Sinnesorgane aus der Sicht von Vedanta

„Ohren, Haut, Augen, Nase und Zunge sind die Sinnesorgane, weil sie Sinnesobjekte wahrnehmen. Die Stimme, Hände und Füße, Anus und Genitalien sind Tatorgane, weil sie für die Tätigkeiten gebraucht werden.“
Also, wie heißen die Sinnesorgane auf gut Sanskrit? Jnana Indriyas oder kurz Jnanendriyas. Jnana Indriyas, Organe des Wissens, der Erkenntnis, aber jetzt hier der relativen Erkenntnis und Jnana Indriyas, sagen die Meister so ein bisschen, damit die westlichen Aspiranten und auch indische Aspiranten, die Sanskrit nicht so gut kennen, das schneller wissen können. Eigentlich wird das zusammengeschrieben und dann wird aus „a“ und „i“ wird „e“ und deshalb Jnanendriyas und Karmendriyas. Aber um es zu vereinfachen wird meistens jetzt in den Büchern gesagt, Karma Indriyas und Jnana Indriyas. Und diese Sinne, die prägen, wie wir die Welt wahrnehmen. Das ist auch noch mal wichtig, gerade wenn wir auch überlegen, „Was ist wirklich, was ist unwirklich?“, wo Sankaracharya später nochmals darauf eingeht. Erst geht er hier auf AnAtmaAtmaViveka ein, die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst. Aber so, wie wir die Welt wahrnehmen, so ist sie ja nicht. Selbst vom physikalischen Standpunkt aus ist alles Schwingung und ein bestimmtes Spektrum vom Schwingung können wir sehen als Farben. Ein bestimmtes Spektrum von Schwingungen der Luft hören wir als Klänge. Bestimmte Partikel in der Luft – nicht alle Partikel, bestimmte Partikel – nehmen wir als Geruch wahr. Jetzt der Geschmack ist noch eine ganz lustige Geschichte. Geschmack ist so eine Verbindung, wird auf der Zunge wahrgenommen. Aber auf der Zunge werden nur wie viele Geschmäcker wahrgenommen? Man kann süß, salzig, sauer, bitter und, das hat man jetzt in letzter Zeit entdeckt, scharf wahrnehmen. In der Schule haben wir nur vier gelernt, aber man hat festgestellt, die deutschen Biologen haben ja nichts Scharfes gehabt früher, deshalb wusste man auch nicht, es gibt noch einen Sinn für Scharfes, aber das sind die fünf Geschmäcker, die die Zunge wahrnehmen kann. Und dann der Rest, was z.B. eine Kartoffel von einem Kohlrabi unterscheidet, ist nicht diese, sondern das riechen wir. Und dann zusätzlich noch die Textur hat auch noch Einfluss. Und dann aus diesem, was die Zunge gibt an Wahrnehmungen von diesen fünf plus die Textur, was dann Zunge und Gaumen und Wangen geben plus der Geruchssinn, das zusammen verschmilzt dann im Hirn als Geschmack. Schon eine komische Geschichte. Oder genauso auch Fühlen. Wir können heiß und kalt fühlen, wir können natürlich Berührung empfinden und wir können Schmerzen empfinden. Ich glaube, das sind im Wesentlichen die Empfindungen des Fühlsinns, der über die ganze Haut verteilt ist. Und so nehmen wir die Welt wahr in diesen fünf, man kann sagen, Dimensionen. Was anderes nehmen wir nicht wahr. Man kann zwar dann äußere Instrumente dort nehmen und mit denen können wir dann auch Dinge wahrnehmen, die außerhalb von unserem Spektrum liegen. Also, man kann Schwingungen, die wir nicht sehen können, können wir dann auf einem Computerbildschirm sichtbar machen oder man kann diese in Zahlen ausdrücken und dann irgendwo erfahrbar machen. Aber letztlich, diese Sinnesorgane, die sind das, was uns die Welt erfahren lässt. Wir können die Sinnesorgane verbessern, z.B. mit einer Brille. Man kann sie ausdehnen, z.B. mit einem Telefonhörer. Man kann sie täuschen, mit verschiedensten optischen Täuschungen und sie werden ja auch immer wieder getäuscht und die Sinne sind ja auch nicht zuverlässig, aber so nehmen wir die Welt wahr. Das kann uns auch wieder helfen, uns davon zu lösen. Unsere Sinnesorgane sind letztlich wie, angenommen, wir hätten ein Raumschiff, mit dem wir durch die Welt fliegen und dann gibt es irgendwo so ein paar Gucklöcher und da kann man die Welt irgendwie wahrnehmen und ein paar Instrumente und damit sieht man, was da draußen vorgeht. So sind wir hier mit unserem Weltraumschiff und nehmen so ein bisschen was wahr. Das ist das eine, das Wahrnehmen.

60. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

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