Sankara trifft den Vedanta Meister Gaudapada

Es gibt ein schönes Gedicht von ihm, in dem er sagt: So oft bist du schon geboren worden, so oft bist du schon gestorben. Jeder, den du triffst, war schon mal deine Mutter, jeder, den du triffst, war schon mal dein Vater, jeder, den du triffst, war schon mal dein Bruder und deine Schwester. Genug, genug, wann hast du endlich genug, die gleichen Menschen in unterschiedlichen Konstellationen immer wieder zu treffen? Triff ihre wahre Natur, ihr wahres Selbst. Erfahre dich als das Selbst von allem.

Gut, das war ein Aspekt war. … Bei einem anderen Aspekt kam Sankara dann tatsächlich später, als seine Mutter auf dem Sterbebett lag und er unterrichtete sie nochmals in Vedanta, er führte sie in tiefe Meditation und auch sie erreichte Nirvikalpa Samadhi, bevor sie starb. Sankara ging jetzt erst Mal auf Wanderschaft, er suchte einen Lehrer. Als erstes kam er zu einem Lehrer namens Gaudapada. Gaudapada fragte ihn: Wer bist du? Woher kommst du? Wohin gehst du? Was willst du? Sankara antwortete mit einer Hymne, die später auch berühmt wurde. Er sagte: Oh großer Meister, du fragst mich, woher komme ich. Oh großer Meister, um das zu erfahren, bin ich zu dir gekommen. Dieser Körper kommt aus dem und dem Dorf an dem und dem See. Aber woher ich wirklich komme, oh großer Meister, das weiß ich nicht. Ich bin zu dir gekommen, um herauszufinden, woher ich eigentlich wirklich komme. Du fragst mich, wer ich bin. Oh Meister, ich will diese Frage erfahren. Ich will herausfinden, wer ich bin. Auf der physischen Ebene hat dieser Körper den Namen Sankara bekommen. Auf der physischen Ebene hatte ich Eltern und die heißen sowieso. Auf einer physischen Ebene stamme ich aus dieser oder jener sozialen Schicht und Familie. Aber ich weiß, ich bin nicht dieser Körper, ich bin nicht diese soziale Schicht. Ich bin weder Mann noch Frau. Ich habe die Schriften studiert und ich weiß, was ich nicht bin. Ich weiß sogar intellektuell, was die Schriften sagen, wer ich bin. Aber um ehrlich zu sein: ich weiß es nicht. Ich bin hierher gekommen, um herauszufinden: Wer bin ich? Du fragst mich, wohin ich gehe. Oh Meister, ich weiß nicht, wohin ich gehe. Sogar auf der physischen Ebene will ich einfach zu meinem Meister. Aber auf einer höheren Ebene? Wohin gehe ich wirklich? Das herauszufinden, dazu bin ich zu dir gekommen. Du fragst mich, was ich will. Oh Meister, ich kann es nicht formulieren, was ich will. Ich weiß nur, was ich nicht will. Ich weiß, dass ich nicht Vergnügen suche. Ich weiß, ich suche keine Anerkennung oder Geld. Ich habe so viel gesehen, obgleich ich so jung bin. Aber ich habe in meinem Dorf, wo ich war, erkannt, dass dort so viele Menschen sind, so viele unterschiedliche Lebensumstände und niemand ist wirklich zufrieden. Die Armen beneiden die Reichen, die Reichen beneiden die noch Reicheren, während die ganz Reichen die Adligen beneiden oder die Kshatriyas. Die wiederum beneiden den König des Landes und ich habe mir sagen lassen, der König ist todunglücklich. Ich habe Menschen gesehen, die kinderlos sind und sie beneiden die, die Kinder haben. Die, die wenige Kinder haben, beneiden die, die mittelviele Kinder haben. Die, die mittelviele Kinder haben, beneiden die, die sehr viele Kinder haben und die, die sehr viele Kinder haben, sind todunglücklich. So erzählte er noch ein bisschen weiter und sagte dann: Daher weiß ich, ich will etwas Höheres. Es heißt, Glück ist zu erfahren, wenn man seine wahre Natur erfährt. Glück ist zu erfahren, wenn man das erfährt, was wirklich ist. Oh Meister, aber ich weiß nicht, was wirklich ist. Ich weiß nicht, wer ich wirklich bin. Bitte lehre mich, das zu erfahren, dessen Erfahrung wirklich dauerhafte Zufriedenheit bringt.

Als Gaudapada das hörte, wusste er, dass das nicht einfach Worte waren. Worte können wir alle formulieren. In früheren Zeiten war ich oft, wenn Gäste angereist sind, vorne an der Rezeption. Im Westerwald habe ich sie auch oft empfangen, ein paar Worte gewechselt. Manchmal habe ich auch gefragt: Woher kommst du? Was willst du hier? Was denkst du, wohin dich das führt? Da war es zwar selten, dass jemand mir solche Antworten gegeben hat. Es gab aber auch mal irgendjemanden, der das mal so gesagt hat. Einfach nur Worte formulieren, ist einfach. Gaudapada erkannte, dass das nicht nur Worte waren. Das war tiefste Sehnsucht. Dann sagte er: Weißt du Sankara, ich bin schon alt. Ich habe einen Schüler, der heißt Govinda, Govindashaya. Geh zu ihm, er wird dich lehren können.

Teil 11 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

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