Überwinde den Tod – durch Erfahrung Gottes

Wir wollen jetzt einen Sprung machen in der Viveka Chudamaini zum 85. Vers.Sankaracharya schreibt::
„Für den Befreiungssuchenden sind die Illusion, der Körper zu sein und ähnliche Irrtümer, der große Tod. Wer diese Selbsttäuschung überwunden hat, ist reif für den Zustand höchster Glückseligkeit. Besiege den großen Tod in Gestalt der Vernarrtheit in Körper, Frau, Kinder, Freunde, Verwandte. Die Weisen, welche diese Vernarrtheit überwunden haben, erreichen das höchste Bewusstsein Gottes.“
Also, er wird jetzt noch etwas massiver. Sankaracharya will uns hier Vairagya geben, Viveka geben, denn der typische Mensch neigt zu Verhaftung. Und natürlich, das lehrt ja die Bhagavad Gita, ist es wichtig, seine Pflichten zu erfüllen, es ist wichtig, das zu tun, was zu tun ist. Patanjali sagt, „Ja, es ist auch o.k., die Dinge zu genießen und Erfahrung gehört zu diesem Universum dazu und wir sind ja noch nicht mal unsere Verhaftungen.“, aber Sankaracharya will uns hier, wie er sagt, aus der Vernarrtheit herausbringen. Liebe ist eine Sache, Vernarrtheit ist eine andere. Liebe zu seinen Mitmenschen ist etwas Wichtiges und natürlich die Liebe ist je nach Beziehung auch wieder anders. Die Liebe zu den Kindern wird anders sein, als die Liebe zu dem Ehemann, Ehefrau, als zu den Eltern und die Liebe wird anders sein, die man hat zu seinen Yogaschülern und zu seinem Arbeitgeber usw. Aber Verhaftung ist das, was einen in den Tod bringt. Es führt zur Beschränkung unserer Bewusstheit und führt dann dazu, dass man zu allen möglichen Leiden kommt. Also, er erwähnt hier jetzt die besonders großen Vernarrtheiten, die mit dem Körper in Verbindung stehen, eben Partner, Partnerin, Ehefrau, Ehemann, Kinder – Kinder vielleicht noch mal ganz besonders schwierig, denn das sind natürlich dann „meine Kinder“. Und wehe der Vater kriegt irgendwann raus, „Es sind doch nicht meine Kinder.“ Was hat sich geändert in dem Moment? Eigentlich nichts und dennoch alles. Wenn man von Reinkarnation ausgeht und ihr erinnert euch, dieses eine Gedicht von Sankara, das ich schon erwähnt hatte, „Wieder wirst du geboren, wieder wirst du sterben, jeder Mensch, den du siehst, war schon mal deine Mutter, jeder Mensch, den du siehst, war schon mal dein Vater, jeden, den du siehst, war schon mal dein Kind, jeder war schon mal dein Bruder, jeder war schon mal deine Schwester, genug, genug. Wann hast du genug?“ Wir haben natürlich eher eine Neigung, nur diese Inkarnation zu sehen. Und natürlich, in dieser Inkarnation hat man eine besondere Verantwortung für die Kinder, die man in die Welt setzt und für Verwandte usw. Aber eine Verantwortung ist eine Sache, eine besondere Liebe gehört dazu, aber Vernarrtheit und Verhaftung ist eine andere Sache. Dort gilt es, darüber hinauszuwachsen.

55. Teil der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

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