Archiv für den Monat: Mai 2013

Jnana Yoga Übungen und Vedanta

KrishnanandaSwamiJnana Yoga ist der Yoga des Wissens. Jnana heißt Wissen, Yoga heißt Vereinigung, Verbindung, Einheit. Yoga heißt auch spirituelle Praxis. Jnana Yoga ist die spirituelle Praxis, um durch rechte Erkenntnis zur Einheit zu finden. Jnana Yoga beruht auf der Vedanta Philosophie. Vedanta ist die Philosophie des Absoluten, die Philosophie der Einheit. Jnana Yoga ist die spirituelle Praxis, welche aus Vedanta gelebter Erfahrung macht. Was heißt Jnana Yoga genau? Darum geht es in diesem Jnana Yoga Blog. Ich hoffe, du bekommst viele Anregungen für deine eigene Praxis. Du findest Jnana Yoga Übungen, die dir zu tiefen Erkenntnissen verhelfen. Besuche diesen Jnana Yoga Blog regelmäßig – es lohnt sich. Denn was gibt es lohnenderes, als deine wahre Natur zu erkennen? Und um die Erkenntnis deiner wahren Natur geht es hier in diesem Jnana Yoga Blog.

Wo gibt es Erleuchtete, verwirklichte Gurus?

Ist das Konzept der Verwirklichung etwas Abstraktes oder gibt es tatsächlich Leute, die das verwirklicht haben? Gibt es hier in Deutschland auch Verwirklichte oder geht das nur in Indien, vielleicht nur in einer bestimmten Region Indiens, vielleicht nur im Himalaja?“ Es gibt auch in Deutschland Verwirklichte, klar.
„Wie sieht ein Verwirklichter aus?“ Das kann ich klar sagen. Ein Verwirklichter hat typischerweise, also die meisten Verwirklichten haben zwei Beine, zwei Arme, eine Nase, zwei Augen. Solange sie jung sind, haben sie auch noch Haare. Es gibt auch mal den einarmigen oder einbeinigen Verwirklichten, aber die Mehrheit sieht so aus, wie alle anderen auch. Woran kann man es aber erkennen? Letztlich, man kann es an der Handlung erkennen und letztlich in der Bhagavad Gita wird es ja so beschrieben. Wer also in verschiedensten Situationen irgendwo gleichmütig bleibt. Für wen Gold und ein Stück Lehm das Gleiche ist. Wer allen gegenüber im Geist der Liebe begegnet. So können wir sie letztlich sehen und solche Menschen gibt es. Die gibt es auch in Deutschland. Die rennen jetzt typischerweise nicht posaunend durch die Gegend, wobei es auch solche gibt, die es auch sagen. Wenn sie gefragt werden, „Hast du die Verwirklichung erreicht.“, dann sagen sie „Ja, ich habe sie erreicht und du auch.“ Solche gibt es. Die Mehrheit der Verwirklichten hält das eher, im Amerikanischen sagt man „lo qui“, also die sprechen da nicht so groß. Deshalb, die Mehrheit der Verwirklichten, von denen weiß man noch nicht mal etwas. Aber es kann sein, dass in eurer direkten Umgebung so ein Verwirklichter ist. Das könnt ihr vielleicht an seiner Liebe und seinem Gleichmut erkennen und dass ihn größere Katastrophen nicht wirklich erschüttern und größere Glücksfälle auch nicht.

131. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Sinn von Sadhana, von Vedanta Praxis

Frage: „Warum soll ich mich verwirklichen, wenn ich schon verwirklicht bin?“ Letztlich um sich zu befreien aus dem Leiden, um sich zu befreien aus der Begrenztheit der Erfahrung, um sich zu befreien aus allen Arten von Problemen. Tief im Inneren wissen wir, „Ich bin das unsterbliche Selbst. Ich bin Satchidananda. Ich bin ewiges Sein, ewige Freude, Unendlichkeit.“ Und auf die Dauer macht uns das nicht mehr zufrieden. Und vor allen Dingen, wenn wir einmal von dieser Weite gehört haben und sie uns etwas sagt, dann, alles Begrenzte ist nicht mehr ausreichend. Das ist so ähnlich, angenommen, jemand ist im Gefängnis aufgewachsen. In früheren Zeiten war durchaus, wenn die Mutter im Gefängnis aufgewachsen ist, das Kind, das sie hatte, ist auch im Gefängnis aufgewachsen und das Kind kennt nichts anderes als das Gefängnis und angenommen, die Mutter erzählt dem Kind nie was von der Welt außerhalb vom Gefängnis, weil sie dem Kind nicht irgendwo ein schlechtes Gefühl geben will, so sind die alle so ganz zufrieden im Gefängnis. Und dann eines Tages hört das Kind oder der Jugendliche hört, es gibt eine Welt außerhalb dieser Gefängnismauern und die ist großartig und schön. Und vielleicht spricht der Junge mal mit einem Wärter und der sagt, „Ja, ich lass dich mal mit rausgehen.“ Ist der anschließend zufrieden im Gefängnis? Selbst wenn er weiß, im Gefängnis und außerhalb des Gefängnisses, „Ich bin weiter ein Mensch. Ändert sich nichts, ob ich jetzt im Gefängnis bin oder außerhalb vom Gefängnis. Ich bin immer noch der Gleiche.“ Dennoch, er wird die Sehnsucht haben, tatsächlich aus dem Gefängnis herauszukommen. Und so ähnlich auch wir. Auf der einen Seite, ob wir jetzt hier in der Bindung sind oder nicht, wir bleiben stets der Gleiche und wir bleiben Brahman. Letztlich, wir erreichen nichts mit der Verwirklichung. Es ist nicht etwas, das wir jetzt irgendwo noch eine Million Einheiten Verwirklichung einsacken wollen, sondern wir sind das unsterbliche Selbst, wir waren es, wir sind es und wir werden es immer sein, nur wir können es bis jetzt noch nicht voll erfahren und verwirklichen und irgendwo wissen wir, es reicht nicht aus. Oder auch wie dieser Schusterjunge in Südindien, wo er weiß, „Ich bin der Erbe des reichsten Mannes Nordindiens.“ Und er ist jetzt momentan in Südindien und weiß nicht, wie er am nächsten Tag was zu Essen kriegt. Er weiß zwar, „Wenn ich jetzt nach Nordindien gehe und dann mein Erbe antrete, dann bin ich niemand anderes als jetzt. Ich bin jetzt reich und dann bin ich auch reich. Nur jetzt kann ich mit meinem Reichtum nichts anfangen.“ Ich bin jetzt das unsterbliche Selbst und nach der Verwirklichung bin ich immer noch das unsterbliche Selbst. Der Unterschied ist, jetzt weiß ich damit vielleicht noch nicht soviel anzufangen. Ich sage, ich bin das unsterbliche Selbst, aber wehe zum Abendessen gibt es nicht das richtige Essen. Oder wehe, wenn es das richtige Essen gibt, das Dessert ist aus, wenn ich dann am Ende der Schlange bin. Oder wehe, wenn ich nach Hause komme und mein Partner hat die Möbel umgestellt. Da kann man sehen, wir sehr man die Verwirklichung von Aham Brahmasmi tatsächlich hat.

130. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Erleuchtung und Selbstverwirklichung für alle?

Frage: „Was passiert, wenn alle verwirklicht sind?“ Als Antwort: Ich habe jetzt mal eine Frage an euch. Ihr wart vielleicht schon mal am Meer gewesen und da habt ihr gesehen, wie die Wellen an den Strand gekommen sind. Habt ihr das gesehen? Habt ihr schon mal gefragt, „Was passiert, wenn alle Wellen an den Strand gekommen sind?“ Habt ihr euch die Frage schon mal gestellt? Die Welle kommt und dann kommt sie an den Strand und danach ist die Welle weg. Es gibt sie nicht mehr. Wenn man jetzt lange genug wartet, müssten alle Wellen den Strand erreichen, oder? Und wenn alle Wellen den Strand erreicht haben, dann dürfte es keine Wellen mehr geben. Vielleicht müsste dann sogar alles Wasser weg sein, denn die Wellen haben ja Wasser und solange es Wasser gibt, gibt es Wellen und wenn jetzt alle Wellen am Strand angekommen sind, dann gibt es kein Meer mehr und gibt es keine Wellen mehr. Ist die gleiche Logik, wie wenn man sagen würde, „Wenn alle Seelen die Selbstverwirklichung erreicht haben…“ Denn, wir müssen eben wiederum verstehen, es ist nicht so, dass es jetzt eine begrenzte Anzahl von Einzelseelen gibt, sondern es gibt nur eine einzige Seele und die ist Brahman. Und diese eine einzige Seele, die spiegelt sich in jedem Upadhi, also in jedem Körper-Geist-Kontinuum und letztlich in jedem eigenständig begrenzten Teil des Universums. Und jedes Mal, wenn es ein neues, begrenztes Teil gibt, spiegelt sich dann Brahman dort und dann gibt es irgendwo so eine Einzelseele und die wiederum will zurückkehren zu Brahman. Also in jedem Moment entstehen neue widergespiegelte Seelen und das ist ein endloses Stück. Weshalb es auch niemals sein kann, dass alle Seelen erlöst sind und es dann keine Seele mehr gibt. Denn ständig entsteht eine neue Welle, einfach, weil ein bisschen Wind ist, entsteht eine Welle. Und die Welle strebt dann wieder zum Strand hin und dann überschlägt sie sich und ist weg, aber es gibt keinen Mangel an Nachschub für Wellen.

129. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Der Atman, das wahre Ich, ist nicht der Handelnde

„Gib unverzüglich die fixe Idee auf, das Ich und der Täter zu sein. Diese, mit einem schwachen Widerschein der Seele verbundene Denkweise beraubt dich der Verwurzelung im Selbst. Aus der Verwechslung des begrenzten Ichs mit dem Selbst, widerfährt dir als Verkörperung des Glücks und des inneren Bewusstseins, die Seelenwanderung mit viel Leid, Geburt, Alter und Tod. (Sankaracharya im Viveka Chudamani „Kronjuwel der Unterscheidung“, Vers 305)

Und jetzt die Frage dazu? Den Beobachter löschen, das geht nicht. Man kann das Selbst nicht löschen. Man kann auch das Selbst nicht loslassen, man ist das Selbst.„Man ist doch der Beobachter und das Beobachtete?“ Ja und nein. Ja, auf die Weise, weil alles Brahman ist. Aber das Beobachtete ist jetzt nicht wirklich – also, du kannst jetzt nicht Brahman beobachten, du kannst nur Brahman sein. Was du beobachtest ist eine Täuschung, das ist nicht wirklich Brahman.
Du kannst höchstens die Notwendigkeit des Beobachtens loslassen, aber du kannst nicht den Beobachter loslassen. Genauso wenig wie, ich lasse jetzt mal mein Selbst los. Ich verzichte auf mein Selbst. Macht das Sinn? Oder so ähnlich, ich sage jetzt, ich identifiziere mich mit dem Hemd und sage, ich lasse jetzt mal meinen Körper los und dann bin ich das Hemd uns spaziere durch die Gegend. Macht das Sinn?
„Mit dem Prozess des Beobachtens, aber nicht mit dem Beobachter.“ Der, der beobachtet, das bist du. Und du kannst dich nicht selbst loslassen. „Ich„, im Sinne von Bewusstsein, ja. „Ich„, im Sinne von Einzelperson, nein. Aber wenn wir wirklich von „Ich“ sprechen und ganz tief das „Ich“ meinen, dann ist es das Selbst. Das „kleine Ich“, wie man so schön sagt, die Widerspiegelung, wie es der Sankara hier sagt, der schwache Widerschein der Seele. Dann identifizieren wir uns und denken, „Ich bin diese Persönlichkeit.“ Das führt uns in Probleme.
„Auf der physischen Ebene, ich bin dein Diener.“ Es ist immer eine Frage letztlich des Standpunktes. Von einem höheren Standpunkt sagt Jesus, „Ich und mein Vater sind eins.“ Oder Paulus sagt, „Nicht ich bin, sondern Gott ist in mir.“ Oder Jesus sagt, „Das Königreich Gottes ist inwendig in euch.“ Alles diese nichtdualen Aussagen. Oder als Moses den Dornbusch fragt, „Wer bist du?“, dann antwortet der, „Ich bin, der ich bin.“ Oder in einer anderen Übersetzungsweise, „Ich bin, der ich sein werde.“ Und erst später dann fragt Moses, „Wie soll ich Dich dann gegenüber den anderen nennen. Wenn ich einfach sage, Ich bin, der ich bin, hat mich geschickt oder ich bin, der ich sein werde, hat mich geschickt, das geht nicht.“ Dann hat er gesagt, „O.k., ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat.“ Und damit ist eine dualistische Betrachtungsweise da. Und für die praktischen Zwecke machen wir so eine Art Dualität in diesem Spiel. Und wenn wir sagen, „Ich diene Gott.“, dann machen wir tatsächlich eine Dualität. Gott ist der eine und ich bin ein anderer und ich diene jetzt Gott. Aber tief im Hintergrund wissen wir, Gott und ich sind eins. Und letztlich, wenn ich Gott diene, diene ich letztlich meinem höheren Selbst oder meinem wahren Selbst und damit mir. Der Weg geht über die Dualität zur Nondualität.

128. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.