Archiv für den Monat: November 2011

Löse dich von den Fesseln der Sinnesbegierde

„Jene Unvernünftigen, welche mit den starken, äußerst schwer zerreißbaren Fesseln der Begierde an den Sinnesobjekten gebunden sind, kommen und gehen im Kreislauf der Geburten tief hinunter und hoch hinauf, von ihrem Karma mit Macht getrieben.“ ( 75. Vers Viveka Chudamani von Sankaracharya)
Also, es gibt in dieser Welt ab und zu mal Unvernünftige, die an ihren Körper gebunden sind und an ihre Sinnesobjekte gebunden sind. Solange wir uns identifizieren mit diesen Sinnesobjekten und Begierden danach haben, solange werden wir uns immer wieder inkarnieren. Und hier, so ein Grund, warum man sich weiter inkarniert, sind Wünsche. Und ein zweiter Grund, den er dort nennt, ist Karma. Also, bestimmte Handlungen, die wir gemacht haben, erzeugen Karma, dann haben wir Wünsche, Begierden, das sind zwei Gründe, weshalb wir auf diese Welt kommen. Und dann Patanjali erwähnt auch noch zwei andere Aspekte, die letztlich das bestimmen, was wir erfahren. Das eine ist letztlich, wir brauchen die Erfahrungen, die uns helfen, uns aufzuwecken und dann gibt es auch eben die Aufgabe, unsere Talente und Fähigkeiten und Kräfte irgendwo zu entfalten. Und all das zusammen, kann man sagen, bestimmt unser Leben. Wir kommen hierher in diese Welt, um Erfahrungen zu machen. Wir nehmen diesen Raumanzug an, um Erfahrungen zu machen. Wir nehmen diesen Raumanzug an, um Dinge zu tun und auch unsere Kräfte irgendwo zu entfalten und Talente zu entfalten, weshalb übrigens ein faules Leben zu führen nicht ein Weg zur Befreiung ist. Wir kommen auf diese Welt auch, um letztlich unsere Wünsche und Begierden zu befriedigen. Und wir kommen auch auf die Welt, um die Resultate unserer Handlungen zu erfahren. Auf vieles davon haben wir erstmal wenig Einfluss, auf manches haben wir Einfluss. Und eines, worauf man einen gewissen Einfluss hat, sind unsere Wünsche und Begierden und wenn wir eben erkennen, „Ich bin nicht dieser Körper. Ich bin nicht diese Gedanken.“, dann lösen wir uns etwas von diesen Begierden.

Teil 52 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <

Astralkörper in der Vedanta Analyse

„Nachdem sich diese feinstofflichen Elemente mit je einem Teil jedes anderen Elementes verbunden haben, werden sie grobstofflich und sind die Ursache des grobstofflichen Körpers. Ihre feinstofflichen Teile bilden die fünf Sinnesobjekte, wie Töne, Gegenstände der Berührung, Formen, Farben, Geschmäcke und Gerüche, wodurch die Seele Freude und Leid erfährt.“ (Viveka Chudamani von Sankaracharya 74. Vers)
Das ist jetzt die so genannte Theorie von Panjikaran von Quintuplikationen oder Verfünffachungen, auf die ich jetzt nicht weiter eingehen will, denn sie hilft jetzt auch nicht übermäßig viel weiter. Wir können sie aber als Klassifikationsmethode nehmen und deshalb will ich sie nur andeutungsweise nennen. Also, die Klassifikationsmethode hilft uns auch wieder, uns davon zu lösen. Wir können den physischen Körper in die sieben Dhatus einteilen, eine Einteilungsmöglichkeit. Wir können ihn einteilen in die Teile, Füße, Beine usw. Und wir können ihn einteilen in die fünf Elemente und da haben wir Erde und Erde sind die festen Bestandteile, also z.B. die Knochen sind relativ feste. Dann haben wir Wasser und Wasser sind die flüssigen Bestandteile, z.B. Blut ist flüssig oder Lymphe ist flüssig und selbst die Zellen, außer den Knochenzellen, sind größtenteils flüssig. Also so eine Körperzelle, da ist drum herum eben die Zellmembran und drinnen sind alle möglichen Proteine und anderes. Aber Größenteils ist das flüssig oder gelartig. Wie ihr leicht merkt, ihr könnt mal eure Muskeln hier – das ist nicht fest, eigentlich ist das hier größtenteils flüssig. Jetzt nicht ganz so flüssig wie Wasser, eher wie so weiches Kerzenwachs oder fast flüssiges Kerzenwachs oder wie kühles Öl, das ein bisschen grobflüssig ist. Also, flüssige Bestandteile. Dann gibt es Luft und Luft sind die gasförmigen Bestandteile, die sind vor allem natürlich in den Lungen drin. Dann gibt es Feuer. Was ist Feuer? Die Körperwärme. Das ist der Feuerbestandteil dort. Und dann gibt es Äther und was ist Äther? Äther könnte man sagen, ist der Raum, den der Körper einnimmt. Aber eine andere Interpretation, eine modernere, es ist das ganze elektromagnetische Spektrum. Damit der Körper funktioniert, geben die Nervenzellen ständig irgendwelche Impulse ab, die im Hirn alle möglichen Impulse geben, also, die Kommunikation im physischen Körper geschieht im Wesentlichen über elektromagnetische Impulse. Gut, auch über chemische Botenstoffe. Also, eine Mischung aus chemischen Botenstoffen und elektromagnetischen Impulsen, kann man sagen, das ist der physische Körper. Das gilt also als die groben Elemente und dann gibt es die feinstofflichen Elemente und das sind dann die fünf Sinne und insbesondere die so genannten Jnana Indriyas, die werden eingeteilt in fünf Elemente. Da gibt es den Tastsinn und Tastsinn ist Erde, Feuer, Wasser, Luft oder Äther? Die Ayurveda-Leute müssten das am meisten wissen. Fangen wir mit Leichterem an. Sehsinn ist Feuer. Hörsinn müsste Luft sein. Ich bewege mich jetzt auf Glatteis und habe gehofft, hier gibt es ausreichend Ayurveda-Gesundheitsberater. Habe ich mich auf euer Wissen dort verlassen. Erde ist Riechen? Ich schreibe es mir mal auf und mit eurem geballten Wissen hier, werden wir doch darauf kommen. Also, Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther. Feuer ist jedenfalls Sehen. Wer weiß was weiteres? Wasser ist Schmecken. Erde ist Riechen. Müssen wir nur noch Hören und Fühlen zuordnen. Luft ist Fühlen und Äther ist Hören. Wenn wir auf die Welt kommen, riechen wir als erstes, deshalb Erde. Dann als nächstes kommen wir zur Muttermilch und deshalb schmecken wir. Dann sehen wir etwas. Ich würde eigentlich sagen, eher fühlen wir etwas, deshalb schreien wir ja schon. Und dann zum Schluss kommt der Äther, das Hören. Hören noch vorher. Eigentlich schon im Mutterleib hören wir und eigentlich im Mutterleib fühlen wir schon, also die sind schon vorher da und die drei kommen dann nachher. Wie auch immer, es soll ja eine Klassifikation sein, die uns hilft, uns davon zu lösen.

 

51. Teil der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Vedanta Analyse des Körpers

„Der grobstoffliche Körper besteht aus sieben Substanzen, nämlich Mark, Knochen, Fett, Fleisch, Blut, Unterhaut und Oberhaut.“ (Sankara im Viveka Chudamani)
Das sind die so genannten sieben Dhatus. Und diejenigen von euch, die Ayurveda etwas tiefer kennen, die kennen die Sanskrit-Ausdrücke, nehme ich an und das hat auch einen bestimmten Einfluss. Manche Krankheiten befinden sich  in einem Körpergewebe, die anderen in anderen und die anderen in noch einem anderen und die werden auch zum Teil anderes übersetzt, als ihr es hier findet. Jetzt, wenn man hört, Mark, Knochen, Fett, Fleisch, Blut, Unterhaut und Oberhaut, jetzt für die medizinisch gebildeten ist es ein bisschen knapp und vielleicht auch ein bisschen naiv, könnte man sagen. Also, hängt euch nicht daran auf. Aber man kann durchaus auch sagen, es gibt zum einen die Knochen, die kann man spüren und das ist eben auch das, was man irgendwo merkt, da ist halt ein Knochen. Ihr könnt alle mal an irgendeinen Knochen fassen. Manche können an allen Stellen an Knochen fassen und manche vielleicht nur an manchen Stellen. Gut, und dann gibt es da irgendwo Mark, das können wir jetzt nicht erfassen, da können wir nicht hinfassen. Aber man sagt manchmal, es geht durch Mark und Bein, also irgendwo ist da noch Mark und damit haben wir schon einen großen Teil der Kilogramms unseres Körpers. Dann gibt es Fett. Da könnt ihr auch mal hin greifen, wo dort irgendwo Fett ist. Manche können egal wo hin greifen und sie finden Fett und manche finden nirgendwo Fett, aber jeder hat irgendwo Fett. Es ist auch wieder ein Unterschied, ob wir sagen, „Oh, ich bin so dick.