Bindung führt zum Leiden – strebe mit Yoga nach Befreiung

„Gebunden an die fünf Sinnesobjekte, wie Töne und Laute, gehen das Reh, der Elefant, die Motte, der Fisch und die Biene diese fünf nur wegen ihres eigenen Sinnesobjektes in den Tod. Und was wird mit dem Menschen, der allen fünf Sinnesobjekten unterworfen ist.“ (Viveka Chudamani von Sankaracharya, das Kleinod der Unterscheidung 76. Vers).
Da gibt es jeweils so Geschichten, die der Leser von Sankaras Zeit im Kopf hat, die z.B. in der Avadhuta Gita beschrieben werden. Da gibt es das Reh. Also, für das Reh ist es der Ton, es fällt auf den melodiösen Lockruf des Jägers herein. Das war im alten Indien so eine Weise, wie Jäger gejagt haben. Sie haben den Ruf eines Rehs dort wiederholt. Die konnten sowohl den Ruf eines weiblichen Rehs, als auch eines männlichen Rehs wiederholen und dann sind die gegengeschlechtlichen Rehe dann hingekommen und dann wurde das Reh mit Pfeil und Bogen erledigt. Also, Verhaftung an den Hörsinn kann ins Verderben führen. Dann der Elefant sucht Berührung mit dem Weibchen, dass an einem Baum angebunden ist. Also, so wurden Elefanten im alten Indien gejagt. Da wurde ein Elefant genommen und dieser wurde dann angebunden und dann kam der andere Elefant, der hat es zuerst gesehen, aber nachher wollte er dann das Elefantenweibchen oder das Weibchen das Männchen auch berühren und wenn die dann so in liebevoller Berührung waren, kamen dann die Menschen und haben Ketten an die Beine angelegt. War keine ungefährliche Weise, aber so wurden anscheinend früher Elefanten gejagt. Oder Motten sehen Licht und fliegen geradewegs in die Flamme hinein, also Sehsinn. Das erleben wir hier auch manchmal im Sivananda-Saal, da haben wir ja diese Lampen und wenn ihr ab und zu mal was riecht, dann wisst ihr, da ist wieder eine Motte oder eine Fliege in eine dieser Lampen hineingegangen. Der Fisch ist der Geschmackssinn. Sie wollen unbedingt den Regenwurm fressen und landen am Angelhaken. Und die Bienen sammeln Honig, vom Blütenduft angelockt und werden dann vom Züchter oder vom Imker beraubt. Oder eigentlich bezieht es sich auf etwas anderes, denn in der Avadhuta Gita, eine Biene, spät am Abend, will eigentlich zurück in den Bienenstock fliegen und dann riecht sie noch eine ganz besonders gute Blüte. Sie geht dort hin und die Blüte verschließt sich, wie es ja manche Blüten machen. Die Biene ist also gefangen in der Blüte, ein Elefant kommt und zertritt die Blüte und mit der Blüte die Biene gleich mit. Also, in der Avadhuta Gita erzählt der Dattatreya von seinen 24 Gurus und fünf davon greift Sankaracharya hier auf. Also, Tiere haften an einem Sinn und der Mensch haftet an allen fünf Sinnen. Und jeder der fünf Sinne kann uns ins Verderben führen. Natürlich, jeder dieser fünf Sinne kann einen auch an Gott erinnern, aber jeder der fünf Sinne, wenn wir daran verhaftet sind, kann einen auch ins Verderben führen. Die Sinnesobjekte zu genießen und dankbar dafür zu sein, ist eine Sache. Daran verhaftet zu sein und uns von diesem Sinnesobjekt dann ins Verderben führen zu lassen, ist eine andere Weise.
„Die Biene macht ihre Arbeit.“ Natürlich, alle Tiere brauchen ihre Sinne und der Mensch braucht auch alle fünf Sinne. Deshalb haben wir sie ja, sonst hätten wir ja nicht diese Sinnesorgane bekommen. Das Problem ist nur, wenn man daran verhaftet ist. Natürlich, die Tiere haben keine Wahl. Aber eine Biene, angenommen, sie wäre mit Vernunft ausgestattet, dann hätte vielleicht gerade diese Biene gesagt, „Ja, es wird langsam dunkel. Ich weiß, diese Art von Blüte wird abends wieder zugehen und deshalb sollte ich jetzt nicht mich in Gefahr begeben und dann dort in diese Blüte hineingehen. Besser, ich komme morgen wieder.“ Aber Menschen sind vernunftmäßig ausgestattet und man macht das trotzdem. Könnt ihr euch mal überlegen, vielleicht seid ihr alle mit großer Vernunft ausgestattet und macht so was niemals. Aber der ein oder andere weiß, wenn er das und das isst, dann wird es die und die Wirkung haben und isst es trotzdem. Ich weiß nicht, ob ihr das noch nachvollziehen könnt oder ob ihr an jemanden denken könnt, bei dem es so geht. Oder man hört etwas, z.B. eine Kritik, man weiß, eigentlich wäre es klüger, nichts zu machen, trotzdem reagiert man auf das, was man hört.

Teil 53 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

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