Archiv für den Monat: Januar 2012

Retreat – um die Tiefen von Vedanta zu verstehen

Vedanta kann im Alltag verwirklicht werden – und ist etwas für den Alltag. Nichtsdestotrotz gilt: Wenn du dich eine Weile zurückziehst vom Alltag, ein Retreat machst, kannst du besonders in die Tiefe gehen.

In einem spirituellen Retreat verlässt du deine gewohnte Umgebung. Du gehst entweder in einen Ashram, ein Kloster oder einen schönen einsamen Ort in der Natur. Ein Ashram, und davon gibt es auch in Deutschland einige, ist ideal: Da brauchst du dich um nichts zu kümmern. Du bekommst das Essen das du brauchst, bist in einer spirituellen Umgebung, und die Ashram-Bewohner unterstützen dich. Es gibt individuelle Retreats und geleitete Retreats. In einem individuellen Retreat übst du allein, nach deinem eigenen Rhythmus. Ein geleitetes Retreat hat einen Leiter. Du übst in einer Gruppe. Die Gruppenenergie stützt dich dabei besonders.

Hier klicken für Möglichkeiten von Retreats in Ashram-Umgebung in Deutschland

Der Menchliche Geist aus der Sicht von Vedanta und Jnana Yoga

„Die Gesamtheit der geistig-seelischen Kräfte des Antarkarana wird je nach ihrer Funktion, Denken, Manas, Vernunft, Buddhi, Ichgefühl, Ahamkara oder Gedächtnis, Unterbewusstsein, Chitta, genannt.“ (Sankara im Viveka Chudamani, Kleinod der Unterscheidung)
Ich gehe jetzt davon aus, ihr habt das alle schon viel gehört und ihr wisst, was es ist. Aber zur Wiederholung, Ahamkara, Buddhi, Manas und Chitta, hier verstanden Chitta im engeren Sinne. Im weiteren Sinne ist ja Chitta, so wie es Patanjali z.B. versteht, der ganze Geist. Also das, was Sankara als Antarkarana, also inneres Instrument, bezeichnet, das ist bei Patanjali das Chitta und bei Sankara ist Chitta das Unterbewusstsein bzw. das Gedächtnis. Und auch das ist wiederum hilfreich und ich will es jetzt hier nicht weiter ausbauen. Wenn ihr die Raja-Yoga-9-Tages-Weiterbildung mitmacht, da wird da etwas mehr darüber gesprochen, da lernt ihr etwas mehr darüber. Aber es hilft auch wieder, sich davon etwas zu lösen, sich nicht so viel zu identifizieren.
Also zunächst, Manas ist das, was so abläuft an nahezu automatischen Gedankenprozessen. Und am stärksten sind dort Worte, Bilder und Gefühle. Angenommen, ich habe so in die Hände geklatscht, da habt ihr etwas gehört. Vielleicht habt ihr gesagt, „Was ist dieser Knall?“, vielleicht habt ihr irgendwas gesehen, manche haben ja in eine andere Richtung vorher geguckt, haben dann ein Bild gehabt, was das ist. Als erfahrene Meditierende seid ihr nicht so stark zusammengezuckt wie andere. Es gab ja irgendwann so eine Studie, die hat gezeigt, dass der Startle Reflex bei erfahrenen Meditierenden weniger stark entwickelt ist, als bei anderen. Das heißt, man erschrickt nicht so schnell. Und das hat auch einen Einfluss auf die Stressresistenz. Nichtsdestotrotz, ein Gefühl war trotzdem auch irgendwo dabei. Also, Worte, Bilder, Gefühle, das ist so im Manas da und das ist natürlich auch eng verbunden mit dem Unterbewusstsein, also mit dem Gedächtnis und auch Neigungen und im Unterbewusstsein sind ja auch VAsanas, Wünsche, dort sind Samskaras, Eindrücke, all das ist da. Und dann kommt irgendwann auch noch die Buddhi, die versucht aus dem Ganzen einen Sinn zu machen, sie benutzt die Vernunft und dann kommt Ahamkara und identifiziert sich damit. Ich werde noch ein ganz klassisches Beispiel gebrauchen. Was ist das, was ich in der Hand habe? „Eine elektromagnetische Welle.“, „Ein Atom.“, „Brahman.“, „Ein Fussel.“ Also, da ist tatsächlich ein Fussel und außerdem ist dort noch zusammen mit dem Fussel etwas von einem Buchweizen, denn da ist Buchweizenstreu drin. Was war das Ganze jetzt? Also, ihr habt zuerst hingeguckt und habt etwas gesehen, also ist durch eure Jnana Indriyas irgendeine Information hingegangen. Die meisten von euch haben im Wesentlichen nur gesehen, da ist irgendeine Hand und da guckt er hin und außerdem habt ihr was gehört, Jnana Indriyas. Dann kam es ins Manas. Also, da habt ihr etwas gehört und etwas gesehen und dann habt ihr überlegt, „Was könnte das sein?“, geht also ins Chitta herunter und habt dort irgendwelche Informationen abgerufen und manche haben innerlich irgendwo vielleicht etwas gedacht, „Das könnte es sein.“, dann kommt irgendwann die Buddhi ins Spiel und sagt, „Ja, das kann es sein, das kann es nicht sein.“ und bei der Mehrheit von euch hat die Buddhi gesagt, „Nicht entscheidbar, zu wenig Informationen.“ Und dann kommt Ahamkara und sagt, „Ich weiß es.“ oder „Ich weiß es nicht.“ Aber dann kommt noch eine zweite Entscheidung, nämlich, sagt man jetzt etwas oder nicht. Ich habe ja die Frage an euch alle gestellt und nur etwas mehr als eine Handvoll von euch hat irgendwas gesagt. Von Atom, über Brahman. Auch das wiederum ist etwas, was im inneren Instrument dort geht. Gut, ich habe eine Frage gestellt, normalerweise, was macht man, wenn man eine Frage hört? Antworten. Aber wenn eine Frage an viele gestellt wird, dann antworten typischerweise nicht alle. Aber wer antwortet typischerweise, wenn eine Frage an viele gestellt wird? Derjenige antwortet, der es gewohnt ist, in einer solchen Situation zu antworten. Das hängt schlicht und ergreifend von den Samskaras ab. Und ich bin überzeugt, diejenigen, die jetzt auf solche rhetorischen Fragen öfters antworten, in anderen Kontexten antworten die auch. Und vermutlich haben sie schon in der Schule früher geantwortet. Also, um überhaupt etwas zu antworten, gibt es die Samskaras im Chitta, aber dann geht es noch weiter. Und dann kann aber Buddhi, die Vernunft, sagen, „Ja, antworte.“ und lässt den Impuls durch oder sie sagt, „Nein, jetzt sage ich mal nichts.“ Oder die Buddhi kann auch sagen, „Ja, ich habe mir ja vorgenommen, Schüchternheit zu überwinden und ich mache das jetzt, indem ich jetzt was sage.“ Auch wenn ich nicht weiß, ob es sinnvoll ist oder nicht, kann die Buddhi sagen, „Jetzt sage ich was, ob ich will oder nicht.“ und die Buddhi kann auch sagen, „Ich halte jetzt den Mund, auch wenn ich da sonst immer etwas spreche.“ Und dann kommt noch Ahamkara und identifiziert sich. Und z.B., wie hat sich der Madava gefühlt, als ich gesagt habe, „Ja, es ist ein Fussel.“? Also, er hat ein bisschen Glücksgefühl empfunden. Ich war ja froh, dass einer etwas erraten hatte. Also, es ist anders, als wenn ich jetzt einen Computer gehabt hätte und dem dort eine Analyse gegeben hätte und der hätte gesagt, „Mit 99,83 Prozent Wahrscheinlichkeit ist das ein Teppichfussel von einem reinen Schurwollteppich.“ Und dann gebe ich dem Computer ein „richtig“ und wie wird er antworten? Er wird gar nichts damit anfangen können. Ein Mensch hat ein bisschen Identifikation und deshalb sucht er dort Bestätigung. Auch einige von euch, die vielleicht gedacht haben, „Es muss ein Teppichfussel sein.“, selbst die, die nichts gesagt haben, die haben sich dennoch irgendwo bestätigt und gut gefühlt. Vielleicht haben sie sogar gedacht, „Hätte ich das doch gesagt.