Eine Frage, die gestern manifest gestellt worden ist, eine Frage, die ich mehr oder weniger zwischendurch anklingen lassen hatte, ist, „Warum, was ist der Sinn überhaupt von all dieser relativen Welt?“ Ich hatte euch auch gesagt, wirklich eine echte logisch, klare, stringente, nachvollziehbare Begründung, die gleichzeitig auch zufrieden stellend ist, gibt es nicht wirklich. Denn die logisch-stringenten Erklärungen, stellen uns nicht zufrieden. Die eine wäre, die Welt gibt es nicht. Zu fragen, „Warum gibt es die Welt?“, wäre so zu fragen, „Warum hat die Krähe Zähne?“ Eine Krähe hat keine Zähne, die Welt gibt es nicht, deshalb, die Frage ist unsinnig. Die zweite logisch-korrekte Antwort ist, eine Frage letztlich nach dieser höheren Wirklichkeit, ist eine Frage, die im Relativen nicht beantwortet werden kann, daher sollte sie nicht gestellt werden und wenn sie gestellt wird, sollte man sie nicht beantworten. Das steht in Schriften drin. Oder Buddha hat die Frage, nach dem Warum der Welt, so beantwortet, „Wenn in einem Haus Feuer ist, dann überlegst du nicht, wie das Haus gebaut worden ist, aus welchen Steinen das Haus besteht und wie der Fußboden aufgebaut ist, sondern du rennst raus.“ Und so, wenn du spürst, you are on fire, du brennst, du merkst, die Beschränktheit ist nicht o.k., dann gilt es nicht, zu sehr zu überlegen, warum die Welt, sondern es gilt, wie kommen wir raus. Aber auch diese Antwort ist nicht wirklich zufrieden stellend letztlich. Wir beschäftigen uns ja mit so vielen anderen Fragen, die vom Absoluten her auch nicht übermäßig sinnvoll sind. Und so geben uns die Meister noch andere Gründe, warum und wieso. Die Bhakta sagen, es ist Lila Gottes, Spiel Gottes. Und so spielen wir dieses Spiel mit und sind die Spielgefährten Gottes oder auch die Spielfiguren Gottes, je nach dem, was euch besser gefällt. Vom Raja Yoga her gibt uns Patanjali verschiedene Begründungen. Die eine ist, der Purusha ist in die Prakriti hineingegangen, um sich seiner Selbst bewusst zu werden und die Kräfte zu erfahren, die in ihm und in der Prakriti drin sind. Und das heißt zum einen, um diesen Sinn zu erfüllen, gilt es, besonders bewusst zu sein, es gilt, besonders auch die Kräfte, die wir haben, zur Entfaltung zu bringen. Patanjali Yoga ist das Gegenteil von einem Zurückziehen, sondern es gilt, seine Kräfte durchaus zu entfalten, in die Welt hineinzubringen und letztlich als Diener Gottes dann darzubringen. Und es gilt auch, letztlich Erkenntnisse zu sammeln und das heißt auch bewusst zu sein. Und diese Bewusstheit steckt auch in dem nächsten drin, wo Patanjali sagt, die Welt hat zweierlei Sinn für den Purusha. Zum einen, ihr Bhoga zu geben und Apavarga. Das heißt, Erfahrungen zu geben und auch zur Befreiung zu führen. Und so ist Patanjali durchaus Propagator eines intensiv gelebten Lebens, die Erfahrungen bewusst zu machen und des Weiteren aber auch die Lektionen anzunehmen, die uns aufrütteln und aufwecken. Wenn wir nämlich nur Erfahrungen machen würden, würden wir vielleicht drin stecken bleiben. So ist das Universum auch immer wieder da, um uns aufzuwecken. Wir sollten uns aber weder in der Erfahrung, noch in der Entfaltung der Kräfte, noch im intensiven Leben, noch in der Selbstanalyse irgendwo verheddern und stecken bleiben, sondern immer wieder erkennen: Brahma Satyam. Brahman allein ist wirklich. Jagan Mithya, die Welt, so wie wir sie wahrnehmen ist unwirklich. Und Jivo Brahmaiva Naparah, das Selbst ist nichts anderes als Brahman. Oder in der Übersetzung von Friedrich Rückert, „In drei Sätzen sei es verkündet, was man in tausend Büchern findet. Brahman ist wirklich, die Welt ist Schein, das Selbst ist nichts als Brahman allein.“
Dies ist der Teil 151 und damit der letzte Teil von Vorträgen zum Viveka Chudamani. Niederschrift aus dem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Danke an Sukhavati, welche diese Vorträge transkribiert hat und an S., welche diese Blog Beiträge ins Internet gestellt hat…