Dann die drei Sätze des Sankara. Die drei großen Sätze der Vedanta. „Brahma Satyam Jagan Mithya Jiva Brahmaiva Naparah. – Brahman allein ist wirklich. Jagad, die Welt, so wie wir sie wahrnehmen ist unwirklich, ist eine Täuschung. Jivo Brahmaiva Napara. Jiva – das Individuum, Napara – ist nichts anderes, Na – nichts, Apara – anderes, Brahma – als Brahman, Aiva – allein. Dieses Selbst ist nichts als Brahman allein.“ Und im Grunde genommen, dieses ganze Werk, Viveka-Chudamani, will uns beschreiben, wieso das eigentlich so ist und auch, wie wir dort hinkommen. Dann ist eben auch die Aussage, solange wir im Relativen gefangen sind, so lange wir uns mit etwas identifizieren, was wir nicht wirklich sind, solange ist Leid da, solange gibt es Unzufriedenheit, solange wissen wir, irgendwas stimmt nicht. Das ist so ähnlich, angenommen, ihr würdet morgens aufwachen, hättet vergessen, wer ihr seid. Irgendjemand erzählt euch dann und irgendwo tief im Hinterkopf wisst ihr die ganze Zeit, irgendwas stimmt nicht. Ihr wisst nicht, was und warum, aber ihr wisst, irgendwie stimmt was nicht. Und nehmen wir sogar an, vielleicht hat euch irgendjemand irgendwelche Drogen gegeben. Und eigentlich seid ihr ein enthusiastischer, kreativer Künstler und jemand gibt euch Drogen. Ihr habt am nächsten Tag vergessen, wer ihr eigentlich seid und dann wird euch am nächsten Tag eingeredet, ihr seid ein Finanzbuchhalter. Und dann müsst ihr Finanzbuchhaltung machen. Irgendwie merkt ihr, da stimmt was nicht. Ihr wisst nicht, warum, ihr wisst nicht, wieso, aber ihr wisst, da stimmt was nicht. Und jetzt könntet ihr alle möglichen Techniken machen, um glücklich zu sein. Jeden Morgen aufwachen und sagen, „Ich bin glücklich.“ Ihr könntet jeden Morgen zehn Runden Kapalabhati machen. Ihr könnt euch noch vieles einfallen lassen, was man noch machen kann, um sich glücklich zu machen. Solange ihr tief im Hinterkopf wisst, irgendwas stimmt dort nicht, solange werdet ihr nicht dauerhaft glücklich sein. So ist es auch, solange wir nicht aufwachen und erkennen, wer wir wirklich sind, solange wir uns mit etwas identifizieren, was wir nicht sind, solange sind wir unglücklich. Es ist deshalb auch nicht irgendwo von theoretischer Bedeutung, sondern es ist von essentieller, wichtiger Bedeutung, zu erkennen, wer man wirklich ist.
Teil 79 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <