Sinn von Sadhana, von Vedanta Praxis

Frage: „Warum soll ich mich verwirklichen, wenn ich schon verwirklicht bin?“ Letztlich um sich zu befreien aus dem Leiden, um sich zu befreien aus der Begrenztheit der Erfahrung, um sich zu befreien aus allen Arten von Problemen. Tief im Inneren wissen wir, „Ich bin das unsterbliche Selbst. Ich bin Satchidananda. Ich bin ewiges Sein, ewige Freude, Unendlichkeit.“ Und auf die Dauer macht uns das nicht mehr zufrieden. Und vor allen Dingen, wenn wir einmal von dieser Weite gehört haben und sie uns etwas sagt, dann, alles Begrenzte ist nicht mehr ausreichend. Das ist so ähnlich, angenommen, jemand ist im Gefängnis aufgewachsen. In früheren Zeiten war durchaus, wenn die Mutter im Gefängnis aufgewachsen ist, das Kind, das sie hatte, ist auch im Gefängnis aufgewachsen und das Kind kennt nichts anderes als das Gefängnis und angenommen, die Mutter erzählt dem Kind nie was von der Welt außerhalb vom Gefängnis, weil sie dem Kind nicht irgendwo ein schlechtes Gefühl geben will, so sind die alle so ganz zufrieden im Gefängnis. Und dann eines Tages hört das Kind oder der Jugendliche hört, es gibt eine Welt außerhalb dieser Gefängnismauern und die ist großartig und schön. Und vielleicht spricht der Junge mal mit einem Wärter und der sagt, „Ja, ich lass dich mal mit rausgehen.“ Ist der anschließend zufrieden im Gefängnis? Selbst wenn er weiß, im Gefängnis und außerhalb des Gefängnisses, „Ich bin weiter ein Mensch. Ändert sich nichts, ob ich jetzt im Gefängnis bin oder außerhalb vom Gefängnis. Ich bin immer noch der Gleiche.“ Dennoch, er wird die Sehnsucht haben, tatsächlich aus dem Gefängnis herauszukommen. Und so ähnlich auch wir. Auf der einen Seite, ob wir jetzt hier in der Bindung sind oder nicht, wir bleiben stets der Gleiche und wir bleiben Brahman. Letztlich, wir erreichen nichts mit der Verwirklichung. Es ist nicht etwas, das wir jetzt irgendwo noch eine Million Einheiten Verwirklichung einsacken wollen, sondern wir sind das unsterbliche Selbst, wir waren es, wir sind es und wir werden es immer sein, nur wir können es bis jetzt noch nicht voll erfahren und verwirklichen und irgendwo wissen wir, es reicht nicht aus. Oder auch wie dieser Schusterjunge in Südindien, wo er weiß, „Ich bin der Erbe des reichsten Mannes Nordindiens.“ Und er ist jetzt momentan in Südindien und weiß nicht, wie er am nächsten Tag was zu Essen kriegt. Er weiß zwar, „Wenn ich jetzt nach Nordindien gehe und dann mein Erbe antrete, dann bin ich niemand anderes als jetzt. Ich bin jetzt reich und dann bin ich auch reich. Nur jetzt kann ich mit meinem Reichtum nichts anfangen.“ Ich bin jetzt das unsterbliche Selbst und nach der Verwirklichung bin ich immer noch das unsterbliche Selbst. Der Unterschied ist, jetzt weiß ich damit vielleicht noch nicht soviel anzufangen. Ich sage, ich bin das unsterbliche Selbst, aber wehe zum Abendessen gibt es nicht das richtige Essen. Oder wehe, wenn es das richtige Essen gibt, das Dessert ist aus, wenn ich dann am Ende der Schlange bin. Oder wehe, wenn ich nach Hause komme und mein Partner hat die Möbel umgestellt. Da kann man sehen, wir sehr man die Verwirklichung von Aham Brahmasmi tatsächlich hat.

130. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

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