Vairagya, Nichtanhaften, im Jnana Yoga

Vairagya ist der innere Abstand gegenüber den Dingen der Sinneserfahrungen, die vergänglich sind und gesehen, gehört oder sonst wie wahrgenommen werden, vom Körper bis zum Schöpfergott.“ (Viveka Chudamani von Sankaracharya)
Sankara hat ein paar Verse vorher noch mal Vairagya anders definiert, nämlich, „Gleichgültigkeit darüber, ob man in diesem Leben oder im Jenseits in den Genuss der Früchte für Mühen und getaner Arbeit kommt.“ Das halte ich noch mal für eine besonders schöne Definition. Also, nicht an den Früchten hängen, ist Vairagya. Also, wir können ein sehr engagiertes Leben führen und gerade Meister des ganzheitlichen Yogas, wie Swami Sivananda und Swami Vishnu-devanandadevAnanda, haben ja diesen engagierten Yoga auch gelehrt. Und hier wiederum kommt Patanjali ins Spiel, der ja sogar sagt, wir kommen deshalb in dieses Leben, zum einen, um Erfahrungen zu machen und zum anderen, um die Kräfte zu erfahren, also zum einen, verschiedenste Erfahrungen zu machen und zum anderen, die Kräfte zu erfahren, die in uns stecken und in der Prakriti. Patanjali hat ja durchaus so einen modernen Ansatz, es geht darum, sich zu entfalten, mehr zu tun und zu schauen, „Was steckt noch in mir drin?“ und das dort umzusetzen. Also, Patanjali ist das Gegenteil von, sich aus allem zurückziehen, „Ich will nicht diesen Stress im Beruf haben und Stress in der Familie, auch keinen Stress, ein Yogazentrum zu leiten. Ich mache drei Stunden am Tag ein bisschen irgendetwas, ansonsten lebe ich von Sozialhilfe, Erbschaft, von dem, was mein Mann nach Hause transportiert oder wie auch immer.“ Ich habe gestern jemanden mit starker Kaphastörung erlebt. Habt ihr das alles mitgekriegt die drei? Ich glaube, alle konnten irgendwo genial mit Vata-, Pitta- und Kaphaübersteuerung… Also, das ist nicht das, was das ganzheitliche Yoga lehrt, sich aus allem zurückzuziehen. Gut, ein reiner Jnana Yogi könnte das vielleicht auch machen.

74. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert