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Was ist die Höchste Seele? Was ist Atman?

„Das Selbst, die höchste Seele.“ Hier werden es sehr schöne Verse, von denen man sich ergreifen lassen kann. „Nun verkünde ich dir das Wesen der höchsten Seele. Wenn der Mensch Das erkennt, wird er frei von Bindungen und erlangt den höchsten Zustand der Erlösung.“ (Viveka Chudamani Vers 124, von Sankara, dem großen Jnana Yoga Meister des Vedanta)
Hier sagt er nochmals, darum geht es letztlich. Das suchen wir bewusst oder unbewusst. Erst dann werden wir dauerhaft glücklich sein.
„Es existiert jemand, etwas, das unabhängig und ewig ist. Die Grundlage des Ichbewusstseins, Beobachter der drei Bewusstseinszustände, Wachen, Träumen, Schlafen, verschieden von den fünf Hüllen der Seele.“
Also, es existiert jemand. Aber jemand, wird man vielleicht sagen, ist das jetzt männlich oder weiblich? Es ist weder männlich noch weiblich, es ist Bewusstsein. Deshalb schiebt er noch hinterher, etwas. Und das ist unabhängig von allem, was passiert. Unabhängig von Wachen, Träumen, Schlafen. Unabhängig von schön und nicht schön. Unabhängig von, ob wir jetzt träumen, schlafen oder wachen. Im Wachzustand leben wir in einer Welt. Im Traumzustand leben wir in einer anderen Welt. Im Tiefschlafzustand gibt es keine Welt, derer wir uns bewusst sind. Aber jemand bleibt gleich. Wenn im Tiefschlaf nicht jemand da wäre, dann würden wir uns am nächsten Tag nicht erinnern, dass wir geschlafen haben. Verschieden von den fünf Hüllen der Seele. Erinnert euch, die Annamaya Kosha, die Nahrungshülle, Pranamaya Kosha, die Energiehülle, Manomaya Kosha, die geistig-emotionale Hülle, Vijnanamaya Kosha, die wird als intellektuelle Hülle bezeichnet, wo Ego und Buddhi, also Vernunft ist, Anandamaya Kosha, die Wonnehülle, wo wir uns identifizieren mit der ersten Avidya, die noch wonnevoll ist. Mal identifizieren wir uns mehr mit diesem Körper und spüren die Knie und den Rücken oder genießen die Schönheit der Nase. Mal identifizieren wir uns mehr mit der Pranamaya Kosha und spüren so, wie die Wirbelsäule warm wird, das Herz irgendwo vibriert, das dritte Auge leuchtet und die ganze Welt in ein Strahlen gehüllt ist. Oder umgekehrt, wenn wir uns ohne Energie fühlen und bedauern, dass es nicht so ist, wie vor zwei Wochen. Mal identifizieren wir uns mit unserer Manomaya Kosha. „Keiner mag mich.“ oder „Ich brauche das unbedingt.“ oder „Dem zeige ich es.“, Manomaya Kosha. Da habe ich jetzt rajasige und tamasige Emotionen genommen. Es gibt auch sattvige. Mal identifizieren wir uns mit unserer Vijnanamaya Kosha, unseren intellektuellen Fähigkeiten, unserer klaren Vernunft. „Die anderen sind alle so emotional. Ich dagegen, ich bin über all das hinaus.“ Identifikation Vijnanamaya Kosha. Mal identifizieren wir uns mit der Anandamaya Kosha. „Ich gehe in tiefe Meditation. Ich habe immer wieder diese überbewussten, ausgedehnten Bewusstseinszustände. Gott ist mir erschienen. Er ist aber mir erschienen, nicht jemand anderes. Ich identifiziere mich mit dieser Anandamaya Kosha, mit diesen außergewöhnlichen Körper- und Geist erstmal transzendierenden Bewusstseinszuständen, die so wonnevoll sind.“, wo wir doch so viel besser dann sind als andere. Aber Hochmut kommt vor dem Fall. Auf dieses so genannte spirituelle Ego folgt irgendwann der spirituelle Absturz. So identifizieren wir uns vielleicht mal mehr mit dem einen und mehr mit dem anderen und die meisten von euch identifizieren sich nicht nur mit einem davon, sondern eben mit allen Koshas. Und wer bleibt jetzt gleich, wenn man sich mal mit der einen, mal mit der anderen Kosha identifiziert? „Jemand bleibt gleich.“, sagt er hier. „Verschieden von den fünf Hüllen der Seele.“ Alle der fünf Hüllen der Seele sind Instrumente, Karanas, inneres Antarkarana, äußeres Bahirkarana, sind eigentlich unsere Instrumente. Wir nutzen diese Instrumente. Sie werden auch Fahrzeuge genannt. Wir sind derjenige, der das Fahrzeug fährt und nicht das Auto.

Teil 113 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <