Ayurveda Typen und Samadhana, Gelassenheit

So wie man ja im Ayurveda, so in der ayurvedischen Unternehmensberatung sagt man z.B., in einem Team sollten Vata-, Pitta- und Kapha-Menschen dabei sein. Der Vata-Mensch, das ist der, der hat ständig die neuen Ideen. Und heutzutage, in unserer heutigen Welt braucht es immer wieder neue, kreative Ideen. Der Pitta-Mensch, der setzt sie durch. Und der Kapha-Mensch, der sorgt dafür, dass alle was zu Essen haben. Außerdem sorgt er dafür, dass die Veränderungen nicht zu schnell und zu intensiv sind und dass alle vernünftig miteinander sprechen und dass irgendwo es ein bisschen menschlich und liebevoll zugeht. Wenn man das so erkennt, dann weiß man, man ergänzt sich gut. Ansonsten würde der Vata-Mensch sich darüber ärgern, dass der Pitta-Mensch immer mit dem Kopf durch die Wand geht und jede seiner Ideen erstmal ernst nimmt, obgleich das nur einfach mal so spinnert in den Raum geworfen wurde und ärgert sich über den Kapha-Mensch, dieser konservative Typ, egal, was man sagt, der hat immer Einwände gegen fast alles, bremst diesen kreativen Höhenflug und diese Gedankenspiele und all das, was man noch machen könnte. Und der Pitta-Mensch, der ärgert sich über den Vata-Mensch, „Jetzt haben wir doch gerade das beschlossen. Jetzt sind wir dabei, durchzugehen, jetzt will er plötzlich das Gegenteil machen. Könnte der nicht mal bei einer Sache bleiben? Und jetzt haben wir das beschlossen, jetzt könnte er das doch wirklich mal machen. Außerdem, muss der immer zu spät kommen, zu früh kommen und an Orten auftauchen, wo er nichts zu suchen hat? Könnte der nicht einfach seine Arbeit machen?“ Und über den Kapha-Mensch ärgert sich vielleicht der Pitta-Mensch, „Muss der denn so träge sein? Kann der nicht mal seinen Hintern hochkriegen und in die Gänge kommen? Ich muss den Wagen immer aus dem Dreck zerren und muss diesen Menschen auch noch mit mir hinterher schleifen.“ Und der Kapha-Mensch würde vielleicht dann sagen über den Vata-Mensch, „Kann der nicht mal Ruhe geben? Leben könnte so gemütlich sein. Muss denn immer diese Unruhe sein?“ Und über diesen Pitta-Menschen, „Was muss der immer mit dem Kopf durch die Wand und was schiebt der mich immer, was soll das denn? Entspannen, lass doch mal los. Fahr doch mal in Urlaub oder mach mal Pause oder geh mal nach Hause oder sonst etwas.“ Also, man kann sich entweder über andere ärgern und über sich natürlich auch. Manchmal denkt man ja als Vata-Mensch, „Ach, wäre ich doch ein Kapha-Mensch.“ und manchmal denkt man als Kapha-Mensch, „Ach, wäre ich doch ein Pitta-Mensch.“ Oder ein Pitta-Mensch, „Ach, wäre ich doch ein Vata-Mensch, dann könnte ich alles leichter sehen. Die tänzeln dort irgendwo dort rum und ich armer Mensch muss alle Arbeit machen.“ Jeder ist so, wie er ist und Krishna sagt ja, man soll seiner Natur folgen, seiner Prakriti folgen und das können wir für uns selbst machen und wir können es auch bei anderen akzeptieren. Und all das gehört irgendwo auch zu Titiksha dazu. Es klingt ein bisschen negativ formuliert, es aushalten zu können, aber letztlich heißt es, Dinge, die einem zunächst mal nicht passen, auch annehmen zu können. Das ist eine andere Bedeutung, Titiksha. Daran können wir auch arbeiten. Und wir können das dann sehen, also auch in Partnerschaften. Z.B. angenommen, beide sind Pitta, dann müssen natürlich beide aufpassen, dass sie sich nicht gegenseitig verbrennen. Wenn beide Vata sind, müssen sie aufpassen, dass sie sich nicht irgendwo verlieren. Vata können noch dazu in unterschiedliche Gegenden fliegen. Oder beide Kapha, da kann es sein, dass morgens keiner aus dem Bett kommt und der Urlaub nur liegen am Strand dort ist. Man kann zwar sagen, ist wenigstens Hitze, da kriegen sie das Pitta-Prinzip von oben draufgeführt. Aber am Strand liegen und zwischendurch den Magen vollgeben, ist auch nicht die Lösung. Aber oft, gleich und gleich verträgt sich relativ gut. Aber andererseits, angenommen, da ist ein Vata- und ein Pitta-Mensch zusammen, dann kann der eine sagen, „Ah, der gibt mir immer die Ideen.