“ oder sagen, „Eine der sieben Dhatus ist bei mir in außergewöhnlichem Maße vorhanden.“ Ist ein Unterschied, oder? „Ich muss unbedingt abnehmen.“ oder man kann sagen, „Ich will probieren, eines der sieben Dhatus etwas zu reduzieren, dass die anderen etwas stärker wirksam werden.“, Fett. Dann Fleisch, ist natürlich hier gemeint, Muskelmasse. Haben wir auch. Irgendwo ist dort Muskelmasse und da ist auch wieder ein Unterschied, zu sagen, „Oh, mir tut der Rücken so weh.“, als wenn wir sagen, „Die Muskelmasse im Rücken ist vielleicht etwas verkrampft und verspannt und damit zusammenhängende Gewebe vielleicht auch.“ Gut, Blut haben wir auch und da kann man auch wieder sagen, „Oh, ich habe Bluthochdruck und alles nervt mich.“ oder man kann sagen, irgendwo mit Blut hängen natürlich auch die Gefäße zusammen und alles, „Die Arterienwände sind irgendwo etwas entweder verkrampft oder zu und da fließt jetzt das Blut durch, das gibt Bluthochdruck.“, wird man gucken, ob man da was machen kann. Unterhaut und Oberhaut. Oberhaut, die sehen wir. Auch ein Unterschied, ob wir sagen, „Ich bin nicht schön genug.“ oder „Meine Haut hat Falten.“ oder „Ich bin so ausgetrocknet.“ und gerade Menschen beschäftigen sich ja sehr stark mit ihrer Oberhaut. Ist es ein Millimeter? Wenn überhaupt so viel. Und manche beschäftigen sich dort jeden Morgen eine Stunde mit ihrer Oberhaut und den aus der Oberhaut herauskommenden Haaren, die man noch auf die verschiedensten Weisen färbt oder behandelt oder was auch immer man damit anstellt. Und dann gibt es eben noch eine Unterhaut, die eben darunter ist. Also, auch das kann einem manchmal helfen, das einfach zu sehen. Man kann natürlich auch sagen, „Der Körper ist ein großes Wunder und es ist unglaublich, wie er funktioniert.“, aber eben, „Ich bin das nicht.“ „Er hat Glieder und Teile, wie Füße, Beine, Brust, Arme, Rücken und Kopf.“ Muss ich jetzt gerade daran denken, als ich den so genannten ETTC genommen habe, also die Yogalehrerweiterbildung mit Swami Vishnu-devananda. Er hat dort normalerweise praktisch alles gegeben von morgens bis abends, außer der Yogastunde und einmal hat er so einen Physiologievortrag nicht gegeben und da hat er irgendeine beauftragt, sie soll irgendwas uns dort vorlesen. Und das war dann irgendein Anatomiebuch, ich glaube, für Kinder muss es gewesen sein. Und dann wurde irgendwo gesagt, „Der unterste Teil des Körpers nennt sich die Beine. Ganz unten an den Beinen sind die Füße. Die Füße haben zehn Zehen. Oberhalb der Füße sind die Unterschenkel. Zwischen Unterschenkel und Füßen, die Verbindung wird als Fußgelenke bezeichnet. Oberhalb der Unterschenkel sind die Oberschenkel. Die Verbindung zwischen Unter- und Oberschenkel wird als Knie bezeichnet.“ Am Anfang haben wir nur dumm geguckt. Irgendwann fingen wir an, uns zu kringeln vor Lachen und sie hat das dann auch mit der Stimme dann so gesagt. „Am Rumpf befestigt sind die Arme. Der Mensch hat typischerweise zwei Arme. Die Verbindung zwischen Armen und Rumpf wird Schultern genannt.“ So irgendwo eine Stunde ging es so weiter. Das war die lustigste Anatomiestunde meines Lebens. Und die, die das gemacht hat, das war eigentlich eine kluge Frau. Nachher bin ich irgendwo in so eine Art mystischen Zustand gekommen, der vollkommenen Unidentifikation mit dem Körper. Dann wurde es erst irgendwo klar, das ist der Körper, so banal ist er eigentlich und was identifiziert man sich mit diesem wunderbaren Instrument. Bahir Karana, äußeres Instrument.
„Dieser Körper, gekennzeichnet durch das Bewusstsein von „ich“ und „mein„, die Stätte der Verwirrung, wird von den Weisen grobstofflich genannt. Raum, Luft, Feuer, Wasser und Erde bilden die feinstofflichen Elemente.“
Also, dieser Körper. Und dieser Körper, eben das Nicht-Selbst, wird gekennzeichnet durch das Bewusstsein von „ich“ und „mein„. Also, manche Menschen sagen, „Ich bin dieser Körper.“ Z.B., „Ich gehe von hier nach dort.“ oder „Ich sitze hier auf der Bühne.“ Wer sitzt hier auf der Bühne? Nicht ich, sondern der Körper hockt dort auf der Bühne. Ich hocke nicht auf der Bühne, ich bin überall, allgegenwärtig, allmächtig, allwissend, eins, jeder von euch. Auch ihr hockt nicht dort unten und hört zu, sondern ihr seid das allumfassende Bewusstsein. Wer hockt dort? Der Körper. Ein Körper hockt hier und spricht und andere Körper hocken da unten und hören zu.
Dann ist alles eine Halluzination und unsere Wunschvorstellung, das nennt sich Maya. Du hast keine Seele gesehen ohne Körper, ist richtig. Gesehen. Empfunden, das ist eine Frage. Du kannst so ähnlich sagen, „Ich habe keine Bakterie gesehen, ohne Mikroskop.“ Bin ich deshalb das Mikroskop? Als Kind habe ich ein Mikroskop gehabt und das haben mir irgendwann meine Eltern geschenkt, sie wollten so ein bisschen, dass wir uns wissenschaftlich interessieren und dann haben wir – Bakterien vermutlich nicht – aber so Kleinstteile gesehen, ist jetzt schon lange her, könnten sogar Bakterien gewesen sein. Jetzt die Frage. Ich habe noch nie eine Bakterie gesehen, ohne Mikroskop. Frage. Bin ich das Mikroskop? Eine nächste Sache. Ich habe noch nie mit einem Bekannten in Amerika Bekanntschaft aufgenommen, ohne Computer, in den letzten zehn Jahren. Bin ich jetzt der Computer? Oder ich bin ja aktiv in allen möglichen Internetcommunities, wie der ein oder andere von euch mitgekriegt hat. Da gibt es z.B. einen, der nennt sich Amit und den treffe ich manchmal auf Facebook, manchmal auf my.yoga-vidya, manchmal auf ein paar anderen Communities, auf Guru, ist eine andere Communitiy. Also, da treffe ich den ab und zu mal. Und wir unterhalten uns und er hat mir schon einiges erzählt über sich. Ich habe aber noch nie mit ihm Kontakt aufgenommen über ein anderes Medium als über den Computer. Frage, bin ich der Computer? Bin ich das Internet? Nein, natürlich nicht. Auch wenn ich einen Computer brauche, um mit anderen Leuten Kontakt aufzunehmen, bin ich deshalb noch lange nicht mein Computer. Und auch, wenn ich das Internet brauche, bin ich noch lange nicht das Internet. Und auch, wenn ich sage, „Das ist mein Computer.“, ist es noch lange nicht mein Computer. Körper ist ein Instrument, er wird deshalb auch das Instrument genannt. Also, Körper ist das grobstoffliche Instrument, Bahir Karana auch genannt oder auch Sthula Sharira, dieser Körper. Aber wir sagen, „Ich, ich bin dieser Körper.“ Die radikalste Erkenntnis, „Ich bin nicht dieser Körper.“, entspringt, wenn man mal eine so genannte OOB-Erahrung hatte, Out-of-Body-Experience. Das heißt, manchen geht es so, in der Tiefenentspannung verlassen sie den physischen Körper oder auch in der Meditation oder manchmal auch in irgendwelchen extremen Situationen des Alltags und sehen sich von oben. Sogar soweit, dass sie dann Sachen sehen können, die sie vorher nicht gesehen haben, an die sie sich nachher im physischen Körper erinnern können. Soweit, dass es Operationen z.B. gibt, wo Menschen zwar unter Anästhesie sind, aber nachher beschreiben, was der Arzt gemacht hat und aus einer Perspektive, die sie nicht von unten hätten sehen können. Es gibt Menschen, die klinisch tot waren und dann beschrieben haben, was die Verwandten im Nachbarzimmer erzählt haben. Also, es ist Wahrnehmung auch möglich, ohne physischen Körper. So ähnlich wie mit Amit, könnte ich auch Kontakt aufnehmen ohne Computer. Z.B. irgendwann war er auf der Cebit gewesen und da wollte er mich eigentlich treffen, aber da war gerade eine Zeit, wo ich ein paar Tage lang in keiner Sozial-Communitiy war und als ich ihm geantwortet habe, war er wieder in Bombay gewesen oder wo auch immer, er dann gewesen ist. Also, ich hätte ihn sehr wohl physisch treffen können. Auch wenn ich normalerweise den Computer brauche, um mit Amit zu sprechen, kann ich mich auch mit ihm unterhalten ohne Computer. Telefon wäre auch möglich und ich spreche auch mit verschiedenen Computern. Ich nutze letztlich nicht nur einen Computer, mal bin ich unten, mal bin ich oben oder ich könnte auch mit irgendwelchen mobilen Geräten… So eben auch, zwar mag es jetzt momentan sein, dass wir vieles nur wahrnehmen über den physischen Körper, aber es ist auch möglich, Dinge wahrzunehmen ohne physischen Körper. Also, ich bin nicht der physische Körper. Und auch, es ist nicht mein physischer Körper. Wir sagen so schön, „Das ist meine Hand.“ Warum ist es meine Hand? Man kann natürlich fragen, wessen Hand soll es sonst sein? Aber es gehört einem nicht in dem Sinne, dass es ein dauerhafter Besitz ist. Es kann schon sein, dass heute Nachmittag die Hand weg ist. Ich plane z.B., heute Nachmittag mit dem Fahrrad zu fahren. Das ist jetzt kein außergewöhnlicher Entschluss, das mache ich fast jeden Tag. Ich werde jetzt nicht weiter diese Phantasie ausbauen, aber wir wissen nicht, was uns gehört. Also eigentlich ist es nur eine temporäre Leihgabe. Natürlich eine, um die wir uns auch kümmern müssen. Natürlich werde ich auch alle Vorsichtsmaßnahmen treffen und achte auch meine Bremsen und alles. Und nachdem ich vor ein paar Jahren öfters vom Fahrrad gefallen bin, habe ich mindestens in Kurven und mindestens im Herbst meine Geschwindigkeit erheblich gedrosselt. Sturzhelm, ich habe sogar aufgehört, einen Helm zu tragen, denn solange ich Helm getragen habe, bin ich ständig heruntergefallen. Das scheint irgendeine Wirkung zu haben. Aber ich will das jetzt auch nicht weiter ausbauen. Aber genauso wenig bin ich mein Körper, gehört mir mein Körper, wie, es gehört mir mein Fahrrad. Mein Fahrrad gehört mir auch nicht, auch wenn ich sage, es ist mein Fahrrad. Auch das kann einem jeden Moment genommen werden. Und diejenigen, die in Großstädten wohnen, wissen, dass das etwas sehr Realistisches ist. Als ich in Frankfurt war, mir sind nur zwei Fahrräder geklaut worden, der Eva-Maria ist in den fünf Jahren, glaube ich, jedes Jahr irgendein Fahrrad geklaut worden. Das war uns dann aber nicht mehr weiter tragisch, denn man kauft sich in einer Großstadt entweder kein Fahrrad oder Schlösser, die fast so teuer sind wie ein Fahrrad. Und dann, als ich eine Weile im Westerwald war, dort sind mir regelmäßig die Fahrräder kaputtgegangen, weil das sind außergewöhnliche Belastungen dort. Bis ich mir dann irgendwann ein gutes Fahrrad gekauft habe und das habe ich heute noch, weshalb ich da vielleicht eine gewisse Verhaftung dran entwickelt habe. Aber es könnte mir jeden Tag genommen werden. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, ein Fahrrad ist eine temporäre Leihgabe, die ich habe. Selbst wenn ich dafür bezahlt habe, ich habe dort nicht den Besitz am Fahrrad, sondern ich habe eine, man kann sagen, Leasingrate bezahlt, wobei die Verträge unklar sind. Das heißt, wir wissen nicht, für wie lange dieser Vertrag jetzt ist. Es kann heute weg sein, es kann auch noch ein paar Jahre dauern. Und so ist es eben auch mit dem Körper. Der Körper, den haben wir bekommen, vielleicht das wertvollste Geschenk, nicht nur vielleicht, sondern das wertvollste Geschenk, dass wir in diesem physischen Universum haben können. Gut, Geschenk stimmt auch wieder nicht. Die wertvollste Leihgabe, die wir bekommen haben und es gilt, dass wir uns um diese Leihgabe kümmern, dass wir dankbar dafür sind, dass wir alles tun, damit wir mit dieser Leihgabe als äußeres Instrument alles Mögliche tun können, aber wir sind nicht dieser Körper. Eine Analogie, die ich in letzter Zeit gerne wiederhole in diesem Kontext, ist die Analogie eines Raumanzuges. Angenommen, wir wollten als Menschen den Mars besiedeln. Und ich habe vor kurzem mal so eine interessante, flammende Rede gehört, eigentlich war es eine Hörsendung, warum Menschen den Weltraum besiedeln sollten. Da sagt er, es sieht so auch, als ob in dieser Ecke des Weltraums nur auf der Erde intelligentes Leben ist. Aber die Erde ist ein ausgesprochen sensibler Planet. Braucht bloß irgendein Komet darauf zu fall und das machen regelmäßig Kometen, es braucht nur einen größeren Vulkanausbruch zu geben und auch das hat es regelmäßig gegeben. Alle paar Millionen Jahre gab es auf der Erde einen so großen Vulkanausbruch, dass doch ein relativ hoher Anteil von Tierarten ausgestorben ist. Vor fünfzig bis sechzig Millionen Jahren gab es wahrscheinlich einen Meteoriten, der auf die Erde gefallen ist und alle Dinosaurier umgebracht hat. Manche sagen, es war doch ein Vulkanausbruch. Da gab es jedenfalls um eine ähnliche Zeit einen Meteoriteneinschlag und nur wenige hunderttausend Jahre später einen größeren Vulkanausbruch. Also, das Leben hier könnte jederzeit zu Ende gehen und dann wäre es doch eine Verantwortung des Menschen, dafür zu sorgen, dass nicht, wenn eine dieser regelmäßig passierenden kosmischen Ereignisse kommt, das Leben auf der Erde dann auslöscht. Also wäre es klug, dass Mensch verschiedene Planeten besiedelt. Sei jetzt vieles von dem, was dort behauptet wird, dahingestellt, aber eine interessante Aussage. Jetzt angenommen, wir wollen den Mars besiedeln. Dann kann man natürlich auf der einen Seite – und das wird so diskutiert – riesen Glaskuppeln schaffen mit einer künstlichen Schwerkraft und einer künstlichen Atmosphäre und hätte dann solche Art von Kolonien. Wäre eine Möglichkeit. Eine andere Möglichkeit wäre, Mensch bekommt eine spezielle Art von Raumanzug. Und zwar einen Raumanzug, der ganz genial ist. Einer, der zum einen das Temperaturempfinden modifiziert, denn auf dem Mars gibt es sehr viel höhere Temperaturen und sehr viel niedrigere Temperaturen als auf der Erde. Der Unterschied zwischen Tag und Nacht ist sehr viel höher und von einen Teil auf den anderen, also muss das Temperaturspektrum mit dem Raumanzug reduziert werden und natürlich am günstigsten zwischen plus 15 und plus 35 Grad, so hat der Mensch irgendwo ein Temperaturempfinden. Dann ist natürlich am besten, dass man da hindurch tasten kann. Also, wenn jemand anderes über den Raumanzug streichelt, dann spürt man irgendwo diese angenehme Empfindung, denn Mensch braucht Streicheleinheiten. Und des Weiteren, dass die Gerüche, also es braucht irgendeinen Filter. Es gibt eine Atmosphäre auf dem Mars, die nicht so ist wie hier, also muss dort irgendwo ein Filter sein, der dort solche Stoffe beim Ein- und Ausatmen durchlässt und wieder rauslässt, dass das irgendwie funktioniert. Dass die Partikel auf dem Mars so umgewandelt werden, dass, wenn man ein- und ausatmet, man Gerüche wahrnimmt. Dass also unsere Nase irgendwo das riechen kann. Auch der Hörsinn muss irgendwo modifiziert werden und natürlich kann man das noch endlos weiterbauen. So etwas ist theoretisch denkbar. Und diese eine Hörsendung, die ich dort gehört habe, hat gesagt, das wird es in fünfzig bis hundert Jahren auch geben. Und dann, noch genialer wäre es, wir würden den Raumanzug schon bei der Geburt bekommen oder kurz danach und der würde mit uns mitwachsen. Jetzt Preisfrage. Angenommen, wir gehen dann durch die Gegend, was würden wir von diesem Raumanzug annehmen? Das bin ich. Ich bin der Raumanzug. Und es ist mein Raumanzug und ich bin der Raumanzug. Nehmen wir an, der ist dann so sehr mit dem Körper verbunden, der kann auch nicht mehr abgenommen werden, nur durch eine schwere Operation. Oder nehmen wir mal an, die Medizin schreitet so lange weiter, dass wir dann recht alt werden können und nehmen wir an, nach hundert Jahren muss der Raumanzug gewechselt werden, aber man könnte ihn auch noch länger beibehalten. Was denkt ihr, würde die Leute den Raumanzug wechseln oder ihn beibehalten wollen? Können wir jetzt viel spekulieren. Ihr könnt einen Moment darüber nachdenken, was ihr denkt. Und jetzt die große Aussage ist, dieser Körper ist unser Raumanzug. Wir sind ein Wesen, dass keinen Körper hat, aber um auf dieser Welt zu funktionieren, haben wir einen Raumanzug bekommen, diesen Körper. Und dieser Körper gibt alle Sinneserfahrungen auf der physischen Welt so weiter, dass die Sinneswahrnehmungen – und die Yogis behaupten ja, dass die ganzen Indriyas in der Manomaya- oder Pranamaya Kosha sind. Also, dieser Raumanzug Körper wandelt die Impulse so um, dass alles, was Sinneserfahrungen auf der physischen Welt sind, eben mit der Manomaya Kosha verbunden ist und dass die Jnana Indriyas, die Wahrnehmungsorgange, diese Dinge der physischen Welt wahrnehmen können. Und das, was wir mit unserem Astralkörper tun wollen, Karma Indriyas, dass diese Impulse in den physischen Körper reingehen und auf der physischen Ebene wir Dinge tun. Also, physischer Körper wie ein Raumanzug, den wir für diese physische Welt brauchen. Vor dem Hintergrund ist auch übrigens denkbar, dass wir auch auf anderen Planteten leben können. Vielleicht nicht in diesem Sonnensystem, da scheint es mindestens unwahrscheinlich zu sein, dass es dort mindestens größere Lebewesen gibt. Bei Bakterien sind sich die Wissenschaftler uneinig. Man hat irgendwo auf der Antarktis irgendwelche Meteoriten gefunden, wo manche Wissenschaftler behaupten, da sind irgendwelche Bakterien gefunden worden, die es auf der Erde nicht gibt und niemals gegeben habe, andere bezweifeln das. Vor ein paar Jahren wurde das als sicher dargestellt, dass man auf einem Meteoriten Spuren von nicht irdischem Leben gefunden hat. Einige behaupten das auch weiter, andere bezweifeln das. Aber mindestens die Mehrheit der Zukunftsforscher, die ich höre, gehen davon aus, dass es auf dem Mars irgendwelches Leben gibt oder gegeben hat, aber eben keines, dass eine gewisse nennenswerte Größe hat. Aber in irgendeinem anderen Universum, die Leute dort müssen ja nicht zwei Beine und zwei Hände gehabt haben und die gleiche Schwerkraft und irgendwo diese Zusammensetzung der Atmosphäre gebraucht haben, Leben ist auch in anderen Kontexten möglich. Braucht man halt eine andere Art von Körper-Raumanzug. Also, das ist hier der grobstoffliche Körper. Da könnt ihr mal so ein bisschen vielleicht heute darüber nachdenken und mal so zu überlegen, angenommen, der physische Körper wäre ein Raumanzug. Dann könnt ihr einfach mal so gucken, das könnt ihr auch jetzt machen. Nehmt mal durch euren Raumanzug ein paar bewusste Atemzüge. Hebt mal irgendwo den rechten Arm eures Raumanzuges hoch oder den linken oder was ihr jetzt gerade wollt, aber macht irgendwas. Da könnt ihr tatsächlich merken, „Ja, irgendwo, ich gebe einen Impuls und das hebe ich hoch.“ Aber ihr wisst, es geht nicht alles. Z.B. jetzt, hebt mal euren Raumanzug als Ganzes einen Meter hoch. Wäre jetzt schön, wenn das einer machen würde. Also, der Raumanzug hat seine Grenzen oder Begrenzungen. Natürlich ist das eine Analogie. Das ist jetzt eine moderne Analogie, die selbstverständlich ihre Grenzen hat. Also, der besteht aus dem Grobstofflichen. Und dann heißt es noch, dieser grobstoffliche Körper, der besteht dann aus Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther. Das entspricht vielleicht heute nicht so ganz unserer modernen Wissenschaft, ist ein anderes Körperverständnis. Ich lese es trotzdem mal vor.

50. Teil der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen.

Atma-Anatma Viveka – Die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nichtselbt

„Jetzt sage ich dir genau, was du wissen musst. Die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst. Höre zu und denke darüber im Geist nach.“ (Sankara im Viveka Chudamani 71. Vers)
Also, jetzt beginnt er mit einer der wichtigen Analysen, nämlich die Analyse, Viveka zwischen Atman und Anatman. Atman, dem Selbst und Anatman, das Nicht-Selbst. Und eine Weise, wie er das macht, ist, er klassifiziert jetzt, was das Nicht-Selbst ist. Und zwar zunächst geht er auf den groben physischen Körper ein, einige ganze Verse. Dann anschließend geht er auf das innere Instrument ein, er geht auf die fünf Lebenskräfte ein. Nachdem er all das gesagt hat, dann geht er weiter, nicht nur vom Anatman, sondern er geht auf Maya, die Ursache der Welt des Scheins, ein. Und diese Weise, die er jetzt so macht, ist mit Hilfe von Klassifikation, uns davon zu lösen. Das ist jetzt natürlich die vedantische Klassifikation, man kann natürlich noch andere Klassifikationen wählen. Diejenigen von euch, die z.B. sich schon länger mit Jnana Yoga und Upanishaden beschäftigt haben, die wissen, man findet auch im Jnana Yoga unterschiedliche Schöpfungsgeschichten. Es gibt unterschiedliche Beschreibungen, was ist das Universum. Es gibt unterschiedliche Klassifikationen unserer Psyche. Die Klassifikation hat eben den Hauptgrund, dass wir lernen, uns davon zu lösen. Es ist z.B. ein Unterschied, ob wir sagen, „Ich bin krank.“ oder sagen, „Mein Körper ist krank.“ oder „Der Magen produziert zuviel Salzsäure und deshalb gibt es irgendwelche Probleme im Magen und Leber.“ oder „Mein Pitta ist übersteuert und dieses übersteuerte Pitta manifestiert sich jetzt gerade als eine Entzündung der Haut, die medizinisch auch als Neurodermitis bezeichnet wird.“ Es ist ein Unterschied zu sagen, „Ah, mir geht es wieder so schlecht.“ Oder es ist ein Unterschied zu sagen, „Die Manomaya Kosha ist momentan in einem rajasigen Zustand.“ oder zu sagen, „Ich bin total verärgert. Der hat mich total kirre gemacht.“ Und auf diese Weise geht jetzt Sankara vor. Erstens, um etwas zu beschreiben, dass wir lernen, mit etwas mehr Abstand diese Dinge anzugucken. Selbst unsere Emotionen, selbst die können wir mit Abstand angucken. Die können immer noch da sein, aber wir können sie irgendwo klassifizieren und dann beobachten. Jetzt gebraucht er die alte Ayurveda-Klassifikation der Bestandteile des grobstofflichen, physischen Körpers.

Teil 49 der Niederschrift eines Vortrags im Rahmen eines Yogalehrer Ausbildungs-Seminars mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg im Teutoburger Wald. Thema dieses 9-tägigen Vedanta-Seminars war „Viveka Chudamani von Sankaracharya“. Erklärungen für die Sanskrit Ausdrücke findest du im Yoga Sanskrit Glossar. Dieser Blog ist nicht geeignet für Yoga Anfänger. Er ist vielmehr gedacht für Menschen, die sich in Yoga Philosophie auskennen und regelmäßig Meditation praktizieren, sich als spirituelle Aspiranten verstehen. Yoga Anfängern wird das Yoga Anfänger-Portal empfohlen. <