Spiritualität, Jnana und Yoga helfen der ganzen Familie

“ Der erhabene Meister spricht: Du bist gesegnet. Du hast deine Pflichten erfüllt. Deine Familie wird durch dich geheiligt, indem du dich von den Fesseln der Unwissenheit befreist und zur absoluten Wirklichkeit werden willst. Dein Vater hat Söhne oder andere, die seine Schulden bezahlen können, aber kein anderer als er selber vermag ihn von den Fesseln des Geburtenkreislaufs zu befreien.“ (Viveka Chudamani 50. Vers)

Hier sagt Sankara, auch schon im Vers vorher: Es ist etwas Wichtiges, wenn man als spiritueller Aspirant spirituelle Praktiken macht. Manche Menschen lassen sich davon abhalten aus einem Gefühl von Verpflichtung, sagen zum Beispiel: solange meine Eltern pflegebedürftig sind, verzichte ich auf eigene Yogapraxis, kümmere mich einfach um sie. Oder: solange ich noch Kinder habe und mein Mann noch am Leben ist und solange noch dieses und jenes, werde ich nicht praktizieren. Oder die Verwandten werden da natürlich auch die richtigen Knöpfe drücken können: Du bist egoistisch. Jeden Tag nimmst du dir eine Stunde oder zwei Stunden und ich muss dafür alle Arbeit tun.

Hier sagt Sankara letztlich, wenn einer in der Familie spiritueller Aspirant ist und sehr ernsthaft ist und vorankommt, ist das ein Segen für alle. Ich habe es schon erlebt von einigen, die sich sehr intensiv auf die Yogapraxis eingelassen haben und deren Eltern dagegen waren – in den 80er Jahren waren Eltern sehr viel mehr dagegen als sie es heute sind – und wenn dann die Eltern auf dem Sterbebett gewesen sind, haben sie dann relativ häufig gesagt: Du hast das Richtige gemacht. Viele Eltern haben dann gerade gemerkt, dass das Kind, das spirituelle Praktiken macht, das gibt mir dann den Trost. So selten ist es auch nicht, so häufig auch nicht, aber so selten ist es eben nicht, dass, wenn einer in der Familie intensiv anfängt zu praktizieren, nach ein paar Jahren der eine oder andere folgt. Vielleicht nicht sofort, vielleicht nicht im ersten halben Jahr, aber im Laufe der Jahre schon. Manche denken etwas intensiver über spirituelle Sachen nach, selbst wenn sie nicht den gleichen spirituellen Weg gehen. Wenn Menschen dann in Krankheiten kommen, dann denken sie nicht an denjenigen in der Familie, der gesagt hat: Alles Leben ist Vergnügen und man soll das Leben genießen, es geht darum, reich, schön und Genussmensch zu sein. Die Zeit ist irgendwann vorbei. Und dann denken sie an die, die höhere Werte haben. Von daher sollte man kein schlechtes Gewissen haben, wenn man praktiziert. Was aber nicht heißt, dass man verantwortungslos sein soll. Gegenüber Kindern hat man selbstverständlich eine Verpflichtung und auch Partnerschaft führt einiges an Dingen und Aufgaben mit sich und sich um Eltern zu kümmern und sie zu pflegen, kann auch das sein, was einen auf dem spirituellen Weg voranschreiten lässt. Nur die spirituelle Praxis an sich und das spirituelle Fortschreiten ist das Wertvollste, was man mitgeben kann, auch das Wertvollste, was man seinen Kindern mitgeben kann und das Wertvollste, was man der ganzen Verwandtschaft mitgibt.

Dann sagt er aber auch und das ist dann das Nächste: Wir können aber nicht den Weg für unsere Verwandten gehen. Manchmal denkt man ja, Selbstverwirklichung ist das höchste Ziel. Mein Mann muss jetzt auch danach streben. Das sieht man dann als die Mission seines Lebens an, seinen Mann zur Verwirklichung zu führen. Ja, eigentlich ist er ja viel spiritueller als ich, so ganz im Tiefen. Wie oft höre ich das Menschen sagen. Und es ist ja auch gut. Aber im tiefen Inneren ist nicht jemand spiritueller als wir, sondern ganz im Tiefen sind wir alle gleich spirituell. Wir haben das gleiche Selbst, das gleiche Selbst ruft einen genau so. Dann suchen Menschen aber alle möglichen Tricks, um Partner zur Spiritualität zu führen. Wenn ihr das ein bisschen spielerisch macht, ist das auch gut. Ein einfacher Trick wäre es übrigens zu sagen, ich bräuchte mal von jemandem ein ehrliches Feedback. Wäre es möglich, dass du das mal machst? Ich gebe dir mal eine Yogastunde und du sagst mir nachher, was ich besser machen soll. Ich kenne ein paar Menschen, die so auf den Yogaweg geführt worden sind. Man tut so, als ob man die Hilfe des Anderen braucht und es ist ja durchaus üblich, wenn jemand eine Prüfung macht oder irgendwas, dass man die Meinung von jemand Anderem einholt.

Teil 47 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

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