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Frage zum Karma

„Hat die Art, wie man etwas erledigt, einen Einfluss auf das Karma? Wenn man sich durch etwas durchquält, ist das besser oder schlechter, als wenn es einem irgendwo leicht fällt?“
Die Art, wie wir etwas erledigen, hat natürlich einen Einfluss auf unser Karma. Denn mal angenommen, wir haben eine bestimmte Aufgabe und wir erledigen sie halbherzig, dann haben wir unsere Aufgabe nicht erfüllt. Dann kommt sie nachher noch mal wieder und zwar mit Zinseszins. Deshalb sollte man nichts halbherzig machen. Was man macht, sollte man so gut machen, wie man es kann und natürlich, wie es in der Situation angemessen ist. Was wir nicht erledigen, das kommt dann später.

Gut, manches Mal kann man auch sagen: ich hudele es jetzt halt hin und ich weiß, es kommt später noch mal. Aber das ist eben, was ich jetzt machen kann und dann mache ich es das nächste Mal richtig. Das ist ja auch OK. Nur insgesamt gilt es, es richtig zu machen. Zum zweiten, das was wir machen aber auch unter Beachtung der Menschen zu tun, mit denen wir es zu tun haben und der Erde. Wenn wir jetzt etwas erledigen und andere dabei kränken, schaffen wir auch neues Karma. Wenn wir es mit einem dicken Ego erledigen: Ah, ich bin der große Hecht, der das besser macht als alle anderen, dann hat das auch wieder einen Einfluss auf das Karma. Man sagt ja auch: Hochmut kommt vor dem Fall. Glücklicherweise hilft uns das Karma, wenn unser Ego zu dick wird, indem es irgendwann eine Nadel da rein pickst und dann geht die Luft raus.

Ansonsten aber kann man jetzt nicht sagen, mal angenommen, man hat eine unangenehme Arbeit zu tun. Dann macht man sie halt. Das ist dann halt unangenehm. Und ein anderes Mal hat man eine Arbeit zu tun, eine Aufgabe und die macht man sehr gerne. Wenn man beides macht, so gut wie man es kann als seine Pflicht und seine Aufgabe, die man Gott darbringt, wenn es einem irgendwo vielleicht nicht ganz so erheblich ist, ob man es mag oder nicht mag, dann ist beides eine gute Einstellung. Zumindest vom Jnana-Yoga Standpunkt aus. Da ist es ja egal. Man macht Erfahrungen, aber ob da jetzt schöne oder negative Erfahrungen dabei sind, ist jetzt nicht weiter erheblich. Manchmal kann man sogar sagen, es gehört zum Karma dazu, dass man mal positive und mal negative Erfahrungen macht. Und dann ist es ja gut, wenn man jetzt die negativen Erfahrungen hinter sich hat. Also schön, dass sie jetzt da sind. Außerdem lernt man dabei Tapas, Askese-Übungen. Das macht auch den Geist stark. Auf einer anderen Ebene, und das ist dann mehr vom Raja-Yoga her, ist es durchaus auch gut, das zu mögen, was man zu machen hat. Wenn man also eine Aufgabe hat, dann ist es gut, wenn man lernt, es zu mögen. Und es ist jetzt nicht so, dass bestimmte Aufgaben, die man hat, die mag man und die anderen kann man nicht mögen. Sondern man kann sich auch fragen: Wie kann ich die Aufgabe so machen, dass ich sie mag. Wenn man also jemand ist, der gerne freudig im Leben ist, dann kann man überlegen: wie kann ich die Aufgabe machen, dass ich sie mag? Aber nicht jeder Mensch will freudig im Leben sein. Ich habe euch gestern erzählt von dem melancholischen Menschen. Da gehört es irgendwo zum Vairagya dazu, dass man immer wieder erkennt: alles Leben ist Leiden und das durchaus etwas wörtlicher nimmt. Man arbeitet also eben sein Karma ab: das ist zu erledigen und ich mache es so gut, wie ich kann, und das ist zu erledigen und auch das mache ich so gut wie ich es kann. Freude habe ich in der Meditation. Freude habe ich, wenn ich hinter die Dinge schaue. Freude ist auch ein Ansatz und er ist legitim. Für die Mehrheit der Menschen ist es durchaus gut zu lernen, das zu mögen, was man macht, ohne verhaftet zu sein.

 

41. Teil der Niederschrift von Vorträgen im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Wünsche, Leben nach dem Tod, nächstes Leben und Reinkarnation

Frage: „Wenn man sich wünscht, im nächsten Leben einen Porsche zu haben?“
Wenn das ein sehr großer Wunsch ist, würde ich ihn nicht aufs nächste Leben vertagen, sondern ihn in diesem Leben vielleicht mal zwei Stunden mieten oder so ähnlich, dann habt ihr vielleicht den Wunsch hinter euch gelassen, zumindest als spiritueller Aspirant. Außerdem weiß man ja gar nicht, ob es dann noch Porsches gibt. Die Wahrscheinlichkeit ist mit einem guten Lebensstil, dass man noch 40 bis 50 Jahre lebt, dann braucht man noch ein paar Jahre, bis man wiedergeboren ist. Dann noch mal 20 Jahre, bis man den Führerschein hat, oder 18. Und dann vielleicht noch mal 20 Jahre, bis man es sich leisten könnte. Ob es aber in hundert Jahren noch Porsches gibt… Deshalb muss man gut aufpassen auf seine Wünsche.

Wir bekommen das, was wir brauchen. Wir bekommen nicht unbedingt genau das in dem Moment, in dem wir es gerne haben. Wenn dem so wäre, würde sich ja jetzt niemand wünschen, in Afghanistan oder im östlichen Kongo geboren zu werden. Trotzdem werden dort mehr Menschen geboren als hier. Es ist also nicht so wie ein Internet-Webshop, wo man sich das dann aussucht. Sondern wir werden da geboren, wo wir zum einen unsere Wünsche erfüllen können und zum anderen, wo unser Karma kommt, wo wir unsere Lernlektion bekommen, die wir brauchen, um zu wachsen. Auf der einen Ebene haben wir es uns also ausgesucht, aber nicht wie in einem Internetshop und auch nicht wie im Quelle-Katalog.

Teil 40 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Vairagya, innere Entsagung, ist besonders wichtig für Vedanta

„Wo Losgelöstheit und die Sehnsucht nach Befreiung schwach sind, dort sind die sechs Tugenden, wie Stille der Gedanken, Zügelung der Sinne, nichts anderes als eine Sinnestäuschung, wie Wasser in der Wüste.“ (Sankara im Viveka Chudamani)
Wobei Wasser in der Wüste ja auch nicht schlecht wäre. Aber es ist eben die Fata Morgana in der Wüste. Es gibt nicht wirklich Wasser. Und dann, gelingt es, Gleichmut zu haben und so eine unerträgliche Welt zu ertragen und nicht nach Befreiung zu streben, das ist nicht Ziel der spirituellen Praxis.

Teil 38 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Entwickle Mumukshutva, den Wunsch nach Selbstverwirklichung und Befreiung

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Mumukshutva, den Wunsch nach Befreiung, wachsen zu lassen. Also, es gibt verschiedene Möglichkeiten, Mumukshutva wieder wachsen zu lassen und die klassischen Weisen sind zum einen Satsang und das zweite, Nachdenken über Probleme und zwar spezielle Probleme und das dritte wäre, Nachdenken über Brahman. Also Satsang . Also jetzt im weiteren Sinne Satsang verstehen, heißt, Zusammensein mit anderen spirituellen Aspiranten. Wenn man mit anderen spirituellen Aspiranten zusammen ist und vielleicht sogar mit solchen, die ein bisschen weiter sind als man selbst oder noch besser mit einem spirituellen Lehrer, noch besser mit einen Selbstverwirklichten, dann wird automatisch der Wunsch nach Befreiung auch stärker. Mindestens die Mehrheit von euch wird jetzt dieser Tage vielleicht öfters eine stärkere Sehnsucht nach Befreiung haben als noch vor acht Wochen oder vielleicht als noch vor zwei Jahren. Das zweite ist, Nachdenken über Probleme. Aber nicht, um in Selbstmitleid zu versinken, sondern bewusst sein, „Ja, die Welt ist relativ und auf die Dauer macht mich das nicht glücklich.“ Und dann kann man sogar glücklich sein über jedes Scheitern. „Ja, ist halt so. Was einen Anfang hat, hat ein Ende. Dauerhaftes Glück gibt es in dieser Welt nicht.“ Oder so wie Patanjali es ausdrückt und das klingt jetzt sehr negativ, „Sarvam Dukham Vivekinaha. Für einen Menschen von Unterscheidungskraft ist alles Leiden.“ So wie Buddha anfängt, die erste der vier edlen Wahrheiten ist, „Alles Leben ist Leiden.“ Dennoch, wenn ihr buddhistische Mönche anschaut, die sehen relativ häufig glücklich aus. Obgleich der Buddhismus mehr als jede andere Religion die Leidhaftigkeit des Daseins betont. Der Patanjali erwähnt es irgendwo im 2. Kapitel halbwegs versteckt. Kaum jemand kennt diesen Vers. In den meisten Büchern, Kommentaren wird er kaum erwähnt, also relativ versteckt. Buddhismus fängt gleich an, erste edle Wahrheit, „Alles Leben ist Leiden.“ Patanjali baut das noch ein bisschen aus. Warum? Weil es Konflikte gibt zwischen verschiedenen Wünschen. Ein Grund. Zweiter Grund, weil es Konflikt gibt zwischen Wünschen und Gunas. Also, wir kriegen nicht alles, was wir wollen. Zum zweiten, nicht alles, was wir wollen, ist miteinander vereinbar. Zum dritten, wegen der Unruhe des Geistes. Was wir heute wollen, ist nicht mehr das, was wir morgen wollen. Und wegen dem Wissen, dass Dinge vergänglich sind. Man weiß, „Was ich heute habe, ist morgen vielleicht schon vorbei.“ Und weil der Mensch die Fähigkeit hat, im Voraus zu gucken. Erinnert euch an den Säbelzahntiger. Das hat ihn ja geradezu überleben lassen, dass er, wenn irgendwas gut geht, er immer erwartet, irgendwas Schlimmes wird auch noch passieren und das, was jetzt gut ist, wird irgendwann verschwinden. So kann man noch nicht mal den Moment so wirklich genießen. Jetzt gibt es aber das Paradox. Weil man nicht erwartet, dass äußere Dinge einem dauerhaftes Glück geben… Wer setzt den Satz fort? …können wir ein glückliches Leben führen. Wenn man nicht erwartet, dass, wenn man nur den Richtigen findet, man dann immer und ewig dauerhaft glücklich ist, so wie im Märchen. „Sie lebten glücklich und zufrieden bis an das Ende ihrer Tage.“ Es gibt Märchen, die enden so. Andere enden, „Wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“ Das ist wenigstens ein realistisches Ende. Da wird einem bewusst, sind höchstwahrscheinlich alle gestorben. Wenn schon die Gebrüder Grimm aus dem 19. Jahrhundert davon erzählt haben, sind sie heute sicher alle tot. Aber, sie lebten glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage… Oder irgendwo, ich glaube, von Heinz Erhard, es kann aber auch von Eckhard von Roth gewesen sein, „Darum wir beim Happy End stets abgeblendt.“ Von wem ist das? Heinz Erhard. Also, wenn man das nicht erwartet, dann weiß man, der, mit dem man zusammen ist, hat seine Macken und manchmal ärgert man sich oder nicht, dauerhaftes Glück gibt es nicht. Man ist zufrieden und nimmt den anderen so an, wie er ist und guckt nicht ständig nach jemand Neuem, der einem vielleicht die dauerhafte Befriedigung geben kann. So kann man ein glückliches Eheleben führen oder Partnerleben. Man erwartet nicht, dass das allein einen dauerhaft glücklich macht. Und falls es doch nicht auf Dauer bestimmt ist und zwischendurch zu Ende geht, weiß man, auch das gehört zum Leben dazu. So haben es ja die Yogis gesagt, alles, was einen Anfang hat, hat auch ein Ende. Es kann auch ein Ende haben vor dem physischen Tod, spätestens hat es ein Ende mit dem physischen Tod, letztlich relativ. Und dann können wir letztlich auch den Augenblick genießen solange er da ist, denn wir wissen, irgendwann ist er sowieso vorbei. So wie jetzt kann ich genießen mit euch zu sprechen über das Viveka-Chudamani und danach wartet vielleicht irgendeine Büroarbeit auf mich. Meine Sekretärin nickt gerade. Vielleicht fahre ich aber auch Fahrrad. Das ist mein Vorteil, ich kann die Reihenfolge bestimmen. Aber das eine ist schön, das andere ist auch schön, aber man sollte nicht erwarten, das eine macht einen dauerhaft glücklich. Und das ist eben Nachdenken über die Probleme der Welt, das hilft zu Mumukshutva und dann können wir vorübergehendes Glück genießen und vor allen Dingen können wir alles als Manifestation von Brahman ansehen. Das nächste natürlich, Nachdenken über Brahman. Wir wissen, es gibt doch dauerhaftes Glück und es gibt doch dauerhafte Erfüllung. Der menschliche Geist ist nicht mit einer unerfüllbaren, unrealistischen Sehnsucht gefüllt, sondern es gibt es. Wir können darüber nachdenken über Brahman und wir können auch nachdenken über Menschen, die Brahman verwirklicht haben. Man kann Biographien lesen von Swami Sivananda, Biographien lesen von Anandamayi Ma, von Ramakrishna, von Ramana Maharshi, von YogAnanda, von Theresa von Avila, Biographien von Franziskus von Assisi, Biographien von Rumi, dem Sufi-Weisen und dann stellt man fest, „Sie haben daraus gehandelt, sie haben das erfahren, sie haben diese Liebe und dieses dauerhafte Glück gespürt, sie haben es auch gelebt und deren Leben ist wirklich etwas, dem will ich auch nachfolgen. So möchte ich auch leben.“
Sie sagte, es ist vielleicht sogar dann schwieriger für Menschen, die relativ glücklich sind, dort nach Mumukshutva zu streben oder Mumukshutva zu haben. Sie sind ja glücklich in ihrem Leben. Da kann man sagen, glücklicherweise gibt das Leben einem auch Tritte in den Hintern. Also, ich kannte mal jemanden, der hat mir so erzählt, „Ich bin jetzt schon glücklich, ich brauche das Yoga nicht. Und ich genieße mein Leben und es ist alles toll und wenn ich im Meer tauche, dann ist alles gut und wenn ich spazieren gehe und die Schönheit der Natur genieße, dann ist alles toll.“ Irgendwann hat er ein Augenproblem gehabt, Netzhautproblem, kann nicht mehr tauchen, kann auch die Natur nicht mehr richtig sehen, es verschwimmt alles und seitdem ist er unzufrieden geworden. Also, das ist die eine Sache. Aber es gibt auch eine weitere Sache. Wir müssen nicht unbedingt durch Schicksalsschläge hinkommen. Man kann auch tatsächlich sagen, „Ich bin jetzt schon glücklich, aber ich will noch glücklicher werden. Und das Glück, das ich jetzt erfahre, ist eine Gnade Gottes und ich bin Gott dankbar, dass er mir all diese Schönheit gibt und ich möchte jetzt nicht nur die Schönheit Gottes sehen, sondern Gott selbst.“ Eine Sehnsucht nach Befreiung kann eben auch über Nachdenken über Brahman geschehen. Es ist auch eine Temperamentfrage, was davon einem mehr hilft. Und es gibt auch Menschen, die insgesamt schon glücklicher sind und dennoch nach Gott streben. Auch das ist eine Temperamentfrage. Ein gewisses Glücksniveau, kann man sagen, ist Menschen auch schon irgendwo angeboren. Vielleicht von früheren Leben, andere würden sagen, von den Genen her. Tatsächlich, wenn ihr ein glückliches Baby habt, ist es höchstwahrscheinlich noch glücklich, wenn es zum Pflegefall wird mit 80 oder 90. Wenn ein Baby schon mit einem halben Jahr ständig unzufrieden ist und jetzt nicht ein physiologisches Problem dort hinter steckt – manchmal gibt es ein physiologisches Problem, Blähungen oder sonst was und wenn die abgestellt sind, ändert sich der Charakter des Babys. Aber beim Kleinkind kann man es schon eher sagen. Also, ein unglückliches Kleinkind wird höchstwahrscheinlich im Alter auch ein unglücklicher Pflegefall sein. Ich sagte, höchstwahrscheinlich, das heißt nicht, immer. Zum einen können traumatische Erfahrungen Menschen ändern, zum anderen können außergewöhnliche Glückserfahrungen Menschen ändern und jetzt kommt noch die frohe Nachricht, regelmäßige Meditation macht Menschen insgesamt glücklicher und ändert sogar die Hirnstrukturen. Man hat sogar festgestellt, dass Menschen, die glücklicher sind, haben irgendeine Partie im Hirn stärker aktiv als andere und jemand, der regelmäßig meditiert, hat diese Hirnstruktur etwas stärker und so kann man tatsächlich sagen, die empirische Forschung legt nah, langjährige, regelmäßige Meditation macht Menschen insgesamt glücklicher. Das ist doch schon mal gut. Aber insgesamt heißt, über einen großen Durchschnittswert und es ist auch nicht so vehement. Und wir müssen auch nicht unbedingt so glücklich werden im Relativen. Also, wer von euch eher eine Neigung hat, unglücklich zu sein, so ein melancholisch-deprimiertes Grundgefühl zu haben, dann seid dankbar. Das ist sehr gut für Mumukshutva und Vairagya. Fällt leicht. Wenn ihr aber eher diese Glückskinder seid, freut euch auch und strebt vielleicht nach denjenigen, der hinter allem Glück steckt. Jetzt, wenn ihr so ein melancholisches Temperament habt, beneidet nicht die scheinbaren Kinder des Glücks. Es ist eure Weise, wie ihr der höchsten Wahrheit nahe kommt. Manchmal gibt es das auch, dass Menschen ihr ganzes Leben eher unglücklich waren und dann auf den spirituellen Weg kommen, endlich einen Sinn im Leben sehen und dann eher glücklich waren. Ich gehöre ja eher zu denen, die als Kind und Jugendlicher eher unglücklich waren. Als Kleinkind nicht, aber irgendwie, als ich angefangen habe zu denken, ab da, irgendwo 8, 9 Jahre, ab da war ich irgendwo ein unglückliches Kind, weil ich gemerkt habe, es sagt mir nichts, was die anderen so wollen und tun und was die so machen. Und irgendwo habe ich gedacht, ich bin auf dem falschen Planeten und in die falsche Familien geboren. Ich hatte liebevolle Eltern, tolle Brüder, ich hatte eigentlich alles Gute in der Kindheit gehabt, aber dennoch, ich sage, vom früheren Leben her, hatte ich den Wunsch nach Befreiung und dafür gab es da keine Nahrung und was da ansonsten war, hat mich nicht glücklich gemacht. Und dann, als ich irgendwann auf diese spirituelle Philosophie gestoßen bin, habe ich gedacht, endlich macht Leben wieder einen Sinn. Das hat dann die Sichtweise geändert. Aber ich kann mich noch erinnern, als ich 1981 den Namen bekommen habe, Sukadev, und mir gesagt wurde, das heißt Engel der Wonne, da habe ich gedacht, einen falscheren Namen als das hätte man mir nicht aussuchen können. Jahrelang ganz andere Gedanken als Gedanken der Wonne. Irgendwann habe ich aber gemerkt, passt durchaus doch. Obgleich Weltenschmerz auch immer wieder da ist und die Sehnsucht, irgendwann doch vollständig die Befreiung zu haben. Warum lässt mich Gott nicht gänzlich raus aus diesem Schlamassel hier? Er zeigt es mir immer wieder. So ist es und so könnte es sein und das ist deine wahre Natur, aber erst musst du deine Aufgaben erfüllen, bevor du dort ganz hinkommst. Manchmal hadere ich mit ihm.

35. Teil der Niederschrift von Vorträgen im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Was ist ein Yogi?

Die Frage ist aufgetaucht „Was ist ein Yogi?“ Ein Yogi ist zum einen und das wird in manchen Schriften beschrieben, der ist ein Yogi, der allen Sinnesobjekten entsagt hat und stets in der Einheit und in der Unendlichkeit ruht. Und je nach Übersetzung oder auch in der Bhagavad Gita schreibt auch Krishna, das ist ein Yogi und das ist Yoga. Aber der Ausdruck „Yoga“ und auch der Ausdruck „Yogi“ hat zwei verschiedene Bedeutungen. Zum einen heißt er, derjenige, der die Einheit erreicht hat, aber auch derjenige, der die Einheit erreichen will. Yoga ist zum einen der Zustand der höchsten Einheit, Yoga ist aber auch alle Techniken, die einem helfen, dort hin zu kommen. Also, das wird tatsächlich auch im Sanskrit auf diese beiden Weisen bezeichnet. Aber angenommen, jemand führt den Namen Yogi in seinem Namen, also Yogi Hari oder Yogishamsunderam, dann nimmt man an, dass der irgendwo schon ein bisschen weiter im Yoga ist. Dennoch kann man sagen, ihr seid alle Yogis und Yoginis. Spätestens dann, wenn ihr euch in der Internet Community, mein.yoga-vidya.de, angemeldet habt, dann braucht ihr bloß auf „Yogini“ draufzudrücken und dann seht ihr euch selbst. Aber es ist tatsächlich, in Indien wird es in beiden Kontexten bezeichnet. Jemand, der Yoga praktiziert, ist ein Yogi, aber jemand, der es erreicht hat, ist in besonderem Maße ein Yogi.

32. Teil der Niederschrift von Vorträgen im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Vertrauen ist auch im Jnana Yoga wichtig

„Shraddha ist das Festhalten an der Überzeugung von der Wahrheit der heiligen Schrift und der Worte des Meisters. Dadurch erkennt man die Wahrheit.“ (Viveka Chudamani 25. Vers)
Also, Shraddha ist ein Vertrauen. Hier bringt er dieses Shraddha in einem konkreten Kontext, nämlich Vertrauen in die Schriften. Shraddha wird auch als Glaube bezeichnet. Und Shraddha hat eben tatsächlich diese vielen Bedeutungen. Ich hatte euch ja vorher eine andere Bedeutung beschrieben. Im Bhakti Yoga ist Shraddha auch der Glaube an Gott, der ja z.B. im Christentum eine ganz besondere Rolle spielt, da ist der Glaube mit das Wichtigste, mindestens im evangelischen Christentum. Da wird immer wieder gesprochen von, der christliche Glaube oder der Glaube und wo es dann auch heißt, „Sola fide, allein durch den Glauben werden wir uns der Gnade Gottes bewusst und so kommen wir dann zur Erlösung.“ Also dieser Glaube spielt dort über alle Maßen eine Rolle. Gut, hier ist er einer der sechs Shatsampats und vielleicht für einen westlichen Aspiranten ist dieser bedingungslose Glauben an die Schriften nicht ganz so einfach nachzuvollziehen. Wir sind ja noch dazu ein bisschen historisch vorgebildet und manche von euch sogar indologisch vorgebildet und ähnlich auch, wie es vielleicht manchen von euch mit dem Christentum gegangen ist, mir ist das so gegangen, irgendwo als Teenager, sowohl im Religionsunterricht, als auch im Konfirmandenunterricht haben wir die Bibel von historischen Gesichtspunkten uns angeschaut: Wann ist welcher Teil in die Bibel hineingekommen? Wo widerspricht sich was? Und dann gab es sogar so ein Buch, das hat in vier verschiedene Zeilen die widersprüchlichen Aussagen der Evangelien über die gleiche Gegebenheit nebeneinander gesetzt. Also, wer bis dahin an die Bibel geglaubt hat, hat spätestens dann nicht mehr daran geglaubt. Mindestens mir ist der christliche Glaube in meinem Religions- und Konfirmandenunterricht gründlich ausgetrieben worden. Denn es hat dann noch etwas gefehlt und ich meine, man kann das gut miteinander verbinden. Eben zum einen, natürlich, in Indien gibt es die Ausdrücke Shruti und Smriti. Im engeren Sinne sind Shrutis die Veden und die Smritis sind die Gesetzestexte. Im weiteren Sinne ist Shruti die ewige Wahrheit und Smriti sind die sozioökonomisch kulturellen Umstände. Auch wenn wir die Bhagavad Gita lesen, es gibt ein paar Verse da drin, da kann man nur sagen, wie kann irgendjemand so was schreiben? Die überlesen wir typischerweise in der 4-Wochen-Ausbildung, aber in der 9-tägigen-Bhagavad-Gita-Weiterbildung verheimliche ich die nicht. Also, es gibt da einiges, das ist aus dem damaligen kulturellen Gesichtspunkten verständlich und die Bibel ist dort auch voll davon. Irgendjemand hat ja mal beantragt, die Bibel auf den Index der jugendgefährdenden Schriften und der Volksverhetzenden Schriften zu setzen und hat dort eine ganze Menge von Beispielen gebracht. Und realistisch müsste man sagen, angenommen, es würde eine heutige Religionsgemeinschaft gegründet werden und würde diese Verse der Bibel in ihre neue Schrift dort reinsetzen, die würden ganz sicher vom Verfassungsschutz beobachtet und ziemlich sicher verboten werden. An irgendeiner Stelle sagt Jesus auch, „Ich bin nicht gekommen, um Frieden in die Welt zu bringen, sondern ich will Streit bringen zwischen Ehemann und Ehefrau, zwischen Vater und Mutter, zwischen Freund und Freundin.“ Steht drin. Habt ihr wahrscheinlich nicht gehört. Oder manches, was im Alten Testament dort drin steht, ist himmelschreiend brutal und sexistisch und wie auch immer man da sonst noch sagen will. Aber die Mahabharata ist nicht besser, vermutlich ist sie noch schlimmer. Weshalb es besser ist, man liest es in der modernen Zusammenfassung, da lassen die spirituellen Autoren diese Dinge aus. Ich kann mich mal erinnern, der Chandra hat in früheren Zeiten, hatte beim ersten Mal, wo er bei uns ein Weiterbildungsseminar gegeben hat… Er hat ja früher an einer Uni unterrichtet. Und natürlich, die Studenten hält man gut bei der Stange, indem man bestimmte, fast pornographische und sonstige Sachen aus der Mahabharata irgendwo zitiert. Aber ich habe ihn dann gebeten, das nicht zu machen. Also, Shraddha kann man trotzdem haben, obgleich ich euch jetzt vielleicht schockiere, ich habe trotzdem großes Shraddha in die Wahrheit der Schriften. Aber ich weiß eben, nicht alles ist wörtlich zu nehmen. Und in Indien ist keiner auf die Idee gekommen, alles wörtlich zu nehmen. Selbst Sankara, in manchen Kommentaren zur Bhagavad Gita, interpretiert er es letztlich irgendwie weg. Also man weiß, die Essenz ist da, höchste Wahrheit ist da und die Schriften können uns anleiten, zu der höchsten Wahrheit zu kommen. Und in der Bhagavad Gita und in den Upanishaden und im Brahma Sutra steht die Wahrheit drin, sind die Empfehlungen, wie kommen wir hin. Nur es gibt auch Verse darin, die aus der Zeit erklärbar sind und die heute anders interpretiert werden müssen. Und mein heutiges Verständnis von der Bibel ist, irgendwie gerade jetzt im Neuen Testament, das ist göttlich inspiriert. Es war letztlich eine Vorbeugung gegen eine wörtliche Auslegung der Bibel. Ich kann nicht verstehen, wie es Menschen gibt, die sagen, man muss ein wörtliches Verständnis für die Bibel haben. Denn, mit welchem Teil der Bibel? Es fängt mit der Schöpfungsgeschichte an. Das finde ich, ist genial. In der Genesis stehen zwei verschiedene Schöpfungsgeschichten direkt hintereinander. In der einen heißt es, Gott hat erst die Erde geschaffen und dann die Pflanzen und dann die Tiere und dann den Mensch. Ein oder zwei Kapitel weiter steht, erst den Menschen und dann die Pflanzen und die Tiere und alles andere. Also da gab es erstmal den Menschen im luftleeren Raum und dann hat Gott alles andere geschaffen. Kann man nicht genialer ausdrücken, um zu sagen, „Versucht nicht, das wörtlich zu nehmen.“ Also, wer es wörtlich nimmt, ich weiß gar nicht, wie geht das überhaupt? Man kann nur Dreiviertel der Bibel weglassen, aber das ist ja nicht, die Bibel wörtlich zu nehmen. Daher, Glauben in die Schriften heißt nicht, ein wortgetreuer Glaube. Und bei indischen Schriften ist das sowieso klar. Die Bibel hat ja nur wie viel Seiten? 1000, 2000? Also, ich weiß so dick ist die, die ich bei mir habe. Wir haben hier auch irgendwo das Neue Testament. Je nach Schriftgrößer wird es zwischen 1000 und 1500 Seiten haben. Die Mahabharata allein ist länger als die Bibel und dann die Ramayana ist genauso lang. Die Veden sind zehnmal so groß. Und dann noch die Smritis und die Puranas, das ist ein riesen Bücherregal. Dennoch, es gilt, aus diesen Schriften heraus, dort finden wir die Wahrheit, denn die Wahrheit ist nichts Neues, die höchste Wahrheit wurde immer wieder beschrieben. In unterschiedlichen Zeiten, in unterschiedlichen Gegenden, von unterschiedlichen Lehrern, auf unterschiedliche Weise interpretiert, der Wege sind viele, aber Wahrheit ist eins. Namen sind viele, aber Wahrheit ist eins.
Ebenso sagt er hier, „Vertrauen in die Worte des Meisters.“ Natürlich, zu allererst muss man prüfen, ist der Meister überhaupt ein sattviger Meister. Es gibt genügend Scheinheilige, die durch die Welt gehen. Da werde ich jetzt nicht viel darüber erzählen. In der Yogalehrerausbildung hat ihr etwas darüber gehört oder wenn ihr die Raja-Yoga-Weiterbildung macht, dort wird typischerweise etwas mehr darauf eingegangen. Was sind die Charakteristika eines sattvigen Meisters? Wie kann man ihn von rajasigen und tamasigen unterscheiden? Dann, wenn man mal einen Meister angenommen hat, dann gilt es auch, ihm mit Vertrauen zu dienen und in seine Worte Vertrauen zu haben und letztlich das zu tun, was er einem sagt.

