Vairagya als Quelle der Gelassenheit im Vedanta

Ein nächstes, was er dann aber sagt, ist, „Losgelöstheit, Vairagya ist der innere Abstand gegenüber den Dingen der Sinneserfahrung.“ Also, wir sind irgendwo gelöst. Man kann sagen, es gibt zwei Grade von Vairagya und das ist jetzt eine Temperamentfrage. Die eine Vairagya ist so weit, dass man so weit losgelöst ist, dass man nicht durch die ganzen Emotionen durchgeht. Und ich kannte auch jemanden, das war ein direkter Schüler von Swami Sivananda, das war so ein reiner Vedantin, ein Swami BrahmAnanda, und der war diese Art von Vedantin. Die Grundemotion von ihm war eine Heiterkeit bis zu einer Amüsiertheit. Ich weiß nicht, ob ihr das nachvollziehen könnt. Er war so ein Verstehender, der konnte alles verstehen und annehmen und er hat nie einen beurteilt oder erst recht nicht verurteilt, aber er war auch von nichts dort berührt. Ich habe ihn gekannt als er irgendwo, ich glaubt, Mitte 80 war er gewesen, aber er hat Vedantavorträge gegeben, er hat über Bhagavad Gita und das Nareshwari und noch eine andere Schrift dort gesprochen. Er hat jeden Morgen und Abend hat er mit uns dort dieses Nirwana Sharakam rezitiert, also die sechs Strophen zur Befreiung, die wir ja gestern auch rezitiert haben. Und er hatte auch schon diverse körperliche Gebrechen und hatte auch irgendwo körperliche Schmerzen gehabt, aber das hat ihm nichts ausgemacht. Manchmal tat es ihm dann irgendwie so weh, dass er irgendwo Assistenten brauchte, auf die er sich stützen musste und das hat ihn irgendwo amüsiert und er hat gesagt, „This body here can‘t walk anymore. Dieser Körper kann nicht mehr richtig laufen.“ und dann fing er an zu lachen und sagte, „This knee hurts.“, dann fing er an zu lachen, „Die Knie hier“ oder „This knee produces pain. Dieses Knie produziert Schmerzen.“ Aber er hat dort keine Schmerzen im Gesicht gehabt, sondern er fing dann an zu lachen. Oder wenn jemand ihm Liebeskummer erzählt hatte, auch das hat man ihm dann erzählt und da hat er dann gefragt, „Frag dich, wer hat Liebeskummer?“, wie ich es euch vorher erzählt hatte. Aber es war nicht so, dass er gesagt hätte, „Wie kommst du dazu, Liebeskummer zu haben, wo du doch ein Vedanta-Schüler bist und schon so viele Vorträge gehört hast?“ Er fand das irgendwo erheiternd. Nicht arrogant erheiternd. Er war auf seine Weise sehr bescheiden, aber dennoch stand er über den Dingen. Also das ist ein Grad von Vedanta. Aber es gibt diesen zweiten Grad von Vedanta und der ist einfacher. Man geht durch die Emotionen, man geht durch Höhen und Tiefen, man empfindet das und parallel, während man da durchgeht, hat man ein Vairagya und eine Viveka dahinter, wo man weiß, „Spielt auch keine allzu große Rolle. Ich bin es nicht wirklich.“ Und es ist jetzt auch nicht erheblich, „Ich muss nicht ständig gleichmütig sein.“, auch daran kann man hängen, an der Emotion des Gleichmuts. Selbst daran müssen wir nicht hängen. Wir müssen auch nicht an der Belohnung hängen, dass jedes Mal, wenn wir die Yogastunde machen, dass wir genauso toll uns fühlen. Und jede Meditation ist so großartig. Natürlich, noch weniger muss man an dem Thema der Yogastunde hängen. Da haben einige gestern Morgen irgendwo eine unfreiwillige Lektion bekommen. Ich hoffe, dass ihr nicht die gleiche Lektion wiederholt habt. Anscheinend hat gestern Morgen die fortgeschrittene Gruppe nicht die Mahavakyas gehabt. Und es ist ja dann auch gut, dass ihr es mir dann sagt. Aber wenn man so darauf ist und dann nachher noch Tage danach wettert, das wäre nicht gut. Ein bisschen enttäuscht zu sein, ist auch gut. Darüber zu lächeln, dass man sieht, „Mein Geist ist enttäuscht.“, ist auch gut. Es dann zu sagen, damit künftig die Sachen besser organisiert werden, ist auch gut. Denn angenommen, man würde nichts sagen, dann hätten vielleicht heute auch wieder mindestens eine Gruppe, eine ganz andere Yogastunde gehabt. Ich hoffe, ihr versteht, wie das Ganze gemeint ist mit diesem Vairagya.

Teil 76 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

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