Erleuchtung und Selbstverwirklichung für alle?

Frage: „Was passiert, wenn alle verwirklicht sind?“ Als Antwort: Ich habe jetzt mal eine Frage an euch. Ihr wart vielleicht schon mal am Meer gewesen und da habt ihr gesehen, wie die Wellen an den Strand gekommen sind. Habt ihr das gesehen? Habt ihr schon mal gefragt, „Was passiert, wenn alle Wellen an den Strand gekommen sind?“ Habt ihr euch die Frage schon mal gestellt? Die Welle kommt und dann kommt sie an den Strand und danach ist die Welle weg. Es gibt sie nicht mehr. Wenn man jetzt lange genug wartet, müssten alle Wellen den Strand erreichen, oder? Und wenn alle Wellen den Strand erreicht haben, dann dürfte es keine Wellen mehr geben. Vielleicht müsste dann sogar alles Wasser weg sein, denn die Wellen haben ja Wasser und solange es Wasser gibt, gibt es Wellen und wenn jetzt alle Wellen am Strand angekommen sind, dann gibt es kein Meer mehr und gibt es keine Wellen mehr. Ist die gleiche Logik, wie wenn man sagen würde, „Wenn alle Seelen die Selbstverwirklichung erreicht haben…“ Denn, wir müssen eben wiederum verstehen, es ist nicht so, dass es jetzt eine begrenzte Anzahl von Einzelseelen gibt, sondern es gibt nur eine einzige Seele und die ist Brahman. Und diese eine einzige Seele, die spiegelt sich in jedem Upadhi, also in jedem Körper-Geist-Kontinuum und letztlich in jedem eigenständig begrenzten Teil des Universums. Und jedes Mal, wenn es ein neues, begrenztes Teil gibt, spiegelt sich dann Brahman dort und dann gibt es irgendwo so eine Einzelseele und die wiederum will zurückkehren zu Brahman. Also in jedem Moment entstehen neue widergespiegelte Seelen und das ist ein endloses Stück. Weshalb es auch niemals sein kann, dass alle Seelen erlöst sind und es dann keine Seele mehr gibt. Denn ständig entsteht eine neue Welle, einfach, weil ein bisschen Wind ist, entsteht eine Welle. Und die Welle strebt dann wieder zum Strand hin und dann überschlägt sie sich und ist weg, aber es gibt keinen Mangel an Nachschub für Wellen.

129. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

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