Teil 30 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Shatsampat, die sechs edlen Tugenden im Vedanta

Sankara wird euch jetzt auf einem höheren Niveau erklären, wie man diese sechs Eigenschaften interpretieren kann:
„Sama, Ruhe des Geistes heißt, dauerndes Verharren im wahren, eigenen Ziel, indem man sich von den zahllosen Gegenständen der Sinneswahrnehmung loslöst und sich deren Mangel immer wieder vor Augen führt.“ (Viveka Chudamani)
Sama heißt Ruhe des Geistes. Eine andere Möglichkeit ist und das ist eigentlich eine Variation von Vairagya, man macht sich bewusst, alles in dieser Welt hat seine Probleme, nichts macht einen dauerhaft glücklich, alles, was einen Anfang hat, hat auch ein Ende. Der Mensch, der einen heute anlächelt, später stellt er einem das Bein und freut sich, wenn man im Dreck liegt. Ich lasse es jetzt dabei.
23. Vers
„Dama, Selbstbeherrschung heißt, das Festhalten der Sinne und Sinnesorgane in den betreffenden Zentren, indem man sich von den zahllosen Gegenständen der Sinneswahrnehmung abwendet.“
Also, wenn man merkt, da ist ein Cafe und da gibt es den tollen Kirschkuchen und dann schaut man woanders hin und geht weiter. Oder angenommen, ihr macht einen Spaziergang durch den Kurpark von Bad Meinberg, dann kommt ihr erst eben hier durch das Silvaticum, schöne Bäume, geht unter der Brücke durch, wunderschöner See, ihr geht weiter und dann seht ihr einen schönen Brunnentempel, ihr geht noch weiter, links ein Eiscafe. Genau, wenn ihr dort standhaltet, kommt direkt danach rechts eine Konditorei, dort haltet ihr vielleicht auch noch stand. Ihr geht etwas weiter, links kommt eine andere Konditorei, vor der hält man übrigens besser stand. Wenn man rechts geht, rentiert es sich wenigstens. Dama hieße, man geht einfach weiter und lässt sich von nichts beeinflussen und beeindrucken. Und das ist auch durchaus eine gute Übung. Manchmal macht man einfach etwas deshalb nicht, einfach weil man einen Wunsch danach hat. Also nicht nur, weil es einen anderen Grund gibt. Also z.B. gegen Kuchen gibt es ja einige gute Gründe. Bauch oder Zucker oder Eier oder ich weiß nicht, was deutsche Konditoren noch in den Kuchen reinsetzen. Es sind nicht nur biologisch-ökologisch natürliche Zutaten. Und der Naturkostladen hat typischerweise immer geschlossen, wenn ihr frei habt. Es sei denn, ihr verzichtet aufs Frühstück oder kürzt es ab. Aber nicht nur aus anderen Gründen, sogar selbst am Naturkostladen, wenn da Hundertprozent gesunde Sachen sind, und seit es Yoga Vidya gibt, haben die den Anteil an Süßigkeiten etwa verdoppelt, ist mir aufgefallen. Vor sechs Jahren waren da wenige Regale mit Süßigkeiten, jetzt sind dort relativ viele gesunde Süßigkeiten drin. Und irgendwie scheinen die sogar zu wissen, was wir hier anbieten, denn die bieten anderes dort an. Und ich komme auch nie dorthin, ohne einen Mitarbeiter dort zu treffen oder einen Gast. Aber selbst wenn es Hundertprozent gesund ist, auch mal sagen, „Ich esse es trotzdem nicht.“ Oder ihr habt einen Wunsch nach irgendetwas und dann macht es einfach deshalb nicht, um nicht Sklave eures Geistes zu sein, um zu sagen, „Ich bin Herr oder Frau im Haus.“
„Vollkommene Ruhe, Uparati, bedeutet, dass das Denken nicht auf äußere Sinneseindrücke reagiert.“
Also, Uparati hat so verschiedene Bedeutungen. Hier sagt er, vollkommene Ruhe, es heißt aber eben auch Abwenden, es heißt auch Überdruss, es ist ein vielschichtiges Wort dort. Also hier, Denkorgan reagiert nicht auf äußere Sinneseindrücke.
Titiksha – wird hier übersetzt von diesem Übersetzer als Langmut – nennt man das Ertragen aller Art von Leiden, ohne den Gedanken an Rache, ohne Angst und Kummer und ohne Klagen. Titiksha ist auch eine gute Übung und im Grunde genommen, wenn wir uns Titiksha als eine der wichtigen Eigenschaften anschauen, dann können wir irgendwo Leiden auch was Positives abgewinnen. Also angenommen, es kommt eine Krankheit. Da kann man sagen, „Aha, schön, dass der Körper jetzt eine Krankheit hat. Eine gute Gelegenheit, Titiksha zu üben.“ Ist vielleicht sogar mit Schmerzen verbunden. Eine gute Gelegenheit, Titiksha zu üben. Wobei ich euch jetzt nicht raten würde, auf Schmerzmittel zu verzichten. Die heutige Medizin sagt ja, wenn man Schmerzen hat und die Ursache dann irgendwo kennt und auch was an der Ursache macht, dann sollte man sogar relativ früh Schmerzmittel nehmen, dass kein Schmerzgedächtnis entsteht. Und das machen manchmal naturverbundene Menschen falsch, sie nehmen dann lange Zeit keine Schmerzmittel und nachher muss man Hämmer nehmen. Und wenn man einmal ein Aspirin genommen hätte, hätte vielleicht eine Tablette ausgereicht, dass irgendwo ein kleiner Unfall nicht zur chronischen Problematik wird. Noch besser ist natürlich, man schafft es mit einer Affirmation, den Schmerz zu beseitigen und mit einer Entspannung und damit verbundenen Affirmation. Aber jetzt jenseits dieser, mindestens heutigen medizinischen Empfehlung, die vielleicht in einem Jahr wieder überholt ist, wenn äußeres Leiden kommt, dann kann man das annehmen und sagen, es ist eine gute Übung, um stark zu werden. So irgendwo, mindestens als Junge hat man so gehört, „Was dich nicht umbringt, macht dich stark.“ Ich weiß nicht, Mädchen, haben die das auch gehört? Ja, auch. „Nur die harten kommen in den Garten.“, den Ausdruck habe ich nicht gehört, der war vielleicht in einer anderen Gegend Deutschlands populär. Stimmt natürlich nicht immer. Aber irgendwo, Stärke des Geistes heißt auch eben, mit widrigen Umständen umgehen zu können. Und auch heißt es, Gold wird im Feuer rein. Oder, der Schmied macht die Kunstgegenstände, indem er das Eisen erst heiß macht und dann feste draufschlägt. Und irgendwo macht das auch unser Karma. Ab und zu mal wirft es uns in den Ofen und anschließend werden wir links und rechts und oben und unten draufgehauen. Das ist jetzt keine sehr romantische oder freundliche Ausdrucksweise. Ich weiß auch nicht, warum die mir jetzt gerade einfällt, denn so häufig gebrauche ich ja so etwas nicht. Vielleicht um meine bisherige freundliche Ausdrucksweise etwas auszugleichen. Aber so passiert es ja öfters. Das Leben ist ja so. Es ist nicht so, dass unser Schicksal uns immer mit Samthandschuhen anfasst, sondern manchmal geschehen schlimme Dinge und manchmal hat man das Gefühl, dass man in einen Feuerofen reingeworfen ist, den man nicht aushält. Und manchmal hat man das Gefühl, dass man links und rechts verprügelt wird. Es gibt vielleicht sogar Menschen, die physisch verprügelt wurden. Und das sind alles Dinge, die prägen uns. Aber letztlich, was danach folgt ist, Shraddha sagt, wir wissen nicht, warum und wieso und ich halte die Frage, „Warum passiert mir das?“ nicht für eine sehr hilfreiche Frage. Wenn man davon ausgeht, auf irgendeine Art und Weise wachse ich daran, das ist das, was Titiksha ermöglicht. Also hier, man lernt, Leiden anzunehmen. Auch Swami Sivananda hat ja in seinem berühmten Lied, fängt an mit „Serve, love, give, purify, meditate, realize. Be good, do good, be kind, be compassionate. Adapt, adjust, accommodate. Bear insult, bar injury, highest Yoga. Trage Kränkungen, trage Beleidigungen und Schmähungen, das ist höchstes Yoga.“ Das ist ein Zeichen, wir sind ein bisschen vorangekommen. Das ist letztlich eine einfache Weise für Titiksha. Eigentlich gibt es ja Schlimmeres als Leute, die einen irgendwo beleidigen. Aber viele Menschen und ich merke es gerade auf dem spirituellen Weg, vielleicht andere genauso, aber spirituelle Menschen sind manchmal nicht nur gekränkt, wenn man ihnen ein kränkendes Wort sagt, sondern sogar, wenn man sie nicht lobt, sind sie schon gekränkt. Oder Menschen erwarten Anerkennung für alles Mögliche. Titiksha, wir halten all das aus. Und ihr könnt sehen, wie weit seid ihr gekommen und wenn euch heute etwas nicht mehr so ärgert wie vor zehn Jahren, dann seid ihr einen guten Weg vorangekommen.

Teil 29 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Ayurveda Typen und Samadhana, Gelassenheit

So wie man ja im Ayurveda, so in der ayurvedischen Unternehmensberatung sagt man z.B., in einem Team sollten Vata-, Pitta- und Kapha-Menschen dabei sein. Der Vata-Mensch, das ist der, der hat ständig die neuen Ideen. Und heutzutage, in unserer heutigen Welt braucht es immer wieder neue, kreative Ideen. Der Pitta-Mensch, der setzt sie durch. Und der Kapha-Mensch, der sorgt dafür, dass alle was zu Essen haben. Außerdem sorgt er dafür, dass die Veränderungen nicht zu schnell und zu intensiv sind und dass alle vernünftig miteinander sprechen und dass irgendwo es ein bisschen menschlich und liebevoll zugeht. Wenn man das so erkennt, dann weiß man, man ergänzt sich gut. Ansonsten würde der Vata-Mensch sich darüber ärgern, dass der Pitta-Mensch immer mit dem Kopf durch die Wand geht und jede seiner Ideen erstmal ernst nimmt, obgleich das nur einfach mal so spinnert in den Raum geworfen wurde und ärgert sich über den Kapha-Mensch, dieser konservative Typ, egal, was man sagt, der hat immer Einwände gegen fast alles, bremst diesen kreativen Höhenflug und diese Gedankenspiele und all das, was man noch machen könnte. Und der Pitta-Mensch, der ärgert sich über den Vata-Mensch, „Jetzt haben wir doch gerade das beschlossen. Jetzt sind wir dabei, durchzugehen, jetzt will er plötzlich das Gegenteil machen. Könnte der nicht mal bei einer Sache bleiben? Und jetzt haben wir das beschlossen, jetzt könnte er das doch wirklich mal machen. Außerdem, muss der immer zu spät kommen, zu früh kommen und an Orten auftauchen, wo er nichts zu suchen hat? Könnte der nicht einfach seine Arbeit machen?“ Und über den Kapha-Mensch ärgert sich vielleicht der Pitta-Mensch, „Muss der denn so träge sein? Kann der nicht mal seinen Hintern hochkriegen und in die Gänge kommen? Ich muss den Wagen immer aus dem Dreck zerren und muss diesen Menschen auch noch mit mir hinterher schleifen.“ Und der Kapha-Mensch würde vielleicht dann sagen über den Vata-Mensch, „Kann der nicht mal Ruhe geben? Leben könnte so gemütlich sein. Muss denn immer diese Unruhe sein?“ Und über diesen Pitta-Menschen, „Was muss der immer mit dem Kopf durch die Wand und was schiebt der mich immer, was soll das denn? Entspannen, lass doch mal los. Fahr doch mal in Urlaub oder mach mal Pause oder geh mal nach Hause oder sonst etwas.“ Also, man kann sich entweder über andere ärgern und über sich natürlich auch. Manchmal denkt man ja als Vata-Mensch, „Ach, wäre ich doch ein Kapha-Mensch.“ und manchmal denkt man als Kapha-Mensch, „Ach, wäre ich doch ein Pitta-Mensch.“ Oder ein Pitta-Mensch, „Ach, wäre ich doch ein Vata-Mensch, dann könnte ich alles leichter sehen. Die tänzeln dort irgendwo dort rum und ich armer Mensch muss alle Arbeit machen.“ Jeder ist so, wie er ist und Krishna sagt ja, man soll seiner Natur folgen, seiner Prakriti folgen und das können wir für uns selbst machen und wir können es auch bei anderen akzeptieren. Und all das gehört irgendwo auch zu Titiksha dazu. Es klingt ein bisschen negativ formuliert, es aushalten zu können, aber letztlich heißt es, Dinge, die einem zunächst mal nicht passen, auch annehmen zu können. Das ist eine andere Bedeutung, Titiksha. Daran können wir auch arbeiten. Und wir können das dann sehen, also auch in Partnerschaften. Z.B. angenommen, beide sind Pitta, dann müssen natürlich beide aufpassen, dass sie sich nicht gegenseitig verbrennen. Wenn beide Vata sind, müssen sie aufpassen, dass sie sich nicht irgendwo verlieren. Vata können noch dazu in unterschiedliche Gegenden fliegen. Oder beide Kapha, da kann es sein, dass morgens keiner aus dem Bett kommt und der Urlaub nur liegen am Strand dort ist. Man kann zwar sagen, ist wenigstens Hitze, da kriegen sie das Pitta-Prinzip von oben draufgeführt. Aber am Strand liegen und zwischendurch den Magen vollgeben, ist auch nicht die Lösung. Aber oft, gleich und gleich verträgt sich relativ gut. Aber andererseits, angenommen, da ist ein Vata- und ein Pitta-Mensch zusammen, dann kann der eine sagen, „Ah, der gibt mir immer die Ideen.“ und der andere sagt, „Toll, mein Partner setzt dann auch einiges davon durch.“ Dann freut man sich. Oder der eine ist Pitta und der andere ist Kapha, dann dankt der Kapha-Mensch dafür, dass er neue Impulse öfters kriegt und aus dem Trott herauskommt. Er wird zwar immer schimpfen, wenn er schneller gehen muss bei den Spaziergängen, aber irgendwo weiß er, es ist auch gut für seine Gesundheit. Und der Pitta-Mensch wird öfters dazu gebracht, dass er mal Ruhe gibt, ein bisschen Freizeit nimmt, ein bisschen sich entspannt, auch wenn er sich immer wieder auch zwischendurch ärgert, dass er immer wieder gebremst wird. Aber in einer guten Beziehung weiß der Pitta-Mensch das zu schätzen, denn er weiß, „Das ist gut. So brauche ich nicht krank zu werden, sondern mein Partner oder meine Partnerin hilft mir dort.“ So gilt es, das anzuerkennen und das gilt genauso, wenn ihr in irgendeinem Team seid oder wenn ihr in einer Wohngemeinschaft seid oder in einem Ashram wohnt oder in einem Yogazentrum und verschiedene Yogalehrer habt. Dann habt ihr auch vielleicht einen Vata-Lehrer, der will ständig seine Unterrichtszeiten verändern und er will ständig woanders unterrichten. Da gibt es den Pitta. Das ist der, der irgendwo ein Ego auch hat und sich ärgert, wenn er nicht das kriegt, was er will. Und dann gibt es einen Kapha-Mensch. Den dazu zu bringen, irgendeine andere Stunde zu geben, als die, die er seit fünf Jahren gibt, ist nahezu unmöglich. Und in einem guten Yogazentrum hat man diese beständigen Yogalehrer, die immer das Gleiche machen. Man hat diese Pitta-Yogalehrer, die öfters irgendwie was durchsetzen. Da muss man aber aufpassen, dass man als Zentrumsleiter nicht zur Seite geschoben wird. Die würden gerne das Zentrum übernehmen. Wenn nicht, wenigstens die Schüler übernehmen in ihr eigenes Zentrum, das sie dann gründen werden. Und dann gibt es die Vata. Die sagen ständig ihre Stunden ab und wollen ständig was Neues machen und dann unterrichten sie nicht in der Kleidung, die eigentlich im Zentrum vorgeschrieben ist. Die fangen nicht mit dem Mantra an, mit dem man anfangen soll. Sie gehen zu immer anderen Schulen. Gut, sie bringen neue Ideen rein und man muss ihr Vata ein bisschen dämpfen, aber dafür bringen sie Ideen, die ein Zentrum sehr gut voranbringen können, solange man selbst eben der oder die Leiterin dann bleibt, wenn ihr ein Zentrum leitet. Genauso auch in eurem eigenen Geist. Natürlich ist der Mensch nicht nur Vata, nicht nur Pitta, nicht nur Kapha. Ich würde stark vermuten, die Mehrheit von euch ist sowohl Vata, als auch Pitta, als auch Kapha und in unterschiedlichen Situationen ist man mal das eine, mal das andere. Dennoch, viele haben vielleicht eines, was vorherrschend ist. Shraddha, irgendwo vertrauen, dass die eigenen Eigenschaften auch irgendwo ihren Sinn haben. Auch das Vertrauen, dass man durchaus weiter an sich arbeiten kann. Das Vertrauen, dass die Menschen, mit denen man zusammenarbeitet, genau die richtigen sind oder einem die richtigen Lektionen geben. Das Vertrauen, dass die Umstände, auch wenn man sie momentan nicht versteht, doch irgendwo die richtigen sind, dass wir daran wachsen. Und daraus dann dieses Samadhana, was dann eine tiefe Gelassenheit ist, die daraus entsteht, „Letztlich ist das alles ein relatives Spiel, in meiner wahren Natur bin ich Sat, Chid und Ananda.“ Das war jetzt eine einfache, ich meine, sehr praktikable Interpretation und wenn ihr probiert, das umzusetzen, das hoffe ich, dass euch wirklich das zu Samadhana verhilft.

Teil 28 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Befreie dich von den Fesseln der Seelenwanderung

Krishna sagt in der Bhagavad Gita : „Um sich von den Fesseln der Seelenwanderung zu befreien, müssen die Weisen, die fest Entschlossenen und dazu Bereiten ständig nach Selbstbesinnung streben und den Früchten aller Arbeit entsagen.“
Es geht noch eine Weile weiter. Später geht es tatsächlich auch um das Selbst an sich, aber das sind jetzt erstmal vorbereitende Verse. Also, fest entschlossen sein. Dazu will er uns immer wieder ermutigen, denn es ist so einfach, sich auf Abwege führen zu lassen. So einfach ist es, immer wieder sich mit dem Relativen zu beschäftigen. Dazu, ständig nach Selbstbesinnung streben, immer wieder. Es ist natürlich nicht, dass man jeden Moment daran denken muss, man muss auch irgendwann seinen Lebensunterhalt verdienen, da kann man nicht ständig nur daran denken, aber ständig heißt, jeden Tag. Und es heißt mindestens, bevor man meditiert, während man meditiert, nachdem man meditiert hat. Mindestens zu Anfang der Yogapraxis, am Ende der Yogapraxis, sich bewusst werden, „Wer bin ich? Was will ich damit erreichen? Worum geht es?“ Und dann, „den Früchten aller Arbeit entsagen“, das ist ja das, was Krishna in der Bhagavad Gita immer wieder sagt. Es heißt, es ist schon wichtig zu arbeiten, aber man soll nicht an den Früchten hängen.

24. Teil der Niederschrift von Vorträgen im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Seele, was ist das?

Es gibt im Deutschen immer so eine Schwierigkeit, was ist Seele? Normalerweise, wenn wir im Yogakontext das Wort „Seele“ haben, ist damit Atman gemeint. Und wenn man die Psyche und den Geist nimmt, dann ist damit irgendwo eben Chitta gemeint, also die Persönlichkeit, Gedanken, Emotionen, Gefühle, Unterbewusstsein, es wird oft als der Geist bezeichnet. Was man hier als versunkene Seele bezeichnet, dass ist das, was sonst eben als Geist bezeichnet wird. Also, fest gegründet im Yoga. Also schon eine regelmäßige Praxis, das ist auch dort notwendig. Manche nehmen die vorigen Verse so als Ausrede, nichts zu praktizieren. „Ich will alleine das höchste Selbst erkennen, durch Werke ist nichts zu erreichen.“, da macht man sich irgendwie etwas vor. Und es gibt ja auch eine so genannte Neo-https://wiki.yoga-vidya.de/Adwaita-Bewegung. Habt ihr von der schon mal gehört? https://wiki.yoga-vidya.de/Adwaita heißt Nicht-Zweiheit. Und irgendwo sind sie begründet auf Ramana Maharshi, der hat ja im Wesentlichen gesagt, „Erkenne dich selbst. Frage, wer bin ich?“ Und Swami Sivananda hat es so gesagt, „Frage, wer bin ich, erkenne dein Selbst und sei frei.“ Und so diese Neo-https://wiki.yoga-vidya.de/Adwaita-Bewegung hat so einige Lehrer hervorgebracht, die nicht dieses systematische Vedantastudium haben, sich nicht auf Schriften beziehen, nicht die Vorübungen und die Reinigungstechniken und die Praktiken haben, sondern alleine sagen, „Du bist jetzt schon befreit. Du bist jetzt schon eins. Es gibt nichts, was zu tun ist, es sind keine Praktiken nötig, keine Yogaübungen, keine Meditation, gar nichts. Höre einfach auf, dich zu identifizieren mit deinem Körper, deiner Psyche, deinen Emotionen, deiner Persönlichkeit und dann bist du frei.“ Klingt gut, oder? Endlich mal jemand, der uns den Stress wegnimmt. Was ist das Problem dabei? Es hört sich gut an, aber auf die Dauer funktioniert es doch nicht. Und ich habe jetzt auch so einiges beobachtet, ich habe einige dieser Lehrer – ich will jetzt keine Namen nennen – beobachtet. Als die begonnen haben zu lehren, haben sie immer alles einfach dargestellt. Als zweites kam so der Schritt, sie haben festgestellt, so einfach erreichen es die Schüler nicht, dann haben sie längere Retreats gemacht und haben gesagt, „Ihr müsst bei mir sein und ich werde euch in diese höchste Verwirklichung hineinführen.“ Nach ein paar Jahren fangen sie dann an zu sagen, man muss regelmäßig meditieren. Ein paar Jahre weiter empfehlen sie auch sonstige spirituelle Praktiken und einen reinen Lebensstil, uneigennütziges Dienen und irgendwann kommen dann auch noch spirituelle Lieder und Gesänge dazu und wo landen sie irgendwann? Bei einem ganzheitlichen Yogaweg. Und ich halte das für eine positive Entwicklung. Eine ganze Reihe von denen, die längere Zeit dabei sind. Es gibt aber auch andere, die irgendwann vor lauter Frust aufhören, zu unterrichten. Oft sind es solche, die irgendwo versehentlich über die Verwirklichung gestolpert sind. Manchmal verheimlichen sie aber, dass sie schon zehn Jahre vorher lang praktiziert haben. Aber dann plötzlich, aus heiterem Himmel, nachdem sie schon gar nicht mehr gedacht haben, sie können die Verwirklichung erreichen, plötzlich, aus heiterem Himmel, sie tatsächlich erreicht haben. Daher denkt nicht, es gibt diesen ganz einfachen Weg, wo man nichts zu machen braucht, einfach gemütlich leben kann und nur fragen, „Wer bin ich?“, sein Selbst erkennen und frei ist. Letztlich ist es doch ein Weg von tiefer Konsequenz, den man auch gehen muss. Daher sagt schon Sankaracharya, „Fest begründet im Yoga, verwurzelt in der vollendeten Einsicht“, also nicht vollständig drin, sondern verwurzelt. Man weiß, „Ja, es gibt etwas Höheres.“ und dann soll die im Geburtenkreislauf versunkene Seele mit dem reinen Selbst auch emporgehoben werden. So wie Krishna in der Bhagavad Gita sagt, man erhebe sein Selbst mit dem Selbst, man erniedrige nicht sein Selbst mit dem Selbst. „Im Ozean des Geburtenkreislaufs versunken“ Wir sind immer wieder versunken. Versunken, in den Problemen des Alltags, versunken, in den Problemen in der Familie, versunken, in den Problemen im Beruf, versunken, in den Problemen des Yogazentrums, versunken in den Problemen des Selbstmitleids. Ihr könnt euch noch weiter überlegen, wo eure Seele versunken sein kann. Aber wir können sie emporheben und das ist auch letztlich etwas praxisnah. Vedanta ist auch etwas praxisnah, es hat auch eine Wirkung und zwar eine sofortige Wirkung. Wir brauchen nicht wirklich all unsere Probleme dauerhaft aufzuarbeiten. Wir müssen nicht alle Störungen unserer Psyche, die wir in diesem Leben und in hundert anderen Leben angesammelt haben, lösen. Das ist auch manchmal, der westliche Mensch sammelt die ersten 18 Jahre seines Lebens Probleme und die nächsten 70 Jahre reflektiert er darüber. Wir kommen nur so nicht dauerhaft weiter. Es mag mal vorübergehend hilfreich sein, es kann auch manchmal neue Erkenntnisse geben und manchmal auch hilfreich sein, darüber nachzudenken, aber wir sollten dort nicht den größten Teil unseres Lebens damit verbrauchen, die ersten 12 Jahre unseres Lebens auszuarbeiten. Es gibt letztlich keine Kindheit ohne Probleme. Angenommen, die Eltern waren streng, dann gibt es Probleme. Angenommen, die Eltern waren sehr konsequent, dann gibt es Probleme. Angenommen, die Eltern hatten einen Laissez-faire-Erziehungsstil, dann gibt es erst recht Probleme. Und angenommen, die Eltern waren eigentlich sehr liebevoll und deshalb inkonsequent, dann gibt es auch Probleme. Und angenommen, die Eltern waren teilweise konsequent, teilweise inkonsequent, teilweise laissez-faire und teilweise streng, was gibt es dann? Alle Probleme. 95 Prozent aller Eltern bemühen sich, ihren Kindern das Beste zu geben, was sie geben können. Und 95 Prozent der Kinder haben im späteren Alter das Gefühl, dass ihre Eltern ihnen so viele Probleme geschaffen haben. Jeder, der jemals eine Psychoanalyse mitgemacht hat, wird sicher auf massig Probleme kommen, die die Eltern guten Glaubens einem mitgegeben haben. Also, ich will jetzt nicht nur meckern darüber, es kann auch hilfreich sein, manche Handlungstendenzen zu erkennen, die aus der Kindheit begründet sind, dann kann man sich manchmal leichter davon lösen, man kann vielleicht über sich ein bisschen mehr lächeln und ein bisschen mitfühlender mit sich sein, dafür ist es irgendwo gut. Aber wirklich unsere versunkene und im Schlamm steckengebliebene Seele können wir erheben mit dem reinen Selbst, indem wir uns nicht mit dem Vergänglichen identifizieren, sondern wissen, hinter allem ist das unendliche Selbst.

Teil 23 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Erkenntnis führt zur Befreiung – die Essenz des Jnana Yoga

„Man sollte die heiligen Schriften rezitieren, den Göttern opfern, Rituale feiern, den Gottheiten huldigen. Doch ohne Erkenntnis der Einheit von Seele und absoluter Wirklichkeit, gibt es auch in Hunderten von Zeitaltern keine Erlösung.“
Hier sagt er also, das sind jetzt so die im alten Indien üblichen Dinge für jemanden, der irgendwo ein spiritueller Mensch war. Also, man rezitiert die heiligen Schriften. Man macht Opferrituale. Hier gibt es am Ende die Verse auf Sanskrit. Leider am Ende, so kann ich nicht immer ständig direkt gucken, was da eigentlich steht. Also Yajnas, also Feuerzeremonien kann man machen. Dann Kurvani Karmani und Bhajantudevata. Kurvani Karmani hat zwei verschiedene Bedeutungen. Man kann sagen, es ist Rituale feiern, aber es heißt auch Karmani, das kann man auch interpretieren, anderen zu helfen, Karma Yoga machen. Und dann schließlich auch noch Pujas ausführen, sich vor Gott verneigen. Also man kann auch sagen, rituelle Handlungen machen, religiöse Handlungen machen, anderen helfen und dienen, das ist alles gut, sagt er hier. Nur wir sollten uns nicht darauf allein beschränken, denn ohne Erkenntnis der Wahrheit kommt keine Erlösung.
Dann gibt es einen weiteren Vers:
„Es gibt keine Hoffnung auf Unsterblichkeit mit Hilfe von Macht und Ruhm, verkündet die heilige Schrift.“
Es gibt dort auch einen Vers aus einer Upanishade, die manche von euch im Kontext der Geschichte von Chudula und Shikidwaja gehört haben, die oft am Ende von Pujas rezitiert wird. „Om na karmana na prajaya dhanena tyagenaike amritatwa manusuh.“ Das heißt, „Nicht durch irgendwelche Werke, nicht durch irgendwelche Praktiken, nicht durch irgendwelche Rituale und auch nicht durch das Rezitieren von Schriften wird die Verwirklichung erreicht.“ Das wird klassischerweise rezitiert am Ende von einer Puja, am Ende der Rezitation von Schriften, die in der Puja drin sind. Dort erinnert man sich, nicht das Ritual selbst gibt die Erlösung. Noch nicht mal die Kraft der Mantras an sich gibt die Erlösung. All das ist etwas, was natürlich reinigend ist, all das ist etwas, was das Herz öffnet, aber letztlich geht es darum, die höchste Wahrheit zu erfahren. Natürlich noch weniger erreicht man Unsterblichkeit mit Hilfe von Macht und Reichtum. Das klingt für euch alle ganz selbstverständlich. Aber warum wollen Menschen erstmal Hunderttausende von Euros, dann Millionen von Euros, wenn man Millionen hat, dann wollen die Leute Dutzende und dann Hunderte und dann wollen sie eine Milliarde, dann Milliarden. Und wie heißt eigentlich jetzt der reichste Mann der Welt? Ist es noch oder wieder Bill Gates? Zwischendurch war es jemand anderes. Also irgendwo die letzten Jahre wurde Bill Gates mehrmals überholt. Einmal vom Besitzer von IKEA und einmal von diesem Mexikaner. In Mexiko gibt es dort irgendeinen, ich glaube, Immobilienhai, würde man ihn hier nennen und Firmenheuschrecke. Also, der nicht selbst Firmen aufgebaut hat, sondern irgendwo Firmen übernimmt und irgendwelche Manager einsetzt und dann steigern die den Wert und dann verkauft er sie wieder. Gut, also vorübergehend mal der eine und mal der andere. Warum machen Menschen das? Es gibt viele Gründe und ich weiß jetzt nicht warum. Der Bill Gates ist ja jetzt auch derjenige, der die größten Spenden macht und viel Gutes auch bewirkt und da wird vielleicht auch eine gemischte Motivation drin sein, aber auch gemischte Motivationen sind gut, wenn damit Gutes bewirkt wird. Sicherlich, er will auch was Gutes tun und zum anderen will er nicht, dass seine Kinder alle dekadent werden. Irgendwie, mehr als 10 Millionen soll keiner kriegen. Ich glaube, damit kann man auch dekadent werden. Und vielleicht auch, er will damit unsterblich werden. Die Bill und Melinda Gates Foundation. Und da hofft er, dass die noch lange übersteht. Oder der Nobel hat ja den Nobelpreis gegründet und hofft auch auf Unsterblichkeit. Der Name, aber er selbst ist nicht mehr da. Mindestens nicht im physischen Körper. Letztlich, auch mit Ruhm und mit Reichtum erreichen wir nicht die Unsterblichkeit. Auch wenn der Name ein bisschen länger ist, die Seele hat davon gar nichts. Also, wir bekommen nicht über Macht und Reichtum die Unsterblichkeit. Und Werke können auch nicht die Ursache der Erlösung sein. Das ist auch interessant. Das ist ja so eine ähnliche Diskussion, wie sie zwischen Luther war und damals vorherrschender katholischer Doktrin. Da gab es nämlich die so genannte Werkgerechtigkeit. Vielleicht habt ihr schon mal gehört, es gab den Streit der Rechtfertigungslehre. Habt ihr davon schon mal gehört? Die meisten wissen es nicht. Es ist nämlich was anderes, als wenn wir uns rechtfertigen. Die Gerechtigkeit Gottes, wenn dort in der Bibel so übersetzt wird, ist damit auch nicht gemeint die Justizia, wo es gerecht ist, sondern die Gerechtigkeit, wenn Jesus sagt, „Strebe zuerst nach der Gerechtigkeit Gottes, dann wird euch alles andere selbst zufallen.“ dann ist Gerechtigkeit die Selbstverwirklichung. Die Rechtfertigungslehre heißt, wie kann der Mensch Erlösung erreichen? Und da gab es früher eben diesen großen Unterschied. Die Katholiken haben gemeint, wenn man ausreichend gute Werke tut, dann kommt man in den Himmel. Und Luther hat gesagt, so geht es nicht. Man kommt in den Himmel sola gratia, allein durch die Gnade. Und wie kommen wir dorthin? Sola fide, allein durch den Glauben. Und wie kriegen wir den Glauben? Sola scriptura, allein durch die Schrift. Aber nichts, was wir tun, wird uns an sich die Erlösung bringen, sondern die Erlösung kommt durch einen Gnadenakt Gottes. Und für Jahrhunderte haben die Katholiken und die Protestanten sich unter anderem deswegen die Köpfe eingeschlagen. Steht allerdings auch nirgendwo in der Bibel, dass man durch das Töten von Andersgläubigen in den Himmel kommt. Aber das wurde durchaus den Soldaten in Aussicht gestellt. Wenn der Gustaf Adolf in die Schlacht gezogen ist, hat er gesagt, „Ihr kommt alle in den Himmel, wenn ihr in der Schlacht getötet werdet.“ und umgekehrt, die Soldaten von Wallenstein, die hatten dann auch ihre Priester, die ihren Soldaten das Gleiche erzählt haben. Aber eben diese grundlegende Sache, wie kommen wir hin? Wenn wir genügend Asanas üben, erreichen wir dann die Selbstverwirklichung? Genügend Pranayama? Genügend lange die Luft anhalten? Ich bin jetzt durchaus jemand, der gerne praktiziert und ich bin auch einer, der durchaus sehr intensiv praktiziert hatte und wenn ich sage intensiv, dann meine ich auch intensiv und das ist nicht eine Stunde Pranayama oder zwei oder drei. Also, diese Praktiken an sich können einen nicht zur Verwirklichung führen. Auch nicht, wenn man sein ganzes Geld als Spenden gibt. Auch nicht, wenn man 18 Stunden Karma Yoga am Tag übt. All das hilft, wie auch der Sankaracharya vorher davon erzählt hat. All das hilft. Es hilft, unser Herz zu öffnen. Es hilft, das Prana zu erhöhen. Es hilft, uns zu reinigen. Es hilft, unseren Geist vorzubereiten. Aber die Werke an sich sind nicht Ursache der Erlösung, das wäre einfach. Angenommen, ich könnte euch sagen, ihr braucht nur jeden Tag 12 Stunden Pranayama zu machen und das über 6 Monate und dann werdet ihr die Selbstverwirklichung erreichen, da würde man das doch machen, oder? Ich könnt dann vielleicht auch sagen, „Ich habe das schon zehnmal gemacht mit Menschen, jeweils eine Gruppe von zwanzig, die haben alle die Selbstverwirklichung erreicht und das seht ihr auch daran, sie sind immer glücklich und zufrieden, sie sind voller Energie und – schaut sie euch an – voller Ausstrahlung.“ Dann sagt man, o.k., wenn das für die klappt, dann macht man das und wenn man durch die Hölle durchgehen muss, auch o.k. Wenn man in einem halben Jahr die Selbstverwirklichung erreichen kann oder in zwei Jahren, wäre man doch bereit, alles dafür zu tun. Menschen sind ja auch bereit, jeden Tag 12 Stunden zu lernen, nur um die Medizinprüfung zu bestehen. Nur um euch das in Perspektive zu setzen. Manchmal gibt es nämlich Leute, die sagen, „Warum soll man so intensiv praktizieren? Ist das nicht verrückt, jeden Tag viel zu praktizieren?“ Das sind die gleichen Menschen, die keine Hemmungen haben, nur um einen Job zu kriegen, wahnsinnig viel zu lernen. Weder das eine noch das andere ist schlecht. Es ist sicherlich gut, viel Pranayama zu üben. Nur darf man nicht denken, dass das Üben von Pranayama allein einen zur Verwirklichung bringt. Es hilft, aber es sind nicht die Werke an sich und deshalb kann man auch nicht sagen, wie viele Stunden Pranayama muss man machen, um die Verwirklichung zu erreichen? Wie viele Stunden muss man meditieren, um die Verwirklichung zu erreichen? Also, es ist etwas komplizierter.
Da ist praktisch die Einleitung erstmal vorbei und jetzt beschreibt er, was sollte man tun? Vorher hat er uns praktisch gesagt, „Was ist wertvoll auf dieser Welt?“, um uns in die richtige Perspektive zu bringen. Dann hat er gesagt, „Was ist ungeeignet dorthin zu kommen?“

21. Teil der Niederschrift von Vorträgen im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Viveka Chudamani Vers 4 – Verpasse keine wertvolle Chance und praktiziere Yoga Vedanta

„Wem die schwer erhältliche menschliche Geburt irgendwie zuteil geworden ist und dazu noch eine mannhafte Natur, wer den tiefen Sinn der heiligen Schriften kennt, verblendeten Geistes aber nicht nach Erlösung seiner Seele strebt, der tötet letztlich seine Seele, der richtet sich zugrunde, er hält am Unwirklichen fest.“
Im Kommentar heißt es, jetzt nimmt Sankaracharya den Vorschlaghammer zur Hand. Irgendwo will er uns ein bisschen durchrütteln. Er will die Dinge in die richtige Perspektive setzen. Jetzt haben wir menschliche Geburt und ihr habt auch alle, was hier übersetzt wird als mannhafte Natur, also eine mutige Natur. Ihr seid auch fähig, etwas in die Hand zu nehmen und etwas zu bewegen. Ihr seid nicht einfach nur deprimierte, ängstliche Menschen. Ihr habt schon mal was von den Schriften gehört. Ihr habt alle eine Yogalehrerausbildung gemacht und wenn ihr jetzt nicht nach der Erlösung strebt, dann richtet ihr eigentlich das Tiefste, was in euch ist, zugrunde und haltet euch fest an dem Unwirklichen.
„Wer aber ist so töricht, dass er das eigene Interesse missachtet, nachdem er den schwer erlangbaren menschlichen Körper erhalten hat.“
Das eigene Interesse ist eigentlich welches Interesse? Selbstverwirklichung. Wenn wir das schon haben, einen menschlichen Körper, außerdem die Natur, die nach dem Höchsten strebt oder streben könnte und auch die Fähigkeit dazu, weil man irgendwo Kraft dazu hat, wäre doch töricht, jetzt nicht danach zu streben und es wäre töricht, sich immer wieder ablenken zu lassen. So viele Dinge macht man, um sich abzulenken. Und ich erlebe das so häufig unter spirituellen Aspiranten. Manchmal ist das auch so ein kleines Problem sogar hier im Haus. Wir bieten diese vielen Seminare an. Eigentlich sind sie so gedacht, dass zum einen Menschen aus allen verschiedenen Interessenlagen hierher kommen. Zum anderen, dass Menschen ein breites Arsenal bekommen, um anderen zu helfen. Auch, dass Menschen in verschiedenen Interessenlagen dorthin kommen. Dann erlebe ich es oft, Menschen haben eine Aspiration, haben ein spirituelles Interesse und dann plötzlich sind sie nur noch interessiert, wie man Pranaheilung macht und wie man Magen-Darm-Krankheiten heilt und wie man mit psychischen Beschwerden umgeht usw. Und vergessen, worum geht es? Verwirklichung. Oder dann stellt man plötzlich fest, da gibt es noch eine andere Energietechnik und eine andere Meditationstechnik, dann gibt es noch diese Sache und jene Sache und natürlich gibt es auch außerhalb von Yoga Vidya noch weitere spirituelle Schlaraffenländer, wo man alles so findet. Und wenn man das alles in Perspektive sieht, ist es ja gut. Man kann von verschiedener Warte aus immer wieder nach dem Höchsten streben. Und es ist gut, Verschiedenes zu kennen, um anderen helfen und dienen zu können, deshalb bieten wir es ja auch an. Ich will ja jetzt nicht über unser Programm schimpfen, das ich ja letztlich zu verantworten habe. Ich könnte ja sagen, das wird nicht mehr gemacht. Wir machen nur noch Anfängerkurs, Mittelkurs, Fortgeschrittenenkurs, Yogalehrerausbildung und ab da nur noch Streben nach dem Höchsten. Alle anderen Kurse, Seminare, Ausbildungen sind Ablenkungen, werden abgesetzt, dann wäre wir vielleicht kleiner, aber dafür feiner. Aber so ist es ja nicht. Die haben ja alle ihren Sinn und es ist gut, auf viele Weisen Menschen helfen zu können und Yoga in verschiedensten Kontexten unterrichten zu können. Wir müssen nur aufpassen, dass es uns nicht ablenkt von dem, worum es wirklich geht.

20. Teil der Niederschrift von Vorträgen im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.