“ und der andere sagt, „Toll, mein Partner setzt dann auch einiges davon durch.“ Dann freut man sich. Oder der eine ist Pitta und der andere ist Kapha, dann dankt der Kapha-Mensch dafür, dass er neue Impulse öfters kriegt und aus dem Trott herauskommt. Er wird zwar immer schimpfen, wenn er schneller gehen muss bei den Spaziergängen, aber irgendwo weiß er, es ist auch gut für seine Gesundheit. Und der Pitta-Mensch wird öfters dazu gebracht, dass er mal Ruhe gibt, ein bisschen Freizeit nimmt, ein bisschen sich entspannt, auch wenn er sich immer wieder auch zwischendurch ärgert, dass er immer wieder gebremst wird. Aber in einer guten Beziehung weiß der Pitta-Mensch das zu schätzen, denn er weiß, „Das ist gut. So brauche ich nicht krank zu werden, sondern mein Partner oder meine Partnerin hilft mir dort.“ So gilt es, das anzuerkennen und das gilt genauso, wenn ihr in irgendeinem Team seid oder wenn ihr in einer Wohngemeinschaft seid oder in einem Ashram wohnt oder in einem Yogazentrum und verschiedene Yogalehrer habt. Dann habt ihr auch vielleicht einen Vata-Lehrer, der will ständig seine Unterrichtszeiten verändern und er will ständig woanders unterrichten. Da gibt es den Pitta. Das ist der, der irgendwo ein Ego auch hat und sich ärgert, wenn er nicht das kriegt, was er will. Und dann gibt es einen Kapha-Mensch. Den dazu zu bringen, irgendeine andere Stunde zu geben, als die, die er seit fünf Jahren gibt, ist nahezu unmöglich. Und in einem guten Yogazentrum hat man diese beständigen Yogalehrer, die immer das Gleiche machen. Man hat diese Pitta-Yogalehrer, die öfters irgendwie was durchsetzen. Da muss man aber aufpassen, dass man als Zentrumsleiter nicht zur Seite geschoben wird. Die würden gerne das Zentrum übernehmen. Wenn nicht, wenigstens die Schüler übernehmen in ihr eigenes Zentrum, das sie dann gründen werden. Und dann gibt es die Vata. Die sagen ständig ihre Stunden ab und wollen ständig was Neues machen und dann unterrichten sie nicht in der Kleidung, die eigentlich im Zentrum vorgeschrieben ist. Die fangen nicht mit dem Mantra an, mit dem man anfangen soll. Sie gehen zu immer anderen Schulen. Gut, sie bringen neue Ideen rein und man muss ihr Vata ein bisschen dämpfen, aber dafür bringen sie Ideen, die ein Zentrum sehr gut voranbringen können, solange man selbst eben der oder die Leiterin dann bleibt, wenn ihr ein Zentrum leitet. Genauso auch in eurem eigenen Geist. Natürlich ist der Mensch nicht nur Vata, nicht nur Pitta, nicht nur Kapha. Ich würde stark vermuten, die Mehrheit von euch ist sowohl Vata, als auch Pitta, als auch Kapha und in unterschiedlichen Situationen ist man mal das eine, mal das andere. Dennoch, viele haben vielleicht eines, was vorherrschend ist. Shraddha, irgendwo vertrauen, dass die eigenen Eigenschaften auch irgendwo ihren Sinn haben. Auch das Vertrauen, dass man durchaus weiter an sich arbeiten kann. Das Vertrauen, dass die Menschen, mit denen man zusammenarbeitet, genau die richtigen sind oder einem die richtigen Lektionen geben. Das Vertrauen, dass die Umstände, auch wenn man sie momentan nicht versteht, doch irgendwo die richtigen sind, dass wir daran wachsen. Und daraus dann dieses Samadhana, was dann eine tiefe Gelassenheit ist, die daraus entsteht, „Letztlich ist das alles ein relatives Spiel, in meiner wahren Natur bin ich Sat, Chid und Ananda.“ Das war jetzt eine einfache, ich meine, sehr praktikable Interpretation und wenn ihr probiert, das umzusetzen, das hoffe ich, dass euch wirklich das zu Samadhana verhilft.

Teil 28 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

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