“ Also, das ist das Spiel unseres Geistes. Aber so sind die Kategorien unseres Geistes letztlich. Wir nehmen Sachen wahr. Das, was wir wahrnehmen, wird irgendwo an der Oberfläche unseres Geistes widergespiegelt. Denn z.B., wenn ihr jetzt hier dort hinguckt und einen schwarzen Stift seht, ich glaube, auch ganz hinten könnt ihr noch einen schwarzen Stift sehen, mindestens wenn ihr, nicht so wie ich, wenn ich da hinten wäre, ohne Brille würde ich nichts sehen, aber ihr seht entweder besser oder habt eine Brille auf. Also ihr wisst, schwarzer Stift. Aber dieses Schwarz ist ja nicht eine Farbe, die hier ist, sondern dass dort Schwarz entsteht, ist Manas. Also das, was dort entsteht auf der Oberfläche unseres Geistes, das ist eben Manas. Und das wird dann eben verglichen mit dem, was im Unterbewusstsein drin ist und dann kann Buddhi sagen, „Ja, es ist ein Stift.“ Und dann kann Ahamkara sagen, „Ich weiß.“ Und dann, mit einem Stift können auch verschiedene Samskaras verbunden sein und dann denkt man vielleicht an irgendetwas, dann werden Erinnerungen wachgerufen, dann können da sogar Gefühle mit verbunden sein usw.
Das Ganze dient jetzt dazu, dass wir uns lösen können von diesen Identifikationen. Das ist jetzt ein Unterschied, z.B. wenn Patanjali über diese Prinzipien spricht, dann will er uns damit helfen, dass wir dieses innere Instrument auch gut nutzen können. Wie können wir unseren Geist positiver machen? Wenn Sankara im Viveka Chudamaini darüber schreibt, dann deshalb, damit wir uns davon lösen. Und dann könnt ihr z.B. den nächsten halben Tag, wenn ihr zwischendurch bemerkt, „Ja, da sind die Gedanken.“, könnt ihr sagen, „Aha, da sind Gedanken in meinem Geist. Das ist erstmal Manas, das heißt, einfache Worte, Bilder, Gefühle, aber ohne dass ich nachdenke.“ Und das wird geprägt durch Eindrücke aus dem Unterbewusstsein. „Aha, ich reagiere jetzt deshalb etwas stärker, wegen dem Eindruck aus dem Unterbewusstsein. Aha, da identifiziere ich mich ganz besonders stark.“, denn wir identifizieren uns ja mit manchem stärker und mit manchem etwas weniger stark, „Wo geht das Ahamkara hin?“ Und dann können wir auch mal schauen, „Ja, ich kann auch meine Buddhi bewusst verwenden. Ich muss nicht einfach dem folgen, was in meinem Manas von selbst hineinkommt.“ Das ist übrigens das, was man annimmt, was Menschen von Tieren unterscheidet, Buddhi und Ahamkara. Der Mensch hat sehr viel mehr dieses Gefühl eines eigenständigen, getrennten Selbst, dieses Selbstbewusstsein, wie es in der Biologie bezeichnet wird und Psychologie. Das ist beim Menschen stärker ausgeprägt. Man nimmt heute an, dass höhere Tiere – was auch immer „höher“ heißen soll – auch ein gewisses Selbstbewusstsein haben. Ursprünglich hat man dort nur die Affen dazugezählt, heute nimmt man an, auch Hunde haben ein gewisses Selbstbewusstsein, auch Papageien, auch Wale, auch Delphine, alle paar Jahre wird eine Tierart dazugefügt, die auch fähig ist, Selbstbewusstsein zu haben. Aber sehr viel weniger als der Mensch. Auch wie die Vernunft dort etwas bewirken kann, wird auch wieder klar. Z.B. normale Tiere sind Reizreaktionsmustern sehr stark unterworfen. Der Mensch dagegen ist auch Reizreaktionsmustern unterworfen, er kann aber auch mal innehalten und sagen, „Warum mache ich das eigentlich? Will ich nicht mehr. Ich lasse es sein.“ Oder angenommen, jemand liebt Schokolade und jetzt stellt er fest, „Das ist irgendwo für meinen Körper nicht so gut.“, dann kann er sagen, „Ich lasse es.“ Ein Hund kommt jetzt nicht auf die Idee und sagt jetzt, „Diese besonderen Hirsekringel, die ich besonders mag, die esse ich jetzt einfach nicht mehr. Ich will einfach mal eine Weile keine Hirsekringel essen. Nicht deshalb, weil sie mir nicht schmecken, sondern einfach deshalb, weil ich zeigen will, ich bin nicht Sklave meiner Sinnesorgane.“ Ein Hund kommt dort nicht auf die Idee, aber ein Mensch kann auf die Idee kommen. Ricky ist ein vegetarischer Hund. Man kann Hunde sehr gesund und gut vegetarisch ernähren. Er lebt jetzt seit dreieinhalb Jahren vegetarisch und es ist kein Problem.

62. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Handlungsorgane aus Sicht von Vedanta und Jnana Yoga

Aber zum anderen auch, wir handeln in fünf Kategorien und dafür stehen die fünf Tatorgane. Die fünf Tatorgane gelten ja in der Vedanta-Philosophie auch nicht als Attribute des physischen Körpers, eigentlich ist jetzt schon der Übergang zum Astralkörper, Sukshma Sharira und tz Pranamaya und Manomaya Kosha dort. Natürlich, die Sinnesorgane haben erstmal physische Korrelate. Wenn die nicht funktionieren, können wir normalerweise auf dieser Welt keine Wahrnehmungen machen. Wir brauchen in dieser Welt diese fünf Luken in diesen Planeten, in diese physische Welt. Genauso auch, wir brauchen den physischen Körper, um etwas zu tun. Aber es heißt, der physische Körper ist auch wieder nur die Verlängerung von dem, was feinstofflich angelegt ist. Und man kann auch die physischen Verlängerungen von dem, was feinstofflich angelegt ist, noch weiter verlängern. Und dann haben wir als erstes die Stimme. Wir können sprechen. Das ist eines, was wir machen können. Wir können kommunizieren. Zum Kommunizieren können wir natürlich noch anderes verwenden. Wir sprechen natürlich auch mit Gesichtsausdruck oder ich verwende ja auch hier, wenn ich spreche, öfters die Hand und ob ich jetzt so hier hocke oder ob ich jetzt so über die Vedanta-Philosophie spreche, angenommen ich würde es euch jetzt so sagen, „Der Mensch nimmt alles wahr in seinen fünf Sinnen und das Selbst ist unsterblich und diese Welt ist nur unwirklich.“ Das wirkt anders als wenn ich sage, „Hört auf, euch zu identifizieren mit diesem beschränkten Körper! Erfahrt euer wahres Selbst! Das ist Satchidananda.“ Also, Körperhaltung hat da noch einen Einfluss. Natürlich muss auch die Überzeugung dabei sein. Aber wir können noch zusätzliche Mittel haben, z.B. ich habe jetzt hier noch diese Verstärkung. So kann ich also auch die Menschen in der hintersten Reihe dort erreichen. Angenommen, ich würde das nicht machen, dann würdet ihr mich weniger hören, dann müsste ich mich mehr anstrengen und das würde ich öfters vergessen. Und dann habe ich hier auch noch ein Mikrofon und hier ein Video. Das wird vielleicht alles irgendwann ins Internet gestellt, also kann ich noch mit mehr Menschen kommunizieren. Das ist jetzt ganz lustig. Hier spreche ich rein, das geht hinten in die Anlage, von der Anlage geht es wieder dorthin und danach wird das vielleicht auch als Hörsendung irgendwo hingestellt. Aber es ist im Grunde genommen alles nur eine Ausdehnung des Sprechorgans, Kommunikation. Also eines, was der Mensch macht, ist, er kommuniziert ganz banal. Als zweites, Hände. Hände steht jetzt, Dinge tun und verändern. Also das erste ist, er kommuniziert, zweitens, er tut und verändert Dinge. Vielleicht hat er dafür noch einen Bagger oder vielleicht hat er dafür noch eine Schaufel oder was auch immer. Also, wir können das noch weiter ausbauen, aber zunächst mal, wir können Dinge tun. Dann haben wir Füße und Füße steht für Fortbewegung. Man kann zwar auch Fußballspielen damit, aber als Grundsinn sind die Füße dazu da, sich fortzubewegen. Und natürlich, in unserer heutigen Zeit, bewegen wir uns nicht nur mit Füßen, sondern wir haben auch noch Fahrräder, mit denen kann man sich fortbewegen, die meisten haben irgendwelche Autos, manche fliegen mit dem Flugzeug, aber im Grunde genommen geht es nur darum, sich fortzubewegen. Dann Anus, der steht für Ausscheidung, letztlich auch Abfall produzieren. Man könnte aber auch noch sagen, Anus ist eigentlich das Ende des ganzen Verdauungskanals. Man kann eben auch sagen, Mensch isst und produziert Abfall. Gut, für uns ist es vielleicht Abfall. Natürlich, normalerweise das, was der Mensch an Abfall produziert, mindestens in einer natürlichen Umgebung, ist für andere Lebewesen Nahrung. Und das, was für andere Abfall ist, ist dann für den Menschen vielleicht Nahrung. Und dann Genitalien, also Fortpflanzung. Im weiteren Sinne ist aber Fortpflanzung auch, etwas ganz Neues schaffen. Also, Genitalien ist jetzt nicht nur für die physische Fortpflanzung, sondern der Mensch will auch kreativ tätig sein. Und im Grunde genommen können wir sagen, auf diesen fünf Ebenen sind die Fähigkeiten des Menschen, etwas zu tun und auf diesen fünf Ebenen sind auch die typischen Wünsche. Wir wollen kommunizieren, wir wollen irgendwas tun, wir wollen uns fortbewegen, wir wollen essen und letztlich, ob wir das wollen, Müll produzieren und wir wollen fortpflanzen und schöpferisch tätig werden.
Aber das sind alles Organe und das sind nicht wir selbst. Und angenommen, das Auge erblindet, dann heißt es nicht, dass wir weniger da sind, sondern es heißt, ein Sinn ist weniger gut oder vielleicht fällt weitestgehend aus, nicht vollständig aus, denn wer nicht blind geboren ist, der hat ja weiter die Möglichkeit, innere Bilder zu erzeugen. Und nicht nur die Möglichkeit, sondern er erzeugt ja auch innere Bilder. Und das ist dann, wie ich gesagt hatte, der Übergang zum inneren Instrument, Antarkarana.

61. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.

Sinnesorgane aus der Sicht von Vedanta

„Ohren, Haut, Augen, Nase und Zunge sind die Sinnesorgane, weil sie Sinnesobjekte wahrnehmen. Die Stimme, Hände und Füße, Anus und Genitalien sind Tatorgane, weil sie für die Tätigkeiten gebraucht werden.“
Also, wie heißen die Sinnesorgane auf gut Sanskrit? Jnana Indriyas oder kurz Jnanendriyas. Jnana Indriyas, Organe des Wissens, der Erkenntnis, aber jetzt hier der relativen Erkenntnis und Jnana Indriyas, sagen die Meister so ein bisschen, damit die westlichen Aspiranten und auch indische Aspiranten, die Sanskrit nicht so gut kennen, das schneller wissen können. Eigentlich wird das zusammengeschrieben und dann wird aus „a“ und „i“ wird „e“ und deshalb Jnanendriyas und Karmendriyas. Aber um es zu vereinfachen wird meistens jetzt in den Büchern gesagt, Karma Indriyas und Jnana Indriyas. Und diese Sinne, die prägen, wie wir die Welt wahrnehmen. Das ist auch noch mal wichtig, gerade wenn wir auch überlegen, „Was ist wirklich, was ist unwirklich?“, wo Sankaracharya später nochmals darauf eingeht. Erst geht er hier auf AnAtmaAtmaViveka ein, die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst. Aber so, wie wir die Welt wahrnehmen, so ist sie ja nicht. Selbst vom physikalischen Standpunkt aus ist alles Schwingung und ein bestimmtes Spektrum vom Schwingung können wir sehen als Farben. Ein bestimmtes Spektrum von Schwingungen der Luft hören wir als Klänge. Bestimmte Partikel in der Luft – nicht alle Partikel, bestimmte Partikel – nehmen wir als Geruch wahr. Jetzt der Geschmack ist noch eine ganz lustige Geschichte. Geschmack ist so eine Verbindung, wird auf der Zunge wahrgenommen. Aber auf der Zunge werden nur wie viele Geschmäcker wahrgenommen? Man kann süß, salzig, sauer, bitter und, das hat man jetzt in letzter Zeit entdeckt, scharf wahrnehmen. In der Schule haben wir nur vier gelernt, aber man hat festgestellt, die deutschen Biologen haben ja nichts Scharfes gehabt früher, deshalb wusste man auch nicht, es gibt noch einen Sinn für Scharfes, aber das sind die fünf Geschmäcker, die die Zunge wahrnehmen kann. Und dann der Rest, was z.B. eine Kartoffel von einem Kohlrabi unterscheidet, ist nicht diese, sondern das riechen wir. Und dann zusätzlich noch die Textur hat auch noch Einfluss. Und dann aus diesem, was die Zunge gibt an Wahrnehmungen von diesen fünf plus die Textur, was dann Zunge und Gaumen und Wangen geben plus der Geruchssinn, das zusammen verschmilzt dann im Hirn als Geschmack. Schon eine komische Geschichte. Oder genauso auch Fühlen. Wir können heiß und kalt fühlen, wir können natürlich Berührung empfinden und wir können Schmerzen empfinden. Ich glaube, das sind im Wesentlichen die Empfindungen des Fühlsinns, der über die ganze Haut verteilt ist. Und so nehmen wir die Welt wahr in diesen fünf, man kann sagen, Dimensionen. Was anderes nehmen wir nicht wahr. Man kann zwar dann äußere Instrumente dort nehmen und mit denen können wir dann auch Dinge wahrnehmen, die außerhalb von unserem Spektrum liegen. Also, man kann Schwingungen, die wir nicht sehen können, können wir dann auf einem Computerbildschirm sichtbar machen oder man kann diese in Zahlen ausdrücken und dann irgendwo erfahrbar machen. Aber letztlich, diese Sinnesorgane, die sind das, was uns die Welt erfahren lässt. Wir können die Sinnesorgane verbessern, z.B. mit einer Brille. Man kann sie ausdehnen, z.B. mit einem Telefonhörer. Man kann sie täuschen, mit verschiedensten optischen Täuschungen und sie werden ja auch immer wieder getäuscht und die Sinne sind ja auch nicht zuverlässig, aber so nehmen wir die Welt wahr. Das kann uns auch wieder helfen, uns davon zu lösen. Unsere Sinnesorgane sind letztlich wie, angenommen, wir hätten ein Raumschiff, mit dem wir durch die Welt fliegen und dann gibt es irgendwo so ein paar Gucklöcher und da kann man die Welt irgendwie wahrnehmen und ein paar Instrumente und damit sieht man, was da draußen vorgeht. So sind wir hier mit unserem Weltraumschiff und nehmen so ein bisschen was wahr. Das ist das eine, das Wahrnehmen.

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Vedanta über die Merkmale des Physischen Körpers

„Der grobstoffliche Körper hat die Merkmale von Geburt, Alter und Tod. Verschiedenartige Zustände wie Größe, Kindheit usw.“ – interessante Aufzählung – „ist an Vorschriften bezüglich Kasten und Lebensabschnitte gebunden, vielerlei Krankheiten unterworfen und erfährt Unterschiede in der Behandlung, wie Verehrung, Verachtung und Hochschätzung.“ Also, Körper hat all das. Das gehört irgendwo dazu. Er hat Geburt, irgendwann ist er geboren, irgendwann wächst er, irgendwann wird er älter, irgendwann schrumpft er und irgendwann stirbt er. Manche Körper sind kleiner, manche sind größer, manche sind dicker, manche sind dünner, manche haben dunklere Hautfarbe, manche haben hellere Hautfarbe. Dann gibt es verschiedene Vorschriften bezüglich der Lebensumstände. Wir mögen jetzt glücklicherweise nicht diese Kasten haben, die es früher in Indien gegeben hat, aber je nach dem, in welcher sozialen Schicht ihr seid, kleidet ihr den Körper anders oder je nach dem, ob ihr jetzt gerade einem Bankberuf nachgeht oder eine Yogastunde gebt oder ins Fitnessstudio geht oder hier ins Yoga-Vidya-Zenter geht, die gleichen Menschen werden auch noch ihren Körper irgendwie anders dekorieren. Verschiedene Lebensabschnitte, irgendwie in jedem Lebensabschnitt ist man ein bisschen anders. Der Körper hat verschiedene Krankheiten und mal sagt jemand, „Oh, siehst du toll aus.“ Mal sagt jemand, „Früher hast du mal besser ausgesehen.“ oder sagt vielleicht gar nichts mehr und dann denkt man sich selbst etwas. Oder die Haarfarbe kann mal so sein und mal so sein, je nachdem, zu welchem Friseur man gerade geht. Also, all das sind körperliche Attribute. Und da gilt es, etwas Vairagya oder auch etwas Sama dem gegenüber zu haben, ein bisschen Gleichmut.

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Das Physische Universum existiert im Wachbewusstsein

„Der Zustand, in dem die grobstofflichen Dinge erlebt werden, ist das Wachbewusstsein der Seele.“ (Sankaracharya im Kronjuwel der Unterscheidung, Viveka Chudamani). Also, im Wachbewusstsein können wir diesen Körper hier erfahren. Wenn wir träumen, dann erfahren wir nicht diesen Körper. Da wird er noch darauf eingehen.
„Die einzelne Seele genießt durch diesen Körper mit den äußeren Sinnesorganen grobstoffliche Objekte in vielerlei Gestalt, wie Blumenkränze, Sandelholz, Frauen, Männer, deshalb wird dieser Körper im Wachzustand verherrlicht.“ Gut, vielleicht mag das jetzt für euch, Blumenkränze und Sandelholz, Parfüm, nicht unbedingt das sein, was euch in besonderem Maße genießen lässt, aber ich glaube, ihr könntet dort andere Dinge ergänzen.
„Wisse, dass dieser grobstoffliche Körper, von dem der Umgang mit der ganzen Außenwelt abhängt, für den Menschen wie das Haus für den Hausherrn ist.“ Also, hier mäßigt er die Ausdrucksweise etwas, denn Haus ist auch etwas Gutes, wir wohnen in diesem Haus. Man kann auch sagen, es ist wie ein Schneckenhaus. Schnecken haben auch ein Haus, das sie herumtragen und das sie irgendwie brauchen.

58. Teil der Niederschrift von Vorträgen und Workshops aus einem Yogalehrer Ausbildungs-Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses besonderen 9-tägigen Vedanta-Seminars aus dem Jahr 2008 war „Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung, von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie, insbesondere Jnana Yoga, auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. Für fortgeschrittenere Aspiranten und Kenner der Materie gibt es hier Einsichten und Weisheiten der besonderen Art.