquere Sachen, man selbst macht verquere Sachen, so hält sich die Maya aufrecht.

Teil 109 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Quantenphysik und Vedanta

Das ist übrigens auch eine der vielen philosophischen Interpretationen der Quantenphysik. Auch dort gibt es solche, die sagen, alles im Universum kann man noch in weitere Teilchen aufteilen. Nichts ist aber dauerhaft wirklich. Letztlich, wenn man in die ganz kleinen Dinge kommt, gibt es nur noch Wahrscheinlichkeitswolken und die Wahrscheinlichkeitswolken werden beeinflusst von dem, der sich dieser Sachen bewusst ist. Das ist ja die Heisenbergsche Unschärferelation, mindestens den Namen habt ihr alle schon mal gehört, manche haben sich sogar damit beschäftigt. Ich habe mich auch mal damit beschäftigt, muss aber zugeben,  inzwischen weiß ich es nicht mehr so genau und vermutlich habe ich es nie so ganz kapiert, denn es ist mehr oder weniger nur von so ein paar Büchern, aber nicht vom Physik-Universitätsunterricht. Im Wesentlichen sagt es, man kann von einem Teilchen entweder den Ort oder die Richtung und Geschwindigkeit feststellen. Nicht beides. Wenn man die Geschwindigkeit feststellt, weiß man nicht, wo der Ort ist und wenn man den Ort feststellt, weiß man nicht, wo die Geschwindigkeit ist. Und in dem Moment, wo man den Ort misst, dann beeinflusst man das Teilchen. Es gibt nicht so was wie eine objektive Wirklichkeit, welches der Beobachter neutral wahrnimmt, sondern der Beobachter an sich legt mit der Art der Beobachtung fest, wie sich die Wirklichkeit tatsächlich darstellt. Das, was letztlich das Universum schafft, erhält, zerstört, auflöst und beeinflusst und letztlich bestimmt, ist Bewusstsein. Da gibt es sogar moderne Philosophen, die sich auf die Erkenntnisse der Quantenphysik berufen. Es ist jetzt nicht die momentan vorherrschende Theorie, vor dreißig Jahren war die noch mal etwas mehr vorherrschend und dann gibt es andere, aber sie wird weiterhin ernsthaft diskutiert. So ähnlich wie die andere Theorie, die ich euch ja mal vorgestellt hatte, dass jemand sagt, die Welt verhält sich wie eine Computeranimation. So ein künstliches Leben, wo irgendjemand das geschaffen hat, denn, es gibt so viele Zufälle, damit es Leben auf dieser Erde gibt und dass das Leben weiter existiert, trotz aller möglichen kosmischen Katastrophen, da muss irgendjemand dort eingreifen, dass das so funktioniert. Ob wir den jetzt als Computerprogrammierer bezeichnen, ob wir den als Brahma, den Schöpfer, bezeichnen, ob wir ihn als Schöpfergott oder Göttin bezeichnen oder Ishwara oder universelle Intelligenz, ist letztlich egal. Also besteht diese Welt aus Bewusstsein und damit haben wir wieder Chid. Die Welt besteht aber nicht nur aus Bewusstsein, sondern da existiert auch etwas. Und deshalb kommen wir auch wieder nicht nur auf Chid, sondern es existiert etwas und das nennt sich dann Sat, auf gut Sanskrit. Also, etwas existiert, damit diese Projektion der Welt entstehen kann, irgendetwas muss da sein, was projiziert. Angenommen, ihr wolltet jetzt einen Kinofilm schaffen, irgendwas muss da sein. Da muss eine Leinwand da sein, da muss Licht da sein, da muss dieser Film da sein. Gut, heute digital produzierte Filme und projizierte Filme brauchen jetzt nicht mehr so einen Film, der abläuft, aber irgendwas muss da sein. Illusion entsteht, aber damit eine Illusion entstehen kann, muss etwas da sein. Deshalb, diese Welt ist Bewusstsein. Und jetzt kommt auch noch etwas dazu. Jetzt kommt logischerweise das dritte und das ist Ananda. Ananda ist letztlich auch wieder Wonne und Freude ist hinter dem Ganzen. Und in Ananda steckt irgendwo auch ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Und deshalb, auch in der projizierten Schöpfung gibt es auch etwas, was sich dann eben manifestiert, es manifestieren sich kleine Freuden, es manifestiert sich aber auch Liebe. Und auch dort habe ich mal so eine interessante auch wieder philosophische Interpretation von Astrophysik gelesen. Und da wurde so beschrieben, das Universum verhält sich so, als ob die Sterne sich lieben und man könnte eigentlich das Verhalten der Schwerkraft verstehen als Kraft der Liebe und das würde sich irgendwie anziehen. Das ist jetzt nicht Vedanta, aber es würde sich damit durchaus auch vertragen. Also, ganzes Universum, es gibt ein kosmisches Sein, es besteht aus Bewusstheit und letztlich ist es Freude und Liebe und alle Einzelgestalten werden irgendwo geträumt und jetzt sind wir irgendwo in diesem kosmischen Traum drin und damit sind wir im ganzen Schlamassel. Man kann natürlich sagen, „Ich bin nicht im Schlamassel, mir geht es gut.“ Das können wir so gut sagen. Aber wenn ich z.B. dieses „Om Tryambakam“ wieder sehe und irgendwie, es vergeht keine Woche, ohne dass wir für irgendjemanden „Om Tryambakam“ singen, der Krebs hat. Also, Leiden ist da und dort zu verstehen, „Ich bin nicht der Körper, ich bin nicht die Gedanken, nicht die Emotionen, all das ist ein Traum, der abläuft. Innerhalb des Traumes spiele ich meine Rolle, aber ich kann auch mir bewusst werden, ich bin Bewusstsein und ich kann mir bewusst werden, alles, war mir widerfährt, ist eigentlich auch nur Bewusstsein.“

Teil 108 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <