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Hatha Yoga und Vedanta – laut Gheranda Samhita und Hatha Yoga Pradipika

MeditationWaldManchmal schauen Vedanta Übende etwas herab auf die Hatha Yoga Übenden und denken, dass Hatha Yoga nur für die Gesundheit des Körpers sein. Und natürlich gilt: Der Körper ist sterblich und vergänglich. Selbst wenn es gelingt, den Körper etwas länger gesund zu halten, ist das eben nur „etwas länger“. Wichtiger als alt zu werden, ist die Unsterblichkeit zu erreichen. Darum ist aber Vedanta nicht besser als Hatha Yoga. Denn auch im Hatha Yoga geht es darum, die Unsterblichkeit zu erreichen. Und wie erreicht man im Hatha Yoga die Unsterblichkeit? Darüber sprechen die klassischen Yoga Texte Gheranda Samhita und Hatha Yoga Pradipika. Durch das Reinigen des Körpers, des Pranas, der Psyche und des Geistes. Hatha Yoga wirkt auf den Körper. Über den Körper wird das Prana, die Lebensenergie aktiviert, verfeinert und in die höheren Chakras gebracht. Ist das Prana in den höheren Chakras, wird der Geist ruhig. Ist der Geist ruhig, kann der Yogi seine wahre Natur erfahren – und diese ist unsterblich.

Die Welt als Traum Gottes

Aber was ist das einzig Wirkliche hinter dem ganzen Universum des Traumes? Das einzig Wirkliche ist Brahman. Hinter der ganzen Traumwelt ist aber auch irgendwo eine Intelligenz, so eigenartig sie sich verhält, dennoch, irgendwo hängt es doch zusammen. Und so gibt es im Traum, kann man sagen, Ishwara, Gott, die Schöpferkraft des Traumes. Denn, wenn wir subjektiv im Traum drin sind, dann können wir ja die Welt nicht beeinflussen, sie läuft aber trotzdem ab. Man kann sagen, unser Wachbewusstsein manifestiert sich als Schöpfer-, Erhalter- und Zerstörungskraft im Traum, ist so etwas wie Ishwara dort. Dadurch entsteht eine Welt, die irgendwo auch nach Gesetzmäßigkeiten abläuft. Ich bin die gleiche Person, wie in allen Einzelseelen. Aber wann wissen wir überhaupt, dass wir geträumt haben? Wir wissen es dann, wenn wir aufwachen. Wenn wir aufgewacht sind, dann wissen wir, „Ich habe nur geträumt.“ Und so ähnlich, Hundertprozent sind wir, dass wir geträumt haben, dass wir jetzt, in diesem Moment, Wachbewusstsein träumen, wann sind wir dort Hundertprozent sicher? Wenn wir aus diesem Wachbewusstsein aufwachen. Und wie nennt sich dieses Aufwachen aus dem Wachbewusstsein? Nirwikalpa Samadhi oder wahres Jnana, wahres Wissen. Bis dahin können wir in dieser Analogie denken. Wir können uns bewusst machen, die ganze Welt, so wie sie ist, besteht letztlich aus Bewusstsein. Dieses Bewusstsein manifestiert sich scheinbar in Elektronen, Neutronen und Protonen, Energien, physische Energien und astrale Energien und dann gibt es einen subjektiven Geist und der schafft aus diesem noch mal ein eigenes kleines Universum und andere schaffen ihr Universum und dann kann man auch miteinander kommunizieren, aber alle Universen zusammen unterliegen irgendwo auch einer bestimmten Gesetzmäßigkeit und hinter dem ganzen manifesten, physischen Universums des Wachbewusstseins gibt es auch eine göttliche Kraft, die kann man Ishwara, Gott, nennen oder wie auch immer wir sie nennen wollen. Aber all das ist nur eine Manifestation von Brahman. Jetzt gibt es noch etwas, was man in der modernen Traumkunde weiß, das nennt sich luzides Traumbewusstsein. Luzides Traumbewusstsein heißt, man weiß, dass man träumt und träumt trotzdem weiter. So kann einem das Träumen interessante Erfahrungen schenken und wenn man weiß, dass man träumt, dann kann man auch den Traum ein bisschen verändern. Manche von euch kennen das vielleicht, dass man vielleicht morgens aufwacht und es ist doch sehr früh und denkt, „Anstatt dass ich die Zeit jetzt gleich nutze, die zusätzliche Stunde für eine zusätzliche Stunde Pranayama, will ich jetzt einfach noch mal so ein bisschen vor mich hindösen, auch, wenn ich ganz wach bin. Und dann in diesem Hindöszustand kann es einem passieren, dass man dann in so einen leichten Traumzustand abgleitet, aber man weiß, dass man träumt und dann kann man diesen Traumzustand auch so beeinflussen, wie man ihn gerne hätte. Oder wenn man aus einem unangenehmen Traum so halb aufgewacht ist, kann man den unangenehmen Traum noch schön zu Ende führen. Also, wenn man weiß, dass man träumt, dann kann man ein bisschen amüsierter den Traum anschauen. Man kann auf den Traum ein bisschen Einfluss nehmen. Man kann noch mal schauen, ob man die Traumwelt ein bisschen verändern kann. Oder man kann aus dem Traum rausgehen.

Teil 103 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <