Archiv der Kategorie: Viveka Chudamani

Swarupa, deine wesenseigene Form

„Swarupa“ heißt „meine wahre Form“. „Aham“ heißt „Ich bin“. „Swarupa“ ist ein vielschichtiger Ausdruck im Sanskrit. Swarupa wird in der Bhagavad Gita sehr häufig genutzt als Persönlichkeit, Talente, Fähigkeiten. Also durchaus dem, man könnte sagen, dem Selbstbegriff der humanistischen Psychologie, wenn die dort von Selbstverwirklichung sprechen. Also Krishna sagt, man soll seiner Swarupa gemäß handeln. Und das heißt, angenommen, jemand ist ein Pitta-Typ, dann soll der ruhig sich mal durchsetzen. Oder angenommen, jemand ist ein Vata-Typ, dann soll er seine Neugier für gute Sachen benutzen. Natürlich, wenn jetzt Vata übersteuert ist, dann würde man ein bisschen reduzieren. Man muss aber aufpassen, manchmal liest man in oberflächlichen Ayurveda-Büchern, ein Vata-Typ wird am besten Buchhalter. Der wird todunglücklich dort, das gelingt ihm nicht. Oder er wird neue kreative Weisen finden, wie man Buchführung macht, was dann nicht immer die Steuerbehörden interessiert oder manchmal interessiert es dann sehr. Aber jedenfalls, Krishna sagt, wir müssen unserer Natur gemäß handeln und wir müssen unsere Pflicht so erfüllen, wie wir es mit unserer Natur machen. Aber das führt dann manchmal zu einer Verliebtheit mit der eigenen Natur. An einer anderen Stelle schreibt auch Krishna, unsere wahre wahre Natur, das ist Satchidananda. Und Sankaracharya hat den Ausdruck „Swarupa“ – es gibt ja diesen einen Nirvanashtakams, „Satchidananda Rupah Shivoham Shivoham.“ Also dort sagt er, „Meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit.“ Auch Sankaracharya musste sich damit auseinandersetzen, dass die Aspiranten seiner Zeit und seine Schüler sich mit ihrer relativen Natur so sehr identifiziert haben und vermutlich ihm immer wieder gesagt haben, „So bin ich halt und das ist meine Natur und deshalb brauche ich dies und deshalb brauche ich jenes. Und meiner Natur gemäß muss ich das machen.“ Und dann sagt er, „Satchidananda Swarupoham. Deine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit. Identifiziere dich nicht mit deiner Persönlichkeit, deinem Charakter, deinen Talenten, deinen Fähigkeiten, deinen Wünschen, noch nicht mal deinen Herzenswünschen.“ Auch wenn Krishna irgendwo betont, dass im Alltag das natürlich eine Rolle spielt. Nur, wir dürfen uns nicht damit zu sehr identifizieren.

Teil 93 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Liebe, was ist das?

„Was ist Liebe? Ist es die Illusion einer Emotion oder verbinden wir uns mit dem Bewusstsein?“ Du sprichst jetzt davon, auf der einen Seite gibt es mich, auf der anderen Seite gibt es das Bewusstsein. Jetzt verbinde ich mich mit dem Bewusstsein. Nein, so ist es nicht, sondern, ich bin Bewusstsein. Man kann sagen, auf der einen Seite, Liebe ist eine Widerspiegelung. Und damit könnte man sagen, sie ist illusorisch. Aber auf einer anderen Ebene ist es eben die Widerspiegelung der Verbundenheit auf eine relative Weise. Man kann auch sagen, wenn man Liebe spürt, dann ist das Verbundenheit, dann leuchtet vorübergehend die Einheit auf. Die kann man dann nachher fehl interpretieren und reine physiologische Bedingungen dort setzen und manches beruht ja schlicht darauf, irgendwelche physiologischen Mechanismen ermöglichen es dem Bewusstsein, sich etwas weiter zu fühlen und irgendwo nicht nur mit diesem Körper sondern mit einem oder zwei oder drei Körpern, je nach Größe der Familie, sich zu identifizieren. Aber es ist auch die kleine Liebe, gegen die zwar Sankaracharya relativ vehement wettert, insbesondere in ein paar Versen, die ich euch verheimlicht habe, die müsst ihr dann selbst lesen, könnt euch dann alleine darüber ärgern, die sollen uns Vairagya geben. Aber von einem anderen Standpunkt und das wiederum sagt er ja in anderen Versen – ich widerspreche ja jetzt Sankaracharya nicht, sondern man kann zu Vedanta hingehen über Neti Neti, nicht dies, nicht dies oder über Iti Iti, dies und dies. Wir können also zum einen sagen, Liebe zwischen zwei Menschen ist Verhaftung oder wir können sagen, es ist ein begrenztes Aufblitzen der Verbundenheit der Seele. Beide Ausdrücke wären korrekt. Kannst es dir jetzt aussuchen, was für dich besser passt. Vielleicht bei frisch Verliebten passt besser die eine und bei solchen, bei denen gerade Beziehungsprobleme da sind, passt besser die andere Interpretation. Sind beide korrekt. Solange es uns eben dazu führt, uns nicht darauf zu beschränken und zu glauben, in diesem Kleinen und Begrenzten dort ist jetzt alles da.

Teil 92 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Glück und Wonne ist deine wahre Natur

Die dritte Eigenschaft des Selbst ist Ananda. Ananda heißt Wonne. Es gibt manche Reinvedantins, die sagen, in den ältesten Upanishaden gibt es nur Sat und Chid. Ananda kommt erst später rein. Denn Ananda, Wonne, klingt schon wieder so emotional. Und dann, „Wir sind alle glücklich.“ oder „Froh zu sein bedarf es wenig.“ oder „Alle Menschen wollen glücklich sein.“ Ich glaube, das könnte gleich zum Schlager werden, wie es Tausende von anderen Schlagern gibt. Aber Ananda ist ein tiefes Konzept, welches aber auch besagt, auch unsere relative Fröhlichkeit ist eine Widerspiegelung von Ananda. Ananda, dieses Glück, ergibt sich auch wieder aus letztlich einer Analyse unserer Erfahrung. Angenommen, wir fühlen uns sehr bei uns selbst. Angenommen, wir fühlen uns verbunden mit anderen Wesen. Angenommen, wir spüren, „Ich bin das Bewusstsein hinter allem.“ Frage, ist das jetzt ein neutrales Gefühl? Ist das irgendwo statuenhaft, „Ich fühle mich halt eins mit allem.“? Nein. Wenn man diese Grenzen von Körper und Emotionen mal transzendiert hat, wenn man sich ausgedehnt fühlt, wenn man irgendwo merkt, „Ja, ich bin das Bewusstsein hinter allem.“, welches sich auf einer relativen Ebene als reine, bedingungslose Liebe manifestiert, dann ist das Ananda, Wonne. Wenn man wirklich bei sich ist, ist es Ananda, Wonne. Und die vedantische Analyse auch vom relativen Glück, besagt ja, auch relatives Glück ist nichts anderes als eine Widerspiegelung unserer Seele. So wie Patanjali sagt, „Yogas Chitta Vritti Nirodha. – Yoga ist das zur Ruhe bringen der Gedanken im Geist. Tada Drastuh Svarupe Vasthanam. – Dann ruht der Sehende in seinem Wesen.“ Immer dann, wenn unser Geist vorübergehend konzentriert ist, ist Wonne da. Also angenommen, ihr macht eine Tätigkeit sehr konzentriert, dann macht die typischerweise Spaß, man freut sich. Angenommen, man ist mit einem Menschen zusammen, man mag ihn sehr und fühlt sich bedingungslos angenommen, Geist ist ruhig, Freude manifestiert sich. Angenommen, man hatte einen Wunsch und der Wunsch wird erfüllt, vorübergehend gibt es keinen anderen Wunsch, dann ist man glücklich. Das Glück stammt nicht von dem anderen Menschen, das Glück stammt nicht von dem Objekt der Wunscherfüllung, das Glück stammt nicht von der Tätigkeit, die man macht, sondern das Glück strahlt von innen. Sowie unser Geist ruhig ist, sowie unser Geist konzentriert ist, kann unsere innere Natur sich manifestieren und die ist Glück. Das übrigens hat eine ganz wichtige, sehr praktische Konsequenz. Angenommen, ihr wollt mal etwas glücklicher sein. Kann ja mal sein, dass ihr im Alltag irgendwie wahrnehmt, „Ich bin nicht glücklich genug.“ Was kann man dann einfach machen? Viele Möglichkeiten. Die eine wäre, einen Moment die Augen schließen, sich bewusstmachen, „Satchidananda Swarupoham.“ Zweite Möglichkeit, eine Tätigkeit machen, wo man ganz konzentriert dabei ist. Eventuell sogar, das klingt jetzt sehr weltlich, sich ein Ziel setzen. Sagen, „Ich will jetzt in soundso viel Minuten Tausend Meter laufen.“ Und dann erreicht man das Ziel und dann ist man vorübergehend glücklich. Vielleicht auch vorübergehend platt, aber die Plattigkeit kann man ja gut verbinden mit Glück. Das eine schließt ja das andere nicht aus. Wir können also spielerisch mit uns selbst umgehen. Also, Satchidananda. Aus dieser Bewusstheit heraus wird das Leben letztlich schön, erfüllend und spielerischer.

Teil 91 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Das Selbst ist Satchidananda – Sein Wissen Glückseligkeit

Aber ihr kennt die drei Beschreibungen des Selbst. Wie nennen die sich? Sat, Chid und Ananda. Ich vermute, irgendwo habt ihr das schon Tausend Mal gehört. Sat, reines Sein. Chid, reine Bewusstheit. Ananda, reine Wonne. Also Sat, reines Sein. Nicht irgendein Sein, sondern reines Sein, absolutes Sein. Vom Lateinischen her, absolut heißt losgelöst. Wir identifizieren uns jetzt mit einem beschränkten Körper. Damit ist es ein begrenztes Sein. Und der Körper reflektiert unser unendliches Sein und deshalb haben wir Sehnsucht nach dem unbeschränkten Sein. Mensch ist letztlich nicht zufrieden mit dem, was er hat. Irgendwo weiß er, es muss mehr geben. Und egal, wie viel Euro man hat, und egal, wie viel Macht man hat, und egal, wie viel man weiß, man will immer mehr. Man kann diesen Wunsch nach mehr irgendwie betäuben und sich zufrieden geben, aber im Inneren des Menschen weiß man irgendwo, „Ich bin nicht so beschränkt.“ Und es ist auch in der Meditation möglich und ich vermute, die Mehrheit von euch hat solche Erfahrungen mindestens schon mal gehabt, es ist möglich, sich als reines Sein zu erfahren. Es ist möglich, mal nicht die Beschränkungen des Körpers zu spüren. Viele haben das schon andeutungsweise erfahren in der Ausdehnungsmeditation, manche vielleicht schon beim ersten Aufenthalt hier im Haus Yoga Vidya, wo ja in der ersten Woche ist ja meistens irgendwo auch die Ausdehnungsmeditation dabei oder die Ausdehnungsentspannung. Manche sind dort plötzlich in der Meditation mal hineingefallen in einen Zustand, wo man plötzlich den Körper nicht mehr spürt und irgendwo eine Weite und Verbundenheit fühlt. Und aus dieser Reflektion, „Es gibt ein Sein, aber ich bin nicht der Körper.“, weiß man, „Ich bin.“ Aus der Erfahrung in der Meditation, dass dieses Sein unendlich ist, daher können wir aus der Erfahrung schließen, „Ich bin absolutes Sein.“ Und noch etwas. Aus der Analyse von Subjekt-Objekt, kommt auch klar hervor, wir können gar nichts Beschränktes wirklich sein vom Standpunkt des Bewusstseins aus. Alles, was in Zeit und Raum ist, ist beobachtbar. Angenommen, ihr hättet eine bestimmte Ausdehnung. Ihr sagt, „Gut, ich bin nicht der Körper, aber ich bin der Astralkörper. Ich bin drei Meter breit.“ Jemand mit einer guten Aura hat drei Meter Breite. Deshalb braucht ihr euch jetzt nicht Gedanken zu machen, habt ihr fünf Zentimeter oder zwanzig mehr oder weniger. Astralkörpermäßig ragen wir weit über alle Fettdatus hinaus. Wenn wir uns jetzt wahrnehmen würden als drei Meter Durchmesser, dann könnte ich das wahrnehmen, dann könnte ich sagen, „Bis wohin rage ich?“ und dann auch, „Und wer beobachtet, bis wohin ich rage? Von wo aus merke ich, dass ich bis dahin rage?“ Versteht ihr das? Also alles, was beschränkt ist, da gibt es ein Bewusstsein, dass das beobachtet, wie weit es beschränkt ist und damit bin ich nicht das Beschränkte. Oder auch in Zeit begrenzt. Wenn wir jetzt überlegen, „Wann bin ich in die Existenz gekommen?“ Und dann würde man fragen, „Und wer beobachtet, ab wann man in die Existenz gekommen ist?“ Wenn ich beobachte, dass ich irgendwann in die Existenz gekommen bin, muss es jemanden geben, der beobachten kann, ab wann man in die Existenz gekommen ist. Damit ist Bewusstsein an sich nicht beschränkt. Es ist weder durch Raum beschränkt und es ist nicht durch Zeit beschränkt. Ist das nachvollziehbar? Also angenommen, etwas wäre beschränkt. Dann müsste es jemanden geben, der diese Beschränktheit wahrnehmen würde. Und wenn es jemanden gibt, der die Beschränktheit wahrnimmt, dann bin ich nicht der, der  beschränkt ist, sondern ich bin derjenige, der die Beschränktheit wahrnimmt. Egal, was es sein mag, alles, was beschränkt ist, wird wahrgenommen werden vom Bewusstsein. Ansonsten gäbe es diese Beschränktheit nicht. Die Beschränktheit gibt es nur in dem Maße, wie es ein Bewusstsein gibt, welches diese Beschränktheit wahrnimmt. Und das heißt, mit anderen Worten, Bewusstsein kann nicht beschränkt sein. Es kann weder beschränkt sein zeitlich, wie auch räumlich. Das wäre jetzt die intellektuelle Analyse. Und diese deckt sich mit den Meditationserfahrungen von Menschen in erweiterten Bewusstseinszuständen, in die man manchmal hineinrutscht. Und dann kommen wir noch zu einem weiteren und damit kommen wir fast schon zu dieser Aussage, „Aham Brahmasmi. Ayam Atman Brahman.“ Wenn ich dann tatsächlich unbeschränkt bin, zeitlich unbeschränkt, räumlich unbeschränkt, kann es dann andere geben, die auch zeitlich und räumlich unbeschränkt sind? Vom Logischen her – geht nicht. Es kann nicht zwei geben, die gleichzeitig ewig und unendlich sind. Das ist eine logische Unmöglichkeit. Und damit ist intellektuell auch klar, es kann nicht mehrere Bewusstseine geben. Das ist ja im Deutschen so, das ist im Sanskrit so, das ist im Englischen so, im Lateinischen so. Da gibt es kein Plural von Bewusstsein. Es gibt nicht Bewusstseine. Es gibt letztlich nur ein kosmisches Bewusstsein und dieses kosmische Bewusstsein spiegelt sich in diesem Körper, spiegelt sich in diesem Geist, in dieser Persönlichkeit, in diesen Emotionen, aber „Ich bin es nicht.“ Also, „Ich bin nicht dieser Körper, Geist, Persönlichkeit, sondern ich bin das Bewusstsein. Das wiederum bin ich.“ Und damit gibt es nur eine einzige kosmische Weltenseele, die nennt sich Brahman und das Selbst von jedem einzelnen ist nichts anderes als Brahman. Auch das können wir auf diese Weile intellektuell schließen und auch das deckt sich wieder mit der Erfahrung in Nirvikalpa Samadhi. In Nirvikalpa Samadhi nehmen wir uns selbst wahr, als das Bewusstsein hinter allem. Im Kleinen haben wir alle eine Verbindung. Wir können uns gegenseitig irgendwo erspüren. Natürlich, wie bei allem kann das auch mit Täuschung verbunden sein. Die moderne Neurobiologie postuliert dort das Konzept der Spiegelneuronen. Wir können uns in andere hineinversetzen, aber vom Standpunkt des Yogas muss das nicht unbedingt mit Spiegelneuronen zu tun haben – obgleich das eine Konzept das andere auch nicht ausschließt – sondern es ist das gleiche Bewusstsein in jedem. Und wenn Liebe besonders stark ist, dann strahlt diese Verbundenheit des Bewusstseins einen Moment lang aus. Und die großen Heiligen, Weisen und Propheten, die spüren diese Einheit auch im Alltag. So wie Jesus dann sagt, „Liebe deinen Nächsten wie dich Selbst.“ Und was dort in der griechischen Urfassung der Bibel steht, wobei Jesus natürlich Aramäisch gesprochen hat, aber es gibt keine aramäische Urschrift der Bibel. Das kann man auch übersetzen, „Liebe deinen Nächsten als dein Selbst.“ Oder, „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“, hat ja auch nicht Jesus erfunden, das steht ja auch schon im Alten Testament. Und auch was dort im Hebräischen steht, kann man auch übersetzen als, „Liebe deinen Nächsten als dein Selbst.“ Und damit sind wir schon sehr vedantisch. Also wir sind und wir sind unendlich, wir sind bewusst, wir sind nicht einfach irgendwas. Angenommen, wir wären nur irgendwie und wären uns nicht bewusst, dann würden wir nicht merken, dass es uns gibt. Wäre jetzt auch kein Sinn, hier überhaupt zu sein, Chit.
„Ich bin ein Kristallisationskern von Bewusstsein in Raum und Zeit.“ Man würde eher sagen, „Ich bin das unendliche Bewusstsein, dass sich widerspiegelt in einem Körper-Geist-Kontinuum und deshalb scheinbar in Raum und Zeit existiert.“

Teil 90 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Descartes und Vedanta

Es gab einen Philosophen der Aufklärung, der sich mit dieser Frage beschäftigt hat, der zu Unrecht als Begründer des Materialismus gilt, Descartes. Der hat so gesagt, „Cogito ergo sum. – Ich denke, also bin ich.“ Das wurde dann oft missinterpretiert und interpretiert als ob er sagt, „Ich bin die Gedanken.“ Nur, der Descartes hat so eine ähnliche Analyse in seinem Buch „Meditationes“ gemacht, wie wir es die letzten Tage gemacht haben. Wir können an allem Zweifeln, nur an einem können wir nicht zweifeln, nämlich, dass es jemanden gibt, der zweifelt. Wenn es niemanden gäbe, der zweifelt, dann könnte es auch keine Zweifel geben. Descartes ist da durchaus ähnlich, er sagt, wir wissen nichts über diese Welt, denn alles, was wir hier wissen, kommt durch unsere Sinne, unsere Sinne können fehlerhaft sein, sie können uns auch etwas vorgaukeln, das Ganze kann ein Traum sein, das wissen wir nicht. Es gibt keinen objektiven Beweis, dass es überhaupt eine äußere Welt gibt. Es gibt keinen objektiven Beweis, dass es überhaupt einen Körper gibt und es gibt keinen Beweis, dass es eine Persönlichkeit gibt. All das kann alles Einbildung sein. Nur an einem können wir nicht zweifeln, nämlich daran, dass da jemand ist, der zweifelt. Also, deshalb können wir auf der einen Ebene sagen, „Wir sind.“ Und das zweite ist, „Wir sind bewusst.“ Korrekterweise muss ich jetzt von meinem Standpunkt aus sagen, jetzt philosophisch korrekt, ich habe keine Ahnung – ich sage jetzt immer „ihr“ – ich habe keine Ahnung, ob jemand von euch existiert oder denkt. Ich weiß nur, ich denke. Ob ihr dort jetzt einfach nur Traumgestalten in meinem Traum seid und kein Bewusstsein habt, kann ich nicht sagen. Ich nehme jetzt aber an, dass jeder von euch kurz danach überlegt, „Vielleicht sitzt da vorne irgendeine Puppe, die etwas erzählt. Ich weiß nur, ich existiere.“ Und ob da oben jetzt eine sprechende Puppe ist oder ein denkendes Wesen, das wisst ihr nicht mit hundertprozentiger Gewissheit. Aber man weiß, da ist jemand. Und so hat man schon logisch zwei der Attribute des Selbst erschlossen, auch wenn es streng genommen keine Attribute sind. Attribut ist das, was man ihm zuschreibt vom Lateinischen her.

Teil 89 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Wer bin ich? Vedanta Analyse Fortsetzung

Wir hatten heute Morgen und die letzten Tage viel Zeit verbracht mit Atma– AnAtmaViveka, Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst. Vor allem haben wir sehr viel davon gesprochen über AnAtma und „Wer bin ich nicht?“ Dann bleibt ja die Frage, nachdem wir jetzt wissen, wer wir nicht sind, wer sind wir eigentlich wirklich? Und hier kommt man durchaus an die Grenzen der logischen Analyse, denn wirklich wissen, wer wir sind, ist durch den Intellekt nicht möglich. Es ist nur möglich, das Selbst zu erfahren. Dann, wenn wir aufhören, uns mit dem Rest zu identifizieren, dann wissen wir, wer wir selbst sind. Nichtsdestotrotz, ein paar Aspekte unseres Selbst kann man auch durch logische Analyse und auch durch Analyse der Meditationserfahrung erschließen. Das eine, was wir wissen, ist, wir sind Bewusstsein. Einfache, banale Tatsache. Wir sind nicht einfach irgendwie, sondern wir sind Bewusstsein. Und das zweite, was wir wissen, es gibt uns. Woher wissen wir, dass es uns gibt? „Weil Es durch uns atmet.“ Mag auf der einen Ebene stimmen, ist aber jetzt nicht philosophisch korrekt dargelegt.

Teil 88 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Vedanta Tipp: Du bist nicht die Persönlichkeit

„Ich bin auch nicht die Persönlichkeit.“, das wird jetzt vielleicht noch schwieriger. Der westliche Mensch identifiziert sich mit seiner Persönlichkeit. „Ich bin ein Künstler. Ich bin Vata, Pitta. Ich bin ein spiritueller Aspirant. Ich bin eine liebevolle Frau. Ich bin ein No-Nonsense-Mann, der sich nicht von Emotionen…“ Also, Menschen identifizieren sich mit Persönlichkeit. Auch Persönlichkeit kann sich ändern. Angenommen, jemand identifiziert sich über sein unglaublich tolles Gedächtnis. Irgendwann stellt er fest, „Es gibt jemand anderes, der kann besser sich an etwas erinnern als ich.“ Oder angenommen, man identifiziert sich darüber, was für ein wunderbar guter Geigenspieler man ist. Und dann stürzt man und die rechte Hand ist nicht mehr voll funktionsfähig. Also, „All das bin ich nicht.“ All das sind Instrumente, all das sind temporäre Leihgaben und es gilt, wir können es nutzen, wir können es genießen, wir können dankbar dafür sein. Wir haben Aufgaben bekommen und für die Aufgaben haben wir Instrumente bekommen, diese nutzen wir. Nur parallel haben wir eine weitere Aufgabe bekommen, nämlich zu erkennen „Jiva Brahmaiva Naparah. Meine wahre Natur ist Brahman.“ und wir müssen aufhören, uns mit diesem Raumanzug zu identifizieren, mit diesen Instrumenten, den inneren und äußeren, zu identifizieren. Wenn wir das erreicht haben, haben wir eigentlich alles erreicht. Dann geht das Leben immer noch weiter. Wir werden weiter essen und aufs Klo gehen, wir werden weiter mit Menschen zu tun haben, es wird weiter Emotionen geben, aber es sind eben unsere Instrumente, wir können spielerisch damit umgehen und wir werden nicht erschlagen von all dem. Und da möchte ich euch ermutigen, mindestens bis zum 14:00 Uhr Vortrag, euch vielleicht mal ein bisschen bewusst zu werden, vielleicht mindestens ein paar Minuten in der Mittagspause, „Mit was identifiziere ich mich in besonderem Maße?“ Für manche ist es Besitz. Für manche ist es ein Attribut ihres Körpers. Für manche sind es ihre Liebsten. Für manche ist es die Aufgabe, die sie haben, die Pflicht. Für manche ist es ein Charakterzug. Für manche ist es eine bestimmte Art, das Leben zu leben. Könnt ihr schauen, „Womit identifiziere ich mich? Worüber definiere ich mich?“ Und dann werdet ihr euch bewusst, „Ich bin das nicht wirklich. Das ist ein Attribut, das ist ein Instrument, das ist letztlich etwas, was zwar wertvoll ist, aber es kann mir auch jederzeit weggenommen werden und ich bleibe immer noch ich.“ Und wenn ihr das so ein bisschen spürt, gerade gegenüber dem, womit man sich am stärksten identifiziert, dann hat man große Freiheit und aus dieser großen Freiheit kommt dann auch das, was Krishna in der Bhagavad Gita nennt, „Yoga Karmasu Kaushalam. Yoga ist Geschick im Handeln.“ Im Handeln, nicht im, der Welt fliehen. Wer bin ich?

87. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Vedanta Tipp: Du bist nicht der Intellekt

„Ich bin auch nicht der Intellekt.“ Da fehlt uns jetzt die Zeit, das genauer zu analysieren, aber ich glaube, das dürfte auch klar sein. Auch der Intellekt ist ein Instrument, der Intellekt ist etwas, womit man denkt, aber „Ich bin nicht wirklich der Intellekt.“ Und auch wenn der Intellekt mal vorübergehend weniger stark da ich, „Ich bin er nicht.“

Teil 86 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Löse dich von der Identifikation mit Gefühlen und Emotionen

Wer bin ich? Bin ich die Gefühle? Nein. Einfache Antwort, können wir weitergehen, oder? Mit Gefühlen identifizieren sich Menschen typischerweise am meisten und am stärksten. „Ich bin die Gefühle.“ Aber auch bei den Gefühlen gilt, erstens, „Ich kann sie beobachten.“ Es ist auch möglich, mindestens wenn die Gefühle nicht ganz so stark sind, zu beobachten, „Da ist ein Gefühl von drei Zentimetern unterhalb des Brustbeinansatzes bis einem Zentimeter drunter. Wenn ich genau gucke, fühlt sich von hier an bis irgendwo hier. Da ist dieses Gefühl. Und dieses strahlt dann irgendwo aus. Aber ich bin nicht das Gefühl.“ Wir können auch weiter gehen. Es ist ein Instrument. Gefühle haben ja ihre Wichtigkeit. Angenommen, man hätte keine Angst, dann wäre man vielleicht längst schon tot. Irgendwo die Angst hilft einen zur Vorsicht. Es ist etwas, was irgendwo was Gutes ist. Und irgendwo, Gefühle helfen einem auch, mit Menschen umzugehen. Angenommen, ihr hättet jemand, der keine Gefühle hat, so ein wandelnder Roboter, kann man nichts mit anfangen. Also irgendwo, Gefühle sind wichtig, sie haben ihre Funktion und die Evolutionsbiologen erzählen uns ja, wozu Ärgergefühle gut sind, Angstgefühle gut sind und auch Mitgefühl gut ist. All das hat seine Funktion. Irgendwo zu diesem Instrument gehört das dazu und es ist wichtig, dass es sie gibt, aber ich bin nicht diese Gefühle. Sie ändern sich. Und das kann man ab und zu mal eben auch machen. Vor kurzem habe ich noch irgendwo etwas gehört. Verliebtheitsgefühle hängen mit Geruchssinn zusammen. Und Geruchsinn hängt damit zusammen, ob die Gene zueinander passen. Also, manchen Menschen kann man riechen und den anderen kann man nicht riechen und irgendwo, den kann man gut riechen, dessen Gene so sind, dass die Zusammensetzung der Gene nachher irgendwo das Immunsystem verbessern. Und da hat man sich erst Sorgen gemacht, dass jetzt vielleicht Menschen die falschen Partner wählen, weil man Parfüms wählt. Dann hat man aber festgestellt, dass Menschen die Parfüms wählen, die doch zu ihnen passen und dass dann die Gegenpartner angezogen werden, die dann doch dazu passen. Deshalb sollte man Parfüms wählen, die einen selbst gut riechen und nicht ein Parfüm wählen, von dem man denkt, dass andere die gerne haben. Auf diese Weise bleibt die Partnerwahl so, dass die Nachkommenschaft – wer an so was noch interessiert ist, diejenigen, die über fünfzig sind, werden nicht mehr an ihrer eigenen neuen Nachkommenschaft interessiert sein, wenn sie Frauen sind, dann sollte man darauf achten. Also alles irgendwelche evolutionsbiologischen Geschichten und die manifestieren sich über Gefühle und die Gefühle haben ihren Sinn und letztlich helfen sie uns ja auch, unser Karma auszuarbeiten, Dinge zu erfahren und umzugehen, nur, „Ich bin nicht die Gefühle.“ Ab und zu mal diese wertvollen Gefühle, die man hat und die etwas Großartiges sind, beobachten, mal Abstand gewinnen, gut, dann kann man sich auch wieder hineinbegeben, aber „Ich bin das nicht.“

Teil 85 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Identifiziere dich nicht mit deinem Prana, der Lebensenergie

Wer bin ich? Bin ich mein Prana? Nein, ich bin nicht mein Prana. Auch wenn viele Menschen, gerade die Hatha Yoga und Kundalini Yoga üben, sich stark darüber definieren. „Ah, dieses Gefühl in den Fingern und dieses Strahlen und diese Weite im Herzen und die Lichter, die ich sehe vor meinem dritten Auge. Oder diese unglaubliche Schwingung, die ich dort überall wahrnehme, wenn ich Kapalabhati übe oder einfach nur die Augen schließe und so diese Energie fühle.“ Und dann kommt vielleicht mal eine Krankheit oder irgendwo eine Notwendigkeit, mehr Seva zu üben. Oder manchmal, auch ohne irgendwas zu ändern, plötzlich ist diese ekstatische Erfahrung weg. Wer bin ich? Immer noch ich. Ich bin nicht das Prana.

Teil 84 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Vedanta Analyse: Bin ich der Körper?

Wir gehen aber jetzt weiter. Ich habe jetzt sehr lange Zeit mit äußeren Dingen, mit denen man sich identifiziert, verbracht und diese Prinzipien können wir dann relativ einfach auch verwenden für anderes. Nämlich die Frage, „Bin ich meine Hand?“ Antwort, „Nein, ich bin nicht meine Hand. Ich kann meine Hand sehen. Ich kann sie riechen. Ich kann sie schmecken. Ich kann sie hören.“ Es gibt den Zen-Koan, das wäre das Klatschen einer Hand. Also, ich kann darüber nachdenken, aber ich bin nicht die Hand. Angenommen, ich würde die Hand bei einem Unfall verlieren, wer bin ich? Immer noch ich. Angenommen, ich würde sagen, „Ich mag meine Hand nicht. Narendras Hand mag ich lieber.“ Dann sagt Narendra, „Das trifft sich gut, ich hätte auch mal gerne eine andere Hand.“ Und angenommen, irgendjemand würde uns dann viel Geld geben, müssten wir in irgendein anderes Land fahren, die würden die Hände ändern. Wer bin ich jetzt? Niemand anderes. Ich bin immer noch ich. Angenommen, ich hätte ein Herzproblem und bekäme dann ein Affenherz, wer wäre ich? Immer noch ich. Es gibt bestimmte Studien, die zeigen, dass durchaus, nachdem man eine Herztransplantation hatte, dass man irgendwie emotional und die Persönlichkeit anders ist als vorher. Manche sagen sogar, der Charakter ändert sich in die Richtung, wie der, dessen Herz man hat. Wird manchmal bezweifelt. Manchmal wird gesagt, so eine leicht signifikante Sache könnte dort sein, man überlegt, warum, aber das Ich ist weiter gleich. Mit Narendras Hand, mit einem Affenherz, mit einer Schweineleber, einer Ziegenniere, mit Bluttransfusionen von drei anderen Menschen, wer bin ich? Immer noch ich. Ich werde vielleicht sagen, „Früher war ich anders, aber jetzt bin ich so.“ Angenommen ich denke, ich war jetzt schon die Hälfte meines Lebens Mann, wäre doch mal schön, das Leben als Frau zu erfahren. Ein paar Hormone, ein paar Operationen, dann bin ich nicht mehr Sukadev, sondern Sukadevi, werde dann vielleicht ein paar Locken dort gedreht haben, etwas andere Kleidung, wer bin ich? Immer noch ich. Ich werde mich vielleicht anders fühlen und anders reagieren, aber ich werde immer noch ich sein. All das kann sich verändern. Und Narayani hat auch ein paar Fotos mitgebracht, wie man das halt so macht, wenn man sich einmal im Jahr sieht. Dann hat sie auch Bilder von vor 25 Jahren gezeigt und da sage ich dann, „Ah, da bin ich.“ Sie hat sogar Fotos gezeigt von vor 30 Jahren, sie und Swami Vishnu. Da habe ich erst geguckt, „Und das bist du?“ Was heißt das, dass ich sage, „Das bist du.“ Das ist ein Stück Papier, „Das bist du.“ Inzwischen hat sie mehr weiße als graue Haare, damals hatte sie nur dunkelbraune Haare, damals hat sie noch ein paar Kilo weniger gehabt, obgleich sie ja weiter schlank ist. Was ist gleich geblieben? Letztlich, „ich“ bleibt weiter gleich. Das Bewusstsein bleibt gleich. Gehen wir noch weiter. Bin ich mein Prana? Viele Menschen definieren sich über ihr Prana. Oder vielleicht noch mal beim Körper. Angenommen, man definiert sich sehr stark über seinen Körper, z.B. die wunderbar glatte Haut. Was passiert im Alter? Irgendwann ist sie nicht mehr so wunderbar glatt. Man kann dann zwar noch ein bisschen Botox spritzen und die ein oder andere Creme, aber irgendwann klappt das auch nicht mehr. Oder angenommen, man definiert sich über seine wunderschönen blonden Haare, irgendwann sind die weiß. Man kann sie zwar blond färben, aber irgendwo ist es nicht das Gleiche. Oder man definiert sich über seine Sportlichkeit, dass man Marathon laufen kann. Irgendwann ist das auch vorbei. Oder es gibt einen kleinen Unfall. Oder man hat nicht mehr genügend Zeit, kann ja auch mal passieren. Man kann nicht mehr jeden Tag zwei Stunden laufen. Also, wenn man sich darüber definiert, dann wird man immer irgendwann unglücklich. Alles, was mit dem Körper zusammenhängt, ist in Veränderung begriffen oder könnte sich verändern. Manche Eigenschaften bleiben vielleicht bis zum Ende und manchmal stirbt man vielleicht, ohne vorher krank zu sein. Man kann auch einen Unfalltod oder plötzlichen Herztod sterben, aber die Möglichkeit ist immer da. Nicht identifizieren, als Instrument sehen und nutzen als Gabe Gottes, temporäre Leihgabe Gottes und wissen, „Was auch immer wir dort haben, das bin ich nicht wirklich.“

Teil 83 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Wichtiger Vedanta Tipp: Identifiziere dich mit nichts

Wir brauchen jetzt keinen Guru, der uns allen Besitz wegnimmt und nachher sagt, „Du kriegst ihn als Verwalter.“, es ist nämlich schon so. Nichts gehört uns. Alles gehört auf einer relativen Ebene betrachtet Gott, wir sind die Verwalter und es kann uns jederzeit weggenommen werden. Das ändert schon eine ganze Menge. Diese Sache allein kann dazu führen, dass wir verhaftungsloser handeln. Könnt ihr darüber nachdenken und immer dann, wenn ihr merkt, dass ihr euch über einen Verlust ärgert oder immer dann, wenn etwas nicht so ist, wie ihr es gerne hättet, könnt ihr euch überlegen, „Ja, es gehört nicht mir.“ Aber dann, wenn ihr daran denkt, „Es gehört eh nicht mir, es ist mir ganz egal.“, dann könnt ihr auch wieder sehen, „Ja, aber verantwortungsbewusst gilt es trotzdem zu handeln.“ Das besagt auch das Karma. Verantwortungslos handeln führt nur dazu, dass man die Aufgabe nochmals bekommt. An diesem banalen Beispiel des Besitzes kann man auch noch etwas anderes sehen. Denn, wenn man sich über etwas definiert, dann will man auch, dass andere das besonders anerkennen. Z.B. angenommen, man definiert sich ganz besonders über sein neues, tolles Auto, was will man dann? Das andere sagen, „Oh, du hast aber ein tolles Auto. Ein Elektroauto oder Biogaselektroauto, das nur aus nachwachsenden Rohstoffen ist. Dein Umweltbewusstsein, das möchte ich auch haben.“ Also angenommen, man definiert sich so, dann freut man sich. Wehe, man fährt das Auto und niemand bemerkt es und man erzählt so wie beiläufig, dass man sich jetzt ein Elektroauto gekauft hat und keinen interessiert es. Und warum will man eigentlich dafür anerkannt werden? Warum braucht man das? Die Jnana Yogis haben dafür eine tiefe Begründung, nämlich, tief im Inneren wissen wir, „Eigentlich habe ich mit diesem Auto nichts zu tun. Eigentlich habe ich mit meinem Hemd nichts zu tun. Eigentlich habe ich mit meiner Frisur nichts zu tun. Ich brauche deshalb Bestätigung.“ Ohne äußere Bestätigung kann diese Identifikation schwierig aufrechterhalten werden. Wir brauchen also Leute, die uns bewundern für unseren Besitz, die den anerkennen, damit wir irgendwo daraus Zufriedenheit haben. Denn tief im Inneren wissen wir, „Es stimmt nicht. Ich bin nicht meine Kleidung. Ich bin nicht mein Haus. Ich bin nicht meine Frisur. Ich bin nicht mein Auto.“ Und deshalb brauchen wir andere, die uns dafür anerkennen. Es ist nicht immer so. Sicherlich ist es nicht immer so. Als ich nachher nicht wusste, „Was mache ich denn jetzt?“ und dann habe ich gesagt, „Was findest du denn am besten?“ und dann hat sie gesagt, „Das ist eine schöne Uhr.“, das hat mich gefreut. Wenn sie jetzt gesagt hätte, „Keine schöne Uhr.“, dann hätte ich sie trotzdem getragen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie wirklich das eine schöne Uhr findet, denn sie kennt mich dann auch. Bei so persönlichen Dingen fällt es mir schwierig, was zu entscheiden, denn letztlich ist mir das auch ziemlich egal, was ich für eine Uhr habe. An Dingen erfreue ich mich nicht wirklich dran. Es gibt andere Sachen, die mir große Freude schenken, aber irgendwo, dass sie gesagt hat, „Das ist eine schöne Uhr., war doch ein richtiger Kauf. Das ist selbstverständlich gut. Es mag vielleicht auch irgendwo etwas geben, gerade wo du dich mehr definierst, als wo du dich einfach nur kurzfristig daran erfreust, wo du vielleicht auch hoffst, dass andere das auch anerkennen. Vielleicht. Vielleicht bist du aber auch schon so weit Yogi, dass du dich mit nichts identifizierst und den Ananda-Aspekt von Gott im Universum öfters genießen willst, aber weißt, es ist temporär, „Jetzt genieße ich es, wo es ist, wenn es nachher vergeht, ist es vorbei, macht mir auch nichts aus.“ Das wäre z.B. typische Freude eines Jnana Yogis. Er freut sich, solange es einem gegeben wird, wenn es verschwindet, ist nicht weiter tragisch. Ich will jetzt aber zum nächsten Schritt gehen, aber du hattest dich schon eine Weile gemeldet. Man sagt ja, Marketing funktioniert danach, dass man nach Sehnsucht nach Anerkennung geht, wo dann in der Werbung gezeigt wird, die Kinder sind der Mutter dankbar. Dann hofft man, wenn man den Kindern das kauft, sind die Kinder dankbar usw. Noch eine Frage. Gerade für Kinder ist das ganz besonders. Als spirituelle Aspiranten wollen wir irgendwie darüber hinausgehen. Das heißt nicht, dass nicht unsere Psyche vielleicht Lob und Anerkennung weiter gebrauchen kann. Nur, wir sollten uns nicht damit identifizieren. Wenn wir nämlich abhängig werden davon, dass Menschen uns loben oder anerkennen, dann ist unser Glück sehr stark von anderen abhängig. Und auch noch mehr, andere können uns auch manipulieren. Vielleicht gerade auch noch eine andere Anekdote, wo mir dieses Prinzip klar geworden ist. Als ich irgendwann mal in Los Angeles ein Yogazentrum geleitet habe, ich war da gerade 22 Jahre, und irgendwie damals war so die Zeit, wo Mastercard und Kreditkarten begonnen haben und gerade in Amerika fingen die Leute alle an, mit Kreditkarten zu bezahlen. Da wollten wir für das Yogazentrum auch, dass wir das Merchant Agreement für Kreditkarten bekommen konnten. Weil die Bank aber dort letztlich bürgen muss und man könnte ja auch theoretisch von Kreditkarten dort mehr Geld abziehen als eigentlich verlangt ist, dann könnte man weglaufen, dann muss die Bank irgendwie ein Vertrauen haben. Und jedenfalls, wir haben das beantragt und die Bank hat es abgelehnt. Dann habe ich noch mal den Bankberater persönlich gesprochen und der hat gesagt, geht nicht. Und dann habe ich das einem unserer Yogalehrer gesagt, der war gleichzeitig Rechtsanwalt und der hat mir gesagt, „Ich zeige dir das, wie das geht.“ Und der hat dann so ein Konferenz-Call gemacht, also, wo er mich am Telefon hatte und den Bankdirektor und er hat vorher so ein paar Erkundigungen eingezogen über den Bankdirektor und dann hat er erstmal angefangen, „Hallo, ich möchte mal mit Ihnen sprechen und mich Ihnen vorstellen. Ich bin Yogalehrer in dem und dem Yogazentrum.“ Er hat bewusst auf Rechtsanwalt verzichtet, er wollte mir nämlich noch zeigen, dass das geht, auch ohne, dass er Rechtsanwalt ist. Und er sei dort Yogalehrer und die Bank, wir seien ja schon lange Kunden dort und jetzt sei er der neue Leiter dieser Bank und er hätte ja schon viel Gutes über ihn gehört. Und irgendwo so ein paar Sachen, was der schon für positive Dinge beeinflusst hätte und die Schalterbeamten würden schon ein bisschen anders aussehen und es sei sehr viel organisierter, man würde schon sehen, wenn man reinkommt, ist es sauberer. Also, er hat ihm Honig in den Mund geschmiert. Ich bin vor Scham fast versunken hinter meinem Hörer. Vermutlich so würde es in Deutschland nicht funktionieren, da müsste man sich vermutlich etwas anderes einfallen lassen. Aber jedenfalls, nachher hat er dann gesagt, so ganz beiläufig, er wollte jetzt ja auch noch mal sagen, das Zentrum, das würde ja jetzt besonders gut laufen, da gäbe es jetzt auch einen neuen Leiter und das würde er sicherlich in seinen Bankauszügen sehen, es würde dort florieren und hätte Umsatzsteigerung von dreißig Prozent und jetzt wäre dort halt auch nötig, dort so ein Merchant Agreement zu haben und irgendein Schalterbeamter, vermutlich noch vom alten Leiter, der hätte dort einen Fehler gemacht. Da könnte er ja mal hingucken und vielleicht wäre es doch schön, wenn er da noch mal gucken könnte. Das war alles. Drei Tage später, ohne weitere Sachen, die gemacht werden mussten, kam das Merchant Agreement unterschrieben zurück und wir hatten die Möglichkeit, Kreditkarten anzunehmen. Da habe ich aber auch gedacht, muss ich aufpassen. Das ist ja das Gabelstaplerprinzip. Kennt ihr das? Jemanden hochheben, dann kann man ihn dort hintransportieren, wo man ihn gerne hätte. Das wird durchaus in Amerika häufiger verwendet als in Deutschland. In Deutschland hat man mehr das „Tritt in den Hintern“-Prinzip. Man tritt jemanden so lange, bis man ihn da hat, wo man ihn gerne hätte. Eigentlich hat das amerikanische Gabelstaplerprinzip mehr Charme, meine ich, als das, was in Deutschland doch häufiger angewendet wird. Aber wir sollten uns weder vom einen noch vom anderen manipulieren lassen. Und wir sollten nicht abhängig sein vom Lob anderer. Aber natürlich, wir können andere – jetzt, wir wollen andere nicht manipulieren – aber natürlich, ihr lernt ja auch als Yogalehrer, es gilt, positives Feedback den Teilnehmern zu geben und dann werden sie auch Yoga lieben und mögen.

Teil 82 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <