Archiv für den Monat: Februar 2012

Sei weise und entwickle die Eigenschaften eines Yogi

„Weise und inspiriert ist ein Mensch, der geschickt im Abwägen von Pro und Kontra ist. Wer die genannten Eigenschaften besitzt, der erfüllt die Voraussetzungen zur Selbsterkenntnis.“ (Viveka Chudamani von Sankara, Vers 16)
Der 17. Vers wiederum gilt als besonders wichtig, da beschreibt er die Sadhana-Chatushtaya, die vier Eigenschaften – Chatushtaya, die Vierheit – für den spirituellen Weg, Sadhana.
Sankara schreibt:
„Als geeignet für die Suche nach der absoluten Wirklichkeit gilt, wer zwischen Wirklichem und Unwirklichem unterscheiden kann (Viveka), wer Losgelöstheit besitzt (Vairagya), wer die sechs Tugenden der Gleichmut besitzt, das ist Shatsampat oder hier Samadhi Shadkam genannt und wer sich nach Erlösung sehnt (Mumukshutwa).“ (Viveka Chudamani, Vers 17)
Also Viveka. Viveka, die Unterscheidungskraft. Vairagya, ein sehr schwer zu übersetzendes Wort. Der Sankara wird es gleich definieren, aber es wird meistens als Losgelöstheit bezeichnet oder Entsagung oder Nichtanhaften oder Verhaftungslosigkeit. Shatsampat, die sechs edlen Tugenden der Gleichmut. Und Mumukshutwa, der intensive Wunsch nach Befreiung. Swami Vishnu-devananda hat gerne gesagt, wenn man überprüfen will, ob man auf dem spirituellen Weg Fortschritte macht, dann sollte man schauen, ist man in diesen vier Eigenschaften gewachsen. Es ist nicht, wie fortgeschritten man in den Asanas ist. Also, ob man jetzt den Skorpion beherrscht oder nicht, das besagt nicht, ob man auf dem spirituellen vorangeschritten ist. Auch nicht, wie viel Minuten man die Luft anhalten kann in Kapalabhati, wie viel Stunden man meditieren kann, auch nicht, welchen Teil der Wirbelsäule man spürt, auch nicht, wie viele Bilder man in der Meditation sieht, auch nicht, wie laut die inneren Anahata-Klänge sind. All das besagt nicht, wie weit wir auf dem spirituellen Weg sind. Aber wir können sehen, sind wir in diesen vieren gewachsen. Und das kann man sich öfters fragen. So vielleicht alle halbe Jahre kann man mal schauen, „Wie ist es mit meinem Viveka? Wie ist es mit meinem Vairagya? Wie ist es mit meinem Shatsampat? Wie ist es mit meinem Mumukshutwa? Habe ich dort Fortschritte gemacht oder Rückschritte oder bin ich gleich geblieben?“ Shatsampat, die sechs edlen Tugenden der Gleichmut.

66. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Wer erreicht Vollkommenheit im Yoga?

„Vollendung kann nur erhoffen, wer die Voraussetzungen im Wesentlichen erfüllt. Ort und Zeit sind lediglich Begleitumstände.“ (Viveka Chudamani Vers 14, von Sankara)
Also, wenn wir zum Höchsten kommen wollen, dann brauchen wir bestimmte Voraussetzungen. So ähnlich, wenn ihr diese 9-tägige-Weiterbildung mitmachen wolltet, brauchtet ihr auch eine Voraussetzung. Welche nämlich? Abgeschlossene Yogalehrerausbildung. Natürlich, es braucht noch mehr. Ihr braucht einen menschlichen Körper. Eigentlich nicht. Wir wissen ja nicht, wie viele hier noch zuhören, ohne im menschlichen Körper zu sein. In einem anderen Seminar wird gerade über Karma und Reinkarnation gesprochen. Aber es gibt noch andere Voraussetzungen. Aber ähnlich auch, um die Wahrheit zu erfahren, braucht es auch bestimmte Voraussetzungen. Ort und Zeit ist jetzt nicht ganz so erheblich.
„Wer das Wesen des Selbst zu erkennen wünscht, muss deshalb nachdenken, forschen und abwägen, nachdem er einen von Barmherzigkeit erfüllten Meister aufgesucht hat, den Höchsten unter den Kennern der absoluten Wirklichkeit.“

Teil 65 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Wahrheit wird erlangt durch intensives Nachdenken

„Sicherheit in Bezug auf Wahrheit erlangt man durch intensives Nachdenken und aus den Lehren des Meisters, nicht durch Baden in heiligen Wassern, nicht durch Almosen geben und nicht durch Hunderte von Pranayamas.“ (Viveka Chudamani von Sankaracharya Vers 13)
Also hier der Jnana-Yoga-Ansatz, der Ansatz, der sagt, wir kommen zur höchsten Wahrheit durch intensives Nachdenken, Analyse, eben durch Viveka. Es ist ja Viveka-Chudamani der Text. Und nicht irgendwie nachdenken, sondern wir lesen die Schriften und wir hören die Interpretationen eines Meisters, wir denken darüber nach und es wird mehr als zu einer intellektuellen Beschäftigung, es kommt zu einer tiefen Verwirklichung. Und nicht durch Rituale allein. Gut, Baden in heiligen Flüssen, ich vermute, das ist jetzt weniger das, was ihr typischerweise macht. Wir haben zwar hier nebendran die Werre und letztlich Ricky, das ist der Hund von mir, der versucht da auch öfters drin zu baden, meistens kommt er sehr schlammig dann raus, aber damit hat er bisher noch nicht die Selbstverwirklichung erreicht. Und selbst diejenigen, die nach Rishikesh fahren und dann im Ganges ihr Bad nehmen, auch dadurch wird man nicht selbstverwirklicht. Oder ich habe einen Bruder, der ist um den Berg Kailash herumgegangen. Er sagt, das war sicher seine intensivste Kopfweherfahrung und zwischendurch gab es auch sehr erhabene Momente, aber es würde nicht auf die Idee kommen, es nochmals zu machen und die Wahrheit ist ihm dort auch nicht sehr viel näher gekommen. Aber es ist natürlich eine Grenzerfahrung. Eine Grenzerfahrung kann einen manchmal aus seinem Normalen herausbringen und dann kann man überlegen, „Wer bin ich?“ Ebenso natürlich Asana, Pranayama, Pujas, Homas, Mantrasingen, Kirtan und all das, ist nicht etwas, was an sich einen zur Verwirklichung bringt. All das bereitet einen vor. Vom Kundalini-Yoga-Standpunkt würde man sagen, es hebt das Prana in die höheren Chakras. Ist das Prana in den höheren Chakras, dann fällt es leichter, zu fragen, „Wer bin ich?“ Ihr wisst alle, wenn ihr eine Weile weniger geübt habt – ich weiß nicht, ob ihr es alle wisst, vielleicht der ein oder andere von euch hat noch nie weniger geübt, sondern immer mindestens viel – aber jetzt für die unter euch, die vielleicht nicht regelmäßig zwei, drei Stunden täglich üben, sondern vielleicht ab und zu mal weniger, wissen, wenn man weniger übt, sinkt das Prana, die Lebensenergie und dann fällt es auch schwerer, erhabener zu denken. Dann plötzlich scheint das alles so weit weg, „Wer bin ich? Ich muss mich jetzt um Beruf kümmern. Ich muss mich um meinen Freund kümmern. Ich muss mich vielleicht darum kümmern, dass ich überhaupt noch einen Freund habe oder wieder einen bekomme.“ All das ist natürlich wichtig, aber es kann sein, dass das nur noch wichtig ist. Wenn das Prana erhöht ist, dann fällt es leichter, die Frage zu stellen, „Wer bin ich?“ Das ist eben auch wichtig, dass wir das so verstehen. Swami Vishnu-devananda hat gerne fortgeschritteneren Aspiranten gesagt, „Verwechselt nicht Mittel und Zweck.“ Zweck ist die Erfahrung des höchsten Selbst. Mittel ist Asana, Pranayama usw.

64. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Introspektion als Erkenntnisweg des Jnana Yoga

Also, das nochmals als Anregung für den restlichen Tag. Wann immer euer Geist nicht ganz beschäftigt ist, werdet euch einfach bewusst, dass das, was in eurer Psyche abläuft, ihr nicht wirklich seid. Und dass Gedanken, die kommen, aus alten Samskaras kommen können, dass Gedanken, die kommen, aus Sinneswahrnehmungen entstanden sein können, dass Wünsche und daraus etwas zu tun, letztlich von Samskaras kommen, dass ihr die Möglichkeit habt, mit Buddhi dort einzugreifen, dass ihr mit Buddhi die Möglichkeit habt, Dinge zu verändern und ihr könnt euch auch bewusst sein, womit identifiziert ihr euch ganz besonders stark. Und das kann man lächelnd sich bewusst werden. Also nicht jetzt, „Oh, was bin ich doch für ein dummer Aspirant.“ oder „Was bin ich doch für ein Nichtsnutz.“ oder „Ich bin überhaupt kein guter Aspirant.“ Manche identifizieren sich damit. Sondern sich bewusst werden, „Aha, so und so ist es.“ und danach kann man lernen, sich nicht damit zu identifizieren, zu lösen.

